Ludmilas Sicht
Ich saß an einem der Barhocker und beobachtete, wie mein Bruder und Francesca miteinander tanzten und mit übertriebener Lautstärke die Lieder mitgrölten. Naty musste eher gehen, also saß ich hier vollkommen allein. Federico kam auf mich zu geschlendert und setzte sich auf den freien Barhocker neben mir. >>Wieso tanzt du nicht?<< fragte er und bestellte sich etwas zu trinken. Ich beachtete ihn einfach nicht. Das letzte was ich jetzt wollte war von Federico genervt zu werden. >>Sind wir heute etwa schlecht gelaunt?<< fragte er und sah mich an. >>DU kannst mir glauben, dass sich das ändern wird, sobald du weg bist.<< giftete ich. Federico grinste mich nur an. >>Eigentlich hatte ich nicht vor, so schnell zu gehen.<< Ich verdrehte genervt die Augen. >>Na gut, dann werde ich eben gehen.<< Schon war ich aufgestanden, um hier zu verschwinden, doch er hielt mich am Arm fest. >>Nein. Warte! Ich will, dass du bleibst.<< Langsam lies ich mich zurück auf den Barhocker sinken. >>Wieso?<< Verwundert sah ich ihn an. >>Ich schätze einfach deine Gesellschaft. Außerdem wollte ich dich etwas fragen.<< Leicht errötet sah ich auf den Boden. >>Was willst du wissen?<< Ich versuchte ihn nicht anzusehen, doch mein Blick schweifte wie automatisch immer wieder zu ihm. >>Wieso bist du so nett zu Francesca?<< Überrascht blickte ich auf. >>Was ist das denn für eine dämliche Frage?<< Federico zuckte nur mit den Schultern. Du bist sonst nicht der Typ Mensch, der andere gerne umarmt.<< Ich zog eine Augenbraue hoch. >>Ach ja? Und du weißt das, weil?<< giftete ich ihn an. >>Ach komm. Du kannst mir nicht erzählen, dass du von heute auf morgen der emotionalste Mensch der Welt geworden bist.<< Ich sah ihn bitterböse an. >>Mein Bruder mag Francesca. Das ist der einzige Grund. Er hat mich darum gebeten, nett zu ihr zu sein. Weil sie ihm viel bedeutete.<< Federico lachte. >>>Und das ist der einzige Grund?<< fragt er zweifelnd. Ich dachte gar nicht daran, ihm zu antworten, schließlich war ich ihm keinerlei Rechenschaft schuldig. Stattdessen wendete ich mich von ihm ab und nippte an meinem Drink. >>Ach komm schon Prinzessin, jetzt sei nicht eingeschnappt. Lass uns lieber etwas tanzen.<< Er hielt mir seine Hand entgegen, doch ich sah ihn nur empört an. >>Nur über meine Leiche und wer hat dir gestattet, mich so zu nennen?<< fragte ich ihn bissig. Er lachte. >>Jetzt sei nicht so verklemmt. Also Eure Hoheit, hiermit bitte ich Euch voller Inbrunst mir diesen Tanz zu gestatten.<< Ich konnte ein Grinsen unterdrücken. >>Weißt du überhaupt, was Inbrunst bedeutet?<< fragte ich zweifelnd. >>Nein, aber es hörte sich in diesem Zusammenhang vernünftig an. Und jetzt komm.<< Zögerlich ergriff ich seine Hand. Als er mich lächelnd zur Tanzfläche zog, hoffte ich inständig, dass er meinen rasenden Puls nicht spüren konnte, als wir von der Menschenmasse dicht aneinander gedrängt uns zum Takt der Musik bewegten.
Während wir tanzten, vergaß ich alles um ich herum. Meine Mutter, die sicherlich gerade mit einer Tasse Tee an irgendwelchen Statistiken saß, meinen Vater, der sich hundertpro schreckliche Sorgen im mich machte und meinen Bruder, der soeben mit Francesca tanzte. Doch dann erhaschte ich einen Blick auf meine Armbanduhr und musste überrascht feststellen, dass es schon nach 23 Uhr war. >>Oh verdammt!<< rief ich und drehte mich um, um von der Tanzfläche zu rauschen. Im Laufen kramte ich in meiner Handtasche nach meinem Handy, um den Fahrer zu benachrichtigen. >>Was ist denn los?<< fragte Federico, der mir hinterhergerannt war. >>Nichts. Mir ist nur gerade aufgefallen, wie spät es schon ist und dass ich dringend nach Hause muss.<< Federico runzelte die Stirn. >>Aber morgen fängt der Unterricht doch erst später an.<< meinte er verdutzt. >>Ja, aber ich habe meiner Mutter versprochen, ihr morgen bei dieser Sache zu helfen. Irgend so ein Spendending. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns morgen.<< Und dann lies ich ihn stehen und verließ die Karaoke-Bar.
Als der Fahrer schließlich vor dem Hauptgebäude hielt, um mich rauszulassen, bedankte ich mich und verschwand dann durch den Haupteingang im Inneren des Gebäudes. In der Eingangshalle zog ich meine hohen Schuhe aus, da diese auf dem Marmorboden nur unnötig viel Aufmerksamkeit erregen würden. Als ich schließlich die Treppe hochschlich und in mein Zimmer schlüpfte, wollte ich mich einfach nur noch in mein Bett fallen lassen, um zu schlafen. Nur leider habe ich meine Rechnung nicht mit meiner Mutter gemacht, die mit einer Seelenruhe auf meinem Bett saß und mich provozierend ansah. Als ich sie bemerkt hatte, war ich zusammengezuckt und wich nun einige Schritte nach hinten. >>Mutter. Was machst du denn hier?<< fragte ich sie mit einem möglichst glaubwürdigen Lächeln. >>Ich habe auf dich gewartet. 2 Stunden. Kannst du mir verraten, wo du warst?<< Sie stand auf und strich sich die Kleidung glatt. Ihre langen glatten Haare waren zu einem strengen Knoten nach hinten gebunden und in ihrem Business-Kostüm, sah sie aus wie eine Stewardess. Nicht das ich diesen Gedanken jemals gewagt hätte auszusprechen. >>Bei einer Lerngruppe mit Naty und ein paar anderen Mädchen aus meiner Biologieklasse.<< log ich und presste mich an die Wand. Nur weit weg von ihr. >>Du lügst. Ich kann es sehen. Es ist das Flackern der Angst in deinen Augen.<< Meine Mutter stand auf- sie sah nicht besonders sauer aus, aber mir war klar, dass sie innerlich vor Wut kochte. Sie hasste es, wenn ich nicht das tat, was sie wollte. Doch noch mehr verabscheute sie es, wenn man sie anlog. Dann fühlte sie sich dumm und nutzlos und eine Priscilla Ferro war sicherlich alles, aber nicht dumm und nutzlos. >>Ich toleriere es, wenn dein Bruder die Nächte durchmacht und sich mit einem naiven Dummchen amüsiert, dass er in irgendeiner Bar aufgetrieben hat, aber von dir habe ich doch ein bisschen mehr Vernunft und Intelligenz erwartet. Wir haben einen Ruf zu verlieren, Ludmila!<< Meine Mutter stand nun mit einem finsteren Gesichtsausdruck vor mir. >>Es tut mir leid. Ich wollte nicht...<< begann ich, doch sie unterbrach mich. >>Ach sei still. Ich kann dein elendiges Gejammer nicht mehr hören. Wir sprechen morgen darüber; ich habe Migräne.<< Mit diesen Worten verlies sie mein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Erleichtert atmete ich auf. Langsam lief ich zu einem der Fenster und lies mich auf die darunter stehende Fensterbank sinken. Als ich nach draußen sah, schweifte mein Blick durch die gigantische Gartenanlage. Ich wusste, dass meine Eltern überall auf dem Grundstück Überwachungskameras anbringen lassen haben. Also selbst wenn ich aus meinem Fenster geklettert wäre, den Mut zum Runterspringen aufgebracht hätte und den Sturz auch noch überlebt hätte, wäre ich nicht weit gekommen. Wir haben über 5 Sicherheitsbeauftragte um uns herum. Die Anzahl stieg und sank je nach Launen meines Vaters. So oder so einer von denen hätte meinen Fluchtversuch auf den Kameras beobachtet und wäre sofort auf mich zugestürzt, um mich zurück ins Haus zu schleifen. Federico hatte Recht. Mein ganzes Leben war ein einziger goldener Käfig. Ich erschreckte mich beinah zu Tode, als mein Handy plötzlich piepte und die herrschende Ruhe unterbricht. Es war Federico.
F: Ist Eure Hoheit gut zu Hause angekommen? : )
L: Ja.
F: Warum so kurz angebunden, Prinzessin?
L: Ich bin nur müde.
F: Dann schlaf schön. Wir sehen uns morgen.
L: Du auch.
Ich legte mein Handy zur Seite. Ich wollte mich jetzt einfach nur noch in mein Bett legen und die müden Augen schließen. Ich bin mir sicher, dass meine Mutter mich morgen in aller Früh wecken würde, um mich zu dieser Veranstaltung zu schleppen.
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Fedemila und Diecesca- Mit dir oder ohne dich?
FanficGut oder Böse? Das ist hier die Frage! Die ehrgeizige Blondine Ludmila Ferro, die immer die Beste sein will und wie ein antrainiertes Hündchen auf ihre Mutter hört trifft auf den charmanten Italiener Federico, der alles für seine Familie und für s...