Federicos Sicht
Ich sah die Angst in ihrem Gesicht. Sie versuchte es zu verstecken- sicherlich mit aller Macht, aber ich konnte dennoch entziffern, was unter ihrer Maske aus Perfektion und Zurückhaltung geschrieben stand. >>Es ist unhöflich, andere Leute auszuspionieren.<< meinte Ludmila nur und strich ihren Rock gerade, obwohl dieser keine einzige Falte aufwies. >>Nein, es ist unhöflich, andere Menschen wie ihre Sklaven zu benutzen oder sie grundlos zu beleidigen. Und aus welchem Grund? Weil Mamá und Papá stolz auf dich sein sollen? Das ist doch lächerlich!<< Ich verschränkte die Arme vor der Brust und dachte noch nicht einmal daran, wegzutreten. Es mag ja sein, dass ich neu hier bin. Aber ich werde nicht tatenlos dabei zusehen, wie jemand meine Freunde terrorisiert und schlecht macht, nur um selber besser dazustehen. Ludmila lächelte mich finster an. >>Lass mich raten, du bist ein Italiener aus irgendeinem Kaff, in dem weniger Einwohner leben, als auf dem Mond jemals waren und du hast immer in der Pizzeria deiner Eltern Karaoke gesungen, was deine Familie so toll fand, dass sie dich bei einer sinnlosen Castingshow angemeldet haben, die eh nur von hirnverbrannte Idioten angesehen wird und in dessen Jury Leute sitzen, von denen man noch nie etwas gehört hat. Dort hast du dann gewonnen und jetzt denkst du, dass du dich hier wie ein Star aufführen kannst, nur weil ein paar naive zwölfjährige Mädchen in Italien mit aufgerissenen Augen und begeistertem Gesichtsausdruck deinen Namen schreien, wenn du auf der Bühne stehst.<< Verdattert sah ich sie an. >>Äh...<< wollte ich erwidern, doch mir viel beim besten Willen nicht ein, was ich ihrer Aussage entgegenbringen konnte. Denn wenn ich es mir eingestehe, hatte sie letzten Endes Recht. >>Na, habe ich ins Schwarze getroffen?<< fragte Ludmila süffisant und warf ihr Haar zurück und schwebte regelrecht an mir vorbei. >>Ach ja Federico?<< begann sie, bevor sie gang. >>Du weißt rein gar nichts über mich, also wage es ja nie wieder mir zu drohen.<< Mit diesen Worten lief sie auf Natalia zu, die am anderen Ende des Flures auf sie gewartet hatte.
Immer noch total verwirrt von Ludmilas Worten kam ich nun im Park an und setzte mich nachdenklich neben Violetta.>> Oh hey Fede, da bist du ja endlich. Was ist los?<< Besorgt musterte sie mich, während sie an einem Schoko Muffin knabberte, den Olga ihr mitgegeben hatte. >>Ich glaube Ludmila hat mir gerade mein ganzes Leben erklärt.<< murmelte ich und starrte in Richtung der Ferro-Geschwister, die soeben mit Naty und Leon im Schlepptau das Studio verließen. >>Ach so. Ja, das macht sie ständig. Sie sieht dich an und weiß sofort, was du denkst. Früher dachte ich immer, sie würde heimlich meine Tagebücher lesen – so viel wusste sie über mich. Aber jetzt ist mir klar, dass sie einfach nur unnormal schlau ist – oder vollkommen durchgeknallt.<< Sie kicherte und unter normalen Umständen hätte ich in ihr Lachen eingestimmt, aber heute war es anders. Vielleicht lag es daran, dass ich der Meinung war, dass wir nicht besser waren als sie, wenn wir genauso wie sie über andere lästerten oder sie verurteilten. Oder es lag einfach nur an der Tatsache, dass Ludmila ihrem Bruder etwas zuflüsterte und dann in meine Richtung zeigte. Ja, dass war sogar sehr viel wahrscheinlicher, als die erste Möglichkeit, denn bei dem Blick, den mir nun Diego und auch Leon zuwarfen, wäre jedem das Lachen erstorben. >>Sieh einfach nicht hin. << flüsterte Vilu mir zu und winkte dann Fran zu, die auf uns zusteuerte. >>Hi Leute. Wie geht es euch?<< fragte sie und setzte sich neben und auf die Bank. >>Also mir geht es prima, aber Fede wurde gerade geferrot.<< Jetzt starte ich meine beste Freundin mit offenen Mund an. >>Geferrot?<< fragte ich vollkommen ahnungslos. Die beiden Mädchen lachten. >>Geferrot bedeutet soviel wie: von den Ferros schlecht behandelt.<< erklärte Vilu. Ah, jetzt verstand ich. >>Also, was haben sie gemacht?<< fragte Francesca, die in ihren Apfel biss. >>Ludmila hat Fede angegiftet und sich aufgeführt als wäre sie eine Hellseherin.<< meinte Vilu belustigt. >>Echt jetzt? Und das an Fedes erstem Tag? Normalerweise wartet sie eine Woche, bis sie den Neuankömmlingen zeigt, wer ihrer Meinung nach der Boss ist. Ich schätze sie warten ab, um zu sehen, wer sich als gefügig erweist und wer nicht. Du musst also ihre Aufmerksamkeit geweckt haben.<< Francesca lachte. Wenn ich darüber nachdenken, dass ich Ludmila gedroht habe, ihrer Mutter zu verraten, dass ihr Bruder in der Schule betrügt, wenn sie meine Freunde nicht in Frieden lässt, könnte ich mich selbst ohrfeigen. Wie konnte ich nur so naiv sein, mich mit den mit Abstand hinterhältigsten Schülern im ganzen Studio anzulegen? Es war ja nur klar, dass ich mit meinem Plan scheitere. Aber vor allem schämte ich mich dafür, was ich zu Ludmila gesagt habe. Nicht, weil sie es nicht verdient hätte oder es nicht gerechtfertigt war, sondern weil ich so keinen Deut besser war, als Ludmila und ihr Gefolge. Und ich wollte besser sein. Ich wollte ein guter Mensch sein. Sei es auch nur um meine Familie stolz zu machen. >>Hey, Leute?<< Vilu riss mich aus meinen Gedanken. >>Papá schleppt mich heute Abend zu irgend so einer dummen Gala. Wieder einmal so eine Wohltätigkeitssache. Habt Lust mich zu begleiten. Mein Vater sagte ich dürfe jemanden mitbringen. Die Leute dort reden wahrscheinlich eh nur über Politik und Wirtschaft und dergleichen und ich könnte echt etwas Gesellschaft gebrauchen.<< Sie lächelte uns fragend an. Francesca war sofort Feuer und Flamme. >>Klar, ich komm mit. Das wird bestimmt lustig.<< rief sie fröhlich. Ich konnte mir vorstellen, wie verloren sich Vilu auf einer solchen Veranstaltung fühlen würde. >>Okay. Ich bin auch dabei. Ich kann ja schlecht meine beste Freundin im Stich lassen. <<
So mal wieder ein neues Kapitel für euch. : ) Leider komme ich mit der anderen Geschichte nicht weiter und deshalb schreibe ich erstmal nur an dieser Geschichte. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. LG @twins505
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Fedemila und Diecesca- Mit dir oder ohne dich?
FanfictionGut oder Böse? Das ist hier die Frage! Die ehrgeizige Blondine Ludmila Ferro, die immer die Beste sein will und wie ein antrainiertes Hündchen auf ihre Mutter hört trifft auf den charmanten Italiener Federico, der alles für seine Familie und für s...