Adrien

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Mit schnellen Schritten eilte ich in mein Zimmer und schloss die Türe ab. Hastig suchte ich zwischen meinen ganzen Sachen, bis ich Plagg entdeckte, den käsefressenden Kater. Besser gesagt, den Miraculous von ihm. Kurz musste ich an die alte Zeit denken. Wir hatten viel erlebt und durchgemacht. Doch da er mich nur nervte und versuchte abzuhauen, legte ich ihn ab, wenn ich ihn nicht brauchte. Den Ring hatte ich immer in der ursprünglichen Schatulle. Heute war er nur noch Uniform.

Ich nahm mir den Miraculous und betrachtete den silbernen Ring. Er glänzte im Licht der untergehenden Sonne. Ich setzte mir den Ring auf meinen Finger. Ein grünes Blitzen erhellte kurz mein Zimmer, da schwebte auch schon der schwarze Kater vor meiner Nase rum. Ich lächelte halbwegs freundlich. Plagg erschrak wohl, denn er versuchte durch meine Tür zu fliehen, mal wieder. Doch statt durchzukommen, prallte er ab. Schon wieder. Sofort versuchte er über ein Fenster zu verschwinden, doch auch wieder prallte er ab. Am Anfang war dies noch ganz witzig gewesen, doch heute nervte es nur noch.

Ängstlich sah er mich an, ich verschränkte nur meine Arme vor der Brust. ,,Plagg, du kannst hier nicht raus. Wie oft denn noch? Mein Zimmer ist speziell gepanzert, sodass magische Wesen, wie du, nicht raus können."
,,Irgendwie komme ich hier raus, du, du, du...Gelbauge!" Ich blickte ihn wütend an. Ich hasste es, wenn er mich auf meine Augenfarbe ansprach!
,,Plagg, ich habe jetzt keine Lust mit dir zu diskutieren! Ich habe besseres zu tun. Ich werde deinem alten Freund einen Besuch abstatten. Und du, mein kleiner magischer Freund, wirst mit mir kommen. Wenn du nicht kommst, werde ich ihn umbringen, sowie die anderen Miraculous. Verstehen wir uns?"
Zögernd sah er hin und her, schließlich zu mir. Er wusste wohl, von wem ich reden tat, denn sofort setzte er sich auf die Couchlehne und wartete auf sein Stichwort. ,,Plagg, verwand-" ,,Aber versprich mir ", unterbrach er mich hastig, ,,dass du ihn nicht ermordest wie Chloe! Bitte!" 
Er sah mich mit seinen riesigen, grünen Augen an. Ich rollte meine Augen, nickte aber schließlich. ,,Ich sagte es doch gerade. Wenn du mitkommst, passiert nichts."  Er nickte zögerlich. ,,Plagg, verwandle mich!" Der kleine Kwami wurde in meinen Ring gesaugt. Ich spürte, wie der Lederanzug meine Haut berührte, die Katzenohren auf meinen Kopf kamen. All das fühlt sich so mächtig an!
Nach ein paar Sekunden war ich nicht mehr Adrien Agreste, sondern Cat Noir! Ich begutachtete mich im Spiegel, der in meinem Zimmer das auffälligste war. In dem schwarzen Lederanzug wirkten meine Muskeln größer, mein Bauch straffer und mein Gesicht gefährlicher. ,,Es kann losgehen", flüsterte ich und schloss meine Tür auf. Langsam ging ich zum Verhörraum. Ja, es konnte beginnen!


Ungeduldig klopfte ich mit meinen langen Krallen auf den Tisch, der im kleinen Zimmer stand. Die Wände waren grau gestrichen und eine kahle Glühbirne beleuchtete das Zimmer. Zwar schwach, doch es reichte. Schließlich sollte man hier Informationen bekommen und keinen Kaffeeklatsch veranstalten! Da öffnete sich die silberne Stahltür. Sie gab ein lautes Knirschen von sich. Herein kam einer der Wachmeister und der Hüter aller Miraculous: Meister Fu! Er war nicht ohne Grund in unserem Haus gefangen, was natürlich auch einen Kerker besaß.

Er war nämlich schon oft ausgebrochen in den letzten Jahren, als er noch im
Hochsicherheitsgefängnis saß. Wie er es schaffte, ständig auszubrechen, war uns lange Zeit ein Rätsel gewesen. Doch irgendwann kam mein Vater auf die Idee, dass es vielleicht daran lag, weil er der Hüter war und dadurch auch 'magisch' sei. Als wir ihn dann in eine bestimmte Zelle einsperrten, die gegen Magie resident war, brach er nicht mehr aus.

,,Ihr seid nicht ohne Grund hier, Meister Fu! Sagt mir, wo sich der Ladybug-Miraculous befindet! Das ist Ihre einmalige Chance, hier jemals wieder rauszukommen!"

Doch der alte Mann beachtete mich gar nicht erst, auch setzte er sich nicht.

,,Lieber bleibe ich mein ganzes Leben lang hier eingesperrt, als dir zu helfen, eine Unschuldige zu töten!", fuhr er mich ruhig an. Ich lachte nur und schubste ihn auf den Stuhl. ,,Wer sagt denn, dass ich sie töten will? Ich will sie nur verhören und dann einsperren", widersprach ich ihn mit einem frechen Grinsen auf meinem Gesicht.

,,Meister Fu, wir können alles wie zivilisierte Menschen regeln oder ich werde unhöflich. Mir macht es nichts aus, Sie zu töten. Doch Plagg würde schon traurig sein, wenn ich es müsste!" Jetzt sah er hoch. Sein Gesicht war über die Jahre noch faltiger geworden, seine Augen dunkler und seine Kleidung dreckiger. Seine Haare waren zu einem Zopf gebunden.

,,Du musst gar nichts! Du bist nur eine Marionette in einem Spiel! Du siehst gar nicht, wie du Paris schadest! Wach endlich auf, sieh aus dem Fenster, dann siehst du alles, was du aus Paris gemacht hast!" Ich funkelte ihn wütend an. Wie konnte er es wagen, mich so anzusprechen? Das würde er nicht überleben!
Aber wenn ich ihn jetzt töten würde, hätte ich immer noch nicht das, was ich wollte. Ich wollte Marinette. Fu konnte sie finden. Tot nützte er mir nichts. Ich brauchte ihn lebendig. ,,Bringt ihn weg!", meinte ich nur noch und verließ den kleinen Raum. Ich spürte vom alten Mann noch den verwunderten Blick im Rücken. Sobald ich Marinette in den Händen halte, würde er sterben.


Ich legte den Ring ab und tat ihn wieder in seine Schatulle. Die Schatulle packte ich in mein Bücherschrank. Erledigt setzte ich mich auf mein Sofa.

Ich konnte mich endlich von diesem ätzenden Tag erholen der schon mies angefangen hatte. ,,Endlich Ruhe", flüsterte ich zufrieden und schloss die Augen. Endlich Zeit für mich.
Da klopfte es an meiner Tür. Ich riss die Augen auf und setzte mich auf. "Wie in den typischen Filmen", dachte ich mir genervt. ,,Herein", rief ich wütend. Doch es war nicht mein Vater oder eine Wache, sondern Amee! Sofort stand ich auf und eilte zu ihr. Sie strahlte mich an. In der einen Hand hatte sie einen großen Briefumschlag in der Hand, in der anderen Hand einen Medikamentenkasten. ,,Amee, was machst du denn hier?", fragte ich sie überrascht.

,,Können wir das drinnen klären, und nicht zwischen Tür und Angel? Ich weiß nicht, ob Sie wollen, dass es jeder mitbekommt." Ich nickte freudig und ließ sie eintreten. Sie blieb mitten im Raum stehen und lächelte.
,,Was gibt es denn so wichtiges?", fragte ich ebenso lächelnd, obwohl es innerlich in mir tobte. Was war los? Warum so viele Medikamente?

Amee holte tief Luft und begann zu erzählen: ,,Die Ärzte wissen, warum Sie einen so derartigen Zusammenbruch hatten."

Die Geschichte von Marinette Dupain-Cheng und Adrien AgresteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt