Kapitel 1

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Ludmilas Sicht

>>Ach komm schon Ludmi, lass uns Party machen!<< Diego und Leon standen in meinem Zimmer und versuchten mich verzweifelt davon zu überzeugen, mit ihnen in eine Disco zu gehen. >>Vergesst es! Wir schreiben morgen einen Geschichtstest! Schon vergessen? Ich muss die Biografie von Juan Diaz de Solis auswendig lernen. Was euch auch empfehlen würde, wenn ihr eine gute Noten schreiben wollt.<< Ich sah nicht einmal von meinen Aufzeichnungen auf. Wir besuchen eine Musikschule und angesichts der Tatsache, dass der Großteil unserer Mitschüler so schlau, wie eine Tomate ist, sollte es eigentlich ein leichtes sein, Jahrgangsbeste zu werden-so wie jedes Jahr. Doch seit ein paar Monaten hatte ich ein gewaltiges Problem, dass auf den Namen Violetta hörte. >> Wer ist das überhaupt?<< fragte Leon mich, hob jedoch abwehrend die Hand, als ich es ihm erklären wollte. >>Sag es mir nicht. Wenn ich zu viel lerne, bevor ich Alkohol trinke, fühlt sich mein Gehirn jedes Mal so an, als würde es gleich zu Matsch zerfallen, wenn ich am nächsten Tag aufwache.<< Ich seufzte. >>Jungs, ihr wisst doch, wie viel ich zu tun habe. Ihr könnt doch einfach ohne mich gehen.<< Mein Bruder grinste. >>Niemals! Das Ameisenvolk will auch kommen und was sollen die denken, wenn du Zuhause bist, während ich feiern gehe. Außerdem wollen wir Andres ein wenig reinlegen und das geht nun mal nur mit einem Mädchen.<< Sofort wurde ich hellhörig. >>Reinlegen? In wie fern? << Diego grinste. >>Sagen wir mal so: Danach wird er auf jeden Fall anfangen zu weinen, also sollten wir es aufnehmen.<< Die beiden lachten und sofort hatten sie mich umgestimmt. >>Na gut, ich bin dabei, aber Mitternacht sind wir wieder hier, klar?<< Diego nickte.

Die Disco war dunkel und stickig und verdammt laut. Diego zog mich am Arm hinter sich her und steuerte direkt auf die Bar zu, wo Leon gerade auf Andres einredete. >>Natürlich, ich würde dich doch niemals anlügen, sie ist total verknallt in dich.<< Mir war sofort klar, dass ich damit gemeint war. Also spielte ich das unschuldige, kleine Mauerblümchen. >>Oh, hi Andres! Ich wusste gar nicht, dass du auch kommen wolltest. Wie geht es dir?<< Ich hielt ihm meine Hand freundlich zur Begrüßung hin und er schüttelte sie. >>Oh Ludmila! Leon hat gesagt, dass ich kommen soll. Er meinte, du wolltest das so.<< Ich lächelte. >>Natürlich. Wollen wir vielleicht zusammen etwas trinken gehen?<< fragte ich und zog ihn dann hinter mir her. Wir mussten den Plan nicht absprechen, mir war gleich klar, was sie vor hatten und wie jedes Mal spielte ich mit. Andres bestellte für uns und kam dann wieder auf mich. >>Äh...Und...wie gefällt es dir hier?<< fragte er dümmlich und kratzte sich nervös am Hinterkopf. >>Fabelhaft! Ich bin aber auch in bester Begleitung.<< sagte ich und zog ihn dann an mich heran. Ich legte meine Hände um seinen Hals und spürte seinen Puls regelrecht rasen unter meinen Fingerspitzen. Dann beugte er sich zu mir und wollte mich tatsächlich küssen. Innerlich konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. >>Darf ich abklatschen?<< fragte Leon, der meine Hand ergriff und mich von Andres wegzog, der fast auf die Nase fiel, als er das Gleichgewicht verlor. Und als Leon mich nun stürmisch auf den Mund küsste und gegen die Bar drückte, fielen Andres fast die Augen heraus. Als er niedergeschlagen davontrottete, löste ich mich wieder von Leon, der schelmisch grinste.  >>Gut geküsst.<< sagte ich. >>Das kann ich nur erwidern.<< antwortete er. Diego kam auf uns zugelaufen. >>Ich hab es auf Band, wer von euch ist dabei, wenn ich es ihm morgen unter die Nase reibe?<< Die Frage war rein rhetorisch, also reichte als Antwort nur ein Lächeln unsererseits. >>Wenn wir das auch geklärt haben, können wir dann endlich in die V.I.P.-Lounge?<< fragte Leon.

>>Name?<< brummte der Türsteher, der vor einer Treppe stand, die zum exklusiveren Teil der Disco führte. >>Ludmila und Diego Ferro und Leon Vargas.<< antwortete Diego und sofort setzt er ein Lächeln. >>Oh, Señor Ferro und seine Schwester! Schön, dass Sie und Señor Vargas uns wieder mit ihrer Aufmerksamkeit beehren.<< Dann lies er uns durch und wir steigen die Treppe empor. Hier oben tanzte nur die Elite der Elite und deren Kinder- dachte ich zumindest. Doch, als ich Maximiliano, das rappende Nilpferd ein paar exotische Tanzschritte aufs Parkett legen sah, wurde mir fast übel. >>Was machen die denn hier?<< fragte Leon angewidert und rümpfte die Nase, als wir auch noch Camila, Francesca und den Rest der Versager wie ein Haufen Irrer durch die Gegend springen sahen. >>Was machen die da?<< fragte ich überrascht, als ich beobachtete, wie Violetta zusammen mit ihren Freundinnen seltsame Bewegungen ausübte. >>Ich vermute, sie tanzen.<< erklärte Diego schulterzuckend. >>Ist ja auch egal, ich geh uns etwas zu trinken holen.<< sagte Leon. >>Warte ich begleite dich.<< bot ich an und folgte ihm dann.

Als einer der Cocktailmixer gerade dabei war unsere Getränke zu mischen, unterhielt ich mich mit Leon. >>Was denkst du, wieso sie hier sind?<< fragte ich ihn. Er schüttelte den Kopf. >>Ich hab wirklich keine Ahnung. Aber so lange sie sich von uns fernhalten, ist es mir ziemlich egal.<< sagte er. >>Vermutlich hast du Recht. Also, was macht ihr sonst so, wenn ihr hier seit?<< fragte ich neugierig. Leon grinste. >>Das.<< Und wieder zog er mich an sich, um mich zu küssen. Ich erwiderte den Kuss natürlich. Leon und ich sind nicht zusammen. Und wenn ich ihn küsse, fühle ich auch nicht so etwas wie Zuneigung oder Liebe. Es war wie ein Spiel, dass wir spielten, wenn uns langweilig wurde. Und ich liebe es Spiele zu spielen.  >>Könntet ihr bitte ein Stück zur Seite gehen, damit ich vorbei komme?<<


Fedemila und Diecesca- Mit dir oder ohne dich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt