Marinette

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Ich schlich leise durch die Gänge, die Waffe eng an meinem Körper gepresst. Mein Helm war dicht in mein Gesicht gezogen, meine Haare unter den Helm gesteckt. Alle paar Sekunden spähte ich über meine Schulter, um zu sehen, ob mir jemand folgte.

Lila wusste, wer ich war. da war ich mir sicher! Lila würde bestimmt jede Gelegenheit nutzen, um mich loszuwerden. Doch jeder hier könnte es in ihrem Auftrag aus tuen. Meine Tarnung war vielleicht perfekt, doch mein fehlendes Talent in der Schauspielerei machte diese wiederum kaputt. Mein Gang, meine Haltung! Einfach alles fiel bei mir auf! Warum hatte mich noch niemand entdeckt?

Hier war etwas faul, da war ich mir sicher. Lila wusste zwar, dass ich kein Soldat war, aber niemand hielt mich auf. Wollte Lila etwa, dass ich hier ohne Probleme durch die unendlichen Gänge spazierte?

Ich entdeckte ein Hausplan. Ich guckte ihn mir genau an und versuchte ihn mir einzuprägen. Gerade befand ich mich noch in der Krankenstation.

,,Ich muss meinen Miraculous finden! Höchstwahrscheinlich ist der in-", ich zog meinen Finger quer über die Karte, bis ich schließlich stoppte. Es war nicht weit bis zu Gabriels Büro. Mit dem Aufzug wäre ich direkt dort.

Wenn ich Glück hätte, würde ich sogar unbemerkt dorthin gelangen! Doch wie ich mein Glück einschätzte, würde das ganze Gebäude Alarm schlagen, sobald ich nur in die Nähe des Büros käme. Ich brauchte einen anderen Weg. Wenigstens hatte ich die richtigen Klamotten dafür. Aber wenn ich wieder aus dem Gebäude raus war, bräuchte ich neue. Hier falle ich mit Uniform nicht auf, in den Straßen von Paris aber schon.

,,Dann hole ich mir mal neue Kleidung", flüsterte ich und sprintete zum Aufzug. Ich fuhr zu den Wohnungen in die 20. Etage. Dort würde ich vielleicht etwas interessantes zu anziehen finden.

Unauffällig guckte ich durch die unzähligen Fenster der Wohnungen. Es war alles so faszinierend! Es waren viele Türen und Fenster, die einen perfekten Blick in das Wohnzimmer gaben. Wohlhabende Leute sahen Fern oder spielten mit ihren Handys rum.

"Ich bräuchte auch mal ein neues Handy", kam es mir direkt in den Sinn. Nach der erschreckenden Nachricht hatte ich es weggeschmissen und nicht mehr wieder genommen. Er hatte es bestimmt gehackt gehabt. Aber vielleicht war ich ohne Handy besser dran. So könnte man mich nicht finden. Ohne Elektronik war ich ein Geist, der nicht geortet werden konnte. Jetzt fiel mir auch auf, dass Adrien mich schon viel früher hätte finden können, wenn er mich gehackt hätte. Es wäre bestimmt nicht schwer gewesen.

,,Hey, Sie da!", rief eine Stimme nach mir. Ich blieb stehen und hielt den Atem an. Ich hörte die Schritte auf mich zukommen. Ich drehte mich vorsichtig um.

,,Rosé?", platzte es aus mir heraus. Sie wedelte mit der Hand herum, was wohl hieß, dass ich schweigen sollte.

,,Wie bitte? Für Sie bin ich immer noch Doktor!"

Schwach nickte ich, musterte Rosé unauffällig. Was war hier bloß passiert? Rosé war nie so streng, eher unser kleiner Sensibelchen. Was war hier bloß geschehen, als ich weg war? Was hatte Adrien bloß aus all meinen Freunden gemacht?

,,Hören Sie mir eigentlich zu?", schrie sie hysterisch, schüttelte dabei den Kopf. Kleine Falten kamen zum Vorschein, die sie sich wohl vergeblich versuchte unter einer Schicht Make-up zu verstecken.

,,Sie sollen mir sofort 60 Akumas bringen, bestellen oder besorgen! Ich bräuchte sie in einer Stunde. Schaffen Sie diesen Auftrag?"

Ich nickte. Sie drehte sich um und ging. Rosé hatte sich also zu einer zweiten Chloe entwickelt. Theoretisch müsste dann Chloe den Charakter von Rosé übernommen haben, da Chloe aber schon längst nicht mehr da war, war es doch schwer, es sich vorzustellen. Sie war zwar mal kurz eine Superheldin gewesen, aber auch nach ihrer Zeit als Superheldin hatte sie sich kaum gebessert. In meinen Augen war sie nur als Queen Bee nett, ansonsten verkörperte sie das Böse.

Doch ich war nicht hier, um Akumas zu liefern, obwohl ich mich schon fragte, warum sie welche brauchte. Akumas waren reine negative Energie, mit der man viel Schaden anrichten konnte. Ich selbst musste oft gegen akumatisierte Menschen kämpfen. Sie sahen nie das Gute. Also wofür brauchte sie Akumas?

,,Vielleicht findest du was in seinem Büro!", fiel mir ein. Ich ging weiter, entdeckte ein paar Klamotten. Ich überlegte ob es schlau wäre, sich jetzt schon umzuziehen. Ich würde auffallen ohne diese Ausrüstung, aber ich musste vorausschauend planen. Später, in den Straßen von Paris, würde ich keine Kleider finden, da war ich mir sicher. Aber in diesem Gebäude in ziviler Kleidung herumzulaufen war riskant und gefährlich. ,,Aber ich brauche etwas!", meinte ich, nahm mir ein schwarzes Shirt und tauschte es mit der schweren Weste der Uniform aus. Meinen Helm ließ ich auch zurück, machte mir aber einen Zopf. Die Waffe, Hose und Schuhe behielt ich.

Ich stieg in den Aufzug. Ich hatte mehrere Missionen. Meine erste war es, meinen Miraculous zu finden, danach herauszufinden, wofür Akumas hier gebraucht wurden und zum Schluss kam Adrien. Wusste ich nämlich erst, wofür Akumas in diesem Haus gut waren, würde es sichtlich einfacher werden ihn zu retten! Es ruckelte kurz, dann spürte ich wie der Aufzug mich nach oben zog.

Ich stieg einige Etagen vorher aus. Ich würde für die restlichen Etagen die Treppen nehmen. Die Treppen würden zwar deutlich länger dauern, doch da die Stufen kaum jemand betrat, hatte ich höhere Chancen unentdeckt zu bleiben. Falls mich jemand beobachtet hatte, hatte er sich mit der Falschen angelegt! Ich war Jahre lang Ladybug gewesen. Da lernte man bestimmte Reflexe und Techniken, seine Gegner und sich selbst zu retten.

Nach einigen Minuten war ich auf Etage 73. Laut dem Plan waren hier Gabriels Büro mit seiner Wohnung, Kathleens Anwesen, Adriens Büro und seine Wohnung. Wer Kathleen war, wusste ich zwar nicht, doch wusste ich eins: Sie würde früher oder später ein Problem werden!

Sofort suchte ich nach Gabriels Büro. Meine Augen suchten alles ab, fanden auf den ersten Blick nichts. Dies sollte mich aber nicht aufhalten. Ich ging schnell durch die Gänge, las schnell die Namen auf den Türen.

,,Kathleen, Adrien, Gabriel, Gabriel Büro!" Ich war an meinem Ziel angekommen. Kurz sah ich nach links und rechts, ob da jemand war. Es war ungewöhnlich ruhig, aber ich musste diese Chance jetzt nutzen! Die Waffe warf ich über meine Schulter, wo sie mich nicht störte.

Ohne zu zögern trat ich die Tür ein. Zu meinem Glück blieb sie in den Angeln hängen, doch das Schloss war hinüber. Da es keinen Alarm gab, musste ich vermuten, dass es einen stummen Alarm gab. Da ich bei Gabriel eingebrochen war, würden bestimmt in unter 10 Minuten Soldaten gucken was los war.

Ich stürmte sofort hinter den Schreibtisch, öffnete wie wild Schubladen. Ich fand nichts. Ich ging zu den Regalen, warf Bücher runter und öffnete sie. ,,Scheiße!", fluchte ich und ging schnell auf die andere Seite. Bücher runter, öffnen , fluchen. So lief es eine Weile ab, als ich plötzlich laute schnelle Schritte hörte.

,,Ach du heiliger Miraculous!", fluchte ich.

Die Geschichte von Marinette Dupain-Cheng und Adrien AgresteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt