Kapitel 8

108 9 3
                                    

Francescas Sicht

Nach einer ausführlichen Standpauke von Violettas Vater, der anscheinend gerne die Spaßbremse spielte, lies er uns allein, um mit einem Geschäftspartner einige Angelegenheiten zu besprechen. >>Mein Vater ist so was von übervorsorglich!<< beschwerte sich Violetta, als wir an der Bar ankamen. Während ich mich für ein dunkelblaues Cocktailkleid mit Herzausschnitt entschieden hatte, trug Violetta ein rotes, bodenlanges Kleid mit einer Schleppe. >>Er macht sich ja nur Sorgen um dich.<< verteidigte Federico Vilus Vater. >>Ja, aber manchmal übertreibt er es echt.<< seufzte sie. Dann wandte sie sich de, Barkeeper zu. >>Ein Long Island Icetea bitte.<< Federico warf ihr einen finsteren Blick zu. >>Was denn? Glaubst du ich trinke hier O-Saft?<< Gereizt wandte sie sich ab. Ich wollte mich gerade einmischen, als ich zwei mir durchaus bekannte Personen bemerkte, die gerade den Raum betraten. Die Ferrogeschwister. >>Was machen die denn hier?<< fragte ich verwundert und versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen. Auch Federico schien die Anwesenheit der beiden unangenehm zu sein, denn er wippte nervös mit dem Fuß. Ludmila trug ein wunderschönes Kleid und schien auf dem roten Teppich zu Hause zu sein. Und Diego...sah in dem dunkelgrauen Anzug einfach nur fabelhaft aus. Er lief auf eine Frau in einem goldenen Kleid zu. >>Das ist bestimmt Señora Ferro. Sie sieht Ludmila ziemlich ähnlich.<< murmelte Vilu. Federico zog den Kopf ein und wandte sich ab. Was ist denn mit dem los? Er verhielt sich ja so, als würde Mama Ferro ihm jedes Sekunde die Augen auskratzen. >>Wir sollten wo anders hingehen.<< stammelte er nervös, als Diego auf uns zugelaufen kam. Schnell strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und zupfte an meinem Kleid herum. Violetta musterte mich seltsam, sagte aber nichts. Doch Diegos Blick lag nicht auf mir- wieso auch? Ich bin schließlich Luft für ihn. Nein, stattdessen starrte er Federico wütend an und bestellte dann etwas an der Bar- ohne uns noch eines Blickes zu würdigen. Mit hochrotem Kopf sah Fede überall hin, nur nicht zu den Ferros. Das war fast schon etwas zu verdächtig. Das fiel nicht nur mir auf, sondern auch Vilu, die dem ganzen dann doch auf den Grund gehen wollte. >>Was genau ist heute im Studio zwischen dir und Ludmila vorgefallen?<< fragte sie, als Diego mit 3 Sektgläsern wieder abgezogen war. Neugierig beobachtete ich, wie er seiner Mutter und Schwester ein Glas reichte und dann einen Arm um Ludmila legte. >>Naja...also...<< drückte sich Fede vor der Antwort. >>Sag schon!<< forderte Vilu ungeduldig. Seufzend setzte sich Fede auf einen der Barhocker. >>Es könnte durchaus sein, dass ich den Hass der Ferros ein ganz klein wenig provoziert habe, indem ich Ludmila drohte, ihrer Mutter zu verraten, dass ihr Bruder in der Geschichtsarbeit betrogen hat. Das fanden die wohl nicht so lustig.<< gab er kleinlaut zu. Geschockt gab Violetta einen kleinen Schrei von sich. >>Bist du völlig verrückt geworden? Niemand legt sich mit den Ferros an! Es ist ein Wunder, dass dich Leon und Diego noch nicht zusammen geschlagen haben.<< flüsterte sie und sah sich unsicher um. >>Ich weiß selber, wie dumm das war.<< murmelte Fede nur. >>Vilu, komm ich möchte dich jemanden vorstellen.<< Plötzlich tauchte German hier auf und schleppte Vilu mit sich.

Nachdem auch Federico mit einem entschuldigenden Lächeln verschwunden war, weil sein Manager, der ganz zufällig auch hier war, ihm einige wichtige Sponsoren vorstellen wollte, saß ich nun ganz allein an der Bar und nippte an meinem Saft. Im Gegensatz zu Vilu wolle ich nämlich nüchtern bleiben. >>Hey.<< Erschrocken drehte ich mich um. Diego lies sich auf den Platz neben mich fallen. >>Hallo.<< murmelte ich schüchtern und unterdrückten den Impuls gleich ohnmächtig zu werden. Der mit Abstand süßeste Junge des Studios setzte sich neben mich. MICH! Neugierig musterte Diego mich. >>Willst du irgendetwas bestimmtes?<< fragte ich ihn mit zittriger Stimme. >>Nein, ich bin einfach nur auf der Suche nach guter Gesellschaft.<< Guter Gesellschaft? Aber die fand er sicher auch bei seiner Schwester, seiner Mutter oder Leon, der vor einer halben Stunde ebenfalls hier aufgetaucht war. >>Okay.<< sagte ich nur und könnte mich dafür ohrfeigen. >>Ja. Ludmi ist mit unserer Mutter auf Schleimtournee und Leon macht mit Violetta auf den Toiletten rum.<< Überrascht riss ich die Augen auf. >>Leon und Violetta?<< Wann war das denn passiert? Und wieso hatte meine beste Freundin nichts davon erzählt? Wir reden doch sonst über alles! Naja, fast alles. Immerhin hatte ich ihr auch nicht verraten, dass ich auf Diego stehe, aber das ist etwas anderes. Oder? Diego lachte. >>Ja, sag nicht, sie har dir nichts davon gesagt. Ihr Mädchen redet doch stundenlang über solche Dinge.<< Sein Lachen erstarb, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte. >>Sorry, ich wollte eure Freundschaft nicht zerstören oder so. Ich dachte wirklich, du wüsstest davon.<< Wütend sprang ich auf. >>Genau! Ihr Ferro-Geschwister macht ja nie etwas mit Hintergedanken oder weil es euch erfreut, wenn andere Menschen leiden!<< rief ich sarkastisch und schüttelte voller Zorn en Kopf. Was hatte ich denn erwartet? Dass er ganz tief in seinem Inneren ein ganz netter Kerl war? Wie konnte ich nur so naiv sein? Und als Diego nur mit den Schultern zuckte, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und rannte davon.

Weinend stürzte ich in eine Kabine der Damentoilette und ließ mich mit einem Schluchzen auf den Boden fallen. Er war all das, was ich an einem Menschen verabscheute. Hinterhältig, arrogant, gemein und unberechenbar. Wieso habe ich mich dann in ihn verliebt? Am liebsten würde ich ihn vergessen, aber dann lächelt er mich an und....Verdammt! Ich will ihn auf keine Art und Weise mehr lieben. Ich will kein gebrochenes Herz, doch ich kann nicht ohne ihn sein! Egal wie oft ich mir sage, dass er mich nicht verdient hat...er ist immer noch in meinem Herzen.

>>Fran? Bist du das?<< Ich erschrak, als ich bemerkte, wem diese Stimme gehörte. Diese sanfte, liebevolle Stimme, die mir jedes Mal Trost spendete, wenn ich mal wieder am verzweifeln war. Am liebsten hätte ich die Tür aufgestoßen und wäre Violetta um den Hals gefallen. Doch dann fiel mir wieder ein, was sie vor mir verheimlicht hatte und von wem ich die frohe Botschaft erfahren musste. >>Wieso hast du es mir nicht gesagt?<< schniefte ich und wartete auf ihre Reaktion. Doch es erwartete mich nur Schweigen. Langsam verließ mich die Geduld. >>Verdammt! Wieso hast du es mir nicht gesagt?!<< kreischte ich, sprang auf und schloss die Tür auf. Violetta konnte mir nicht ins Gesicht sehen. >>Ich habe wirklich keine Ahnung, wovon du sprichst.<< murmelte sie und starrte auf den Boden. >>Ich musste es von Diego erfahren! Von Diego! Wir sind beste Freundinnen Vilu, du hättest es mir sagen können. Ich hätte dich doch niemals verurteilt.<< Vilus traurige Miene wandte sich mir zu. >>Ach ja? Und wieso hast du mir nichts davon gesagt, dass du total auf Diego stehst? Ich habe dein Notizbuch gefunden. Du hast es bei mir liegen lassen, als wir Geschichte gelernt haben. Diese Herzchen mit F+D haben mir schon alles gesagt.<< Verbittert sah sie mich an. >>Du hast mich ebenso angelogen, wie ich dich.<< Kopfschüttelnd lief ich an ihr vorbei. Vor der Tür blieb ich stehen. >>Nein, du hast eine Affäre mit León und ich bin nur heimlich in Diego verknallt. Was ist wohl schlimmer?<< Ich wartete keine Antwort ab, sondern stürzte gleich aus dem Raum.

Natürlich traf ich dann ausgerechnet auf Fede, doch dieser bemerkte mich gar nicht. Er hatte nur für eine Augen. Für Ludmila. Ludmila? Und diesmal lag keine Angst in seinem Blick. Nein, sondern Bewunderung. Und als er sich dann von seinem Barhocker erhob, um ihr auf den Balkon zu folgen, fielen mir fast die Augen heraus. Ich wollte den beiden gerade unbemerkt folgen, als mich jemand am Arm berührte. Erschrocken drehte ich mich um. Zu meiner Überraschung war es Diego. >>Was willst du?<< knurrte ich ihn an. >>Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut. Ich wollte dich nicht verletzen. Das war nicht meine Absicht. Denn egal, was alle glauben mögen: es erfreut mich nicht, wenn andere Menschen leiden. Vielleicht denkst du das, aber es ist nicht so. Mir war nicht klar, dass Violetta es dir nicht erzählt hat.<< Er sah auf den Boden und seufzte. >>Naja, es tut mir jedenfalls leid. Das wollte ich dir nur sagen.<< Er wollte gehen, doch ich hielt ihn auf. >>Schon gut, ich glaube dir.<< murmelte verlegen und lächelte ihn schüchtern an. >>Na wenn das so ist, willst du dann mit mir tanzen? Ich langweile mich hier noch zu Tode. Es sei denn du kannst keinen Walzer tanzen, denn andere Musik gibt es zu meinem Bedauern nicht.<< Er hielt mir seine Hand hin. Wiederwillig ergriff ich sie und ließ mich von ihm auf die Tanzfläche führen. 

Da jetzt endlich Herbstferien sind, werde ich wieder ein paar neue Kapitel veröffentlichen. Ich würde mich riesig über euer Feedback freuen. LG twins505 : )  


Fedemila und Diecesca- Mit dir oder ohne dich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt