Vor zwei Tagen kam ich hierher, konnte wegen meiner eigenen Dummheit gefangen genommen werden. Ich wollte es eigentlich, aber nicht so. Ich wollte unverletzt hierher gelangen, nicht mit einem verletzten Bein. Ich wollte Adrien retten, doch ich schaffte es nicht. Stattdessen war ich nun seine Gefangene, die in einer seiner Zellen hockte. Ich wusste nicht, wie lange ich noch zu leben hatte. Ich hatte verloren, Adrien gewonnen. Er hatte sein Spiel fast beendet, jetzt musste ich nur noch sterben.
Aber ich durfte keine Schwäche zeigen! In meinen wahrscheinlich letzten Tagen wollte ich noch stark sein. Ihnen zeigen, dass ich trotz allem Paris nie aufgegeben hatte. Ich wollte, dass das Volk sich an mich erinnert. Vielleicht würde mein Tod ihnen zeigen, wie schrecklich alles war. Ich konnte nicht mehr tun als hoffen. Hoffen, das alles bald besser werden würde.
Von draußen hörte ich Schritte, kurz darauf wurde meine Zellentür geöffnet. Kurz durchflutete Licht meine Zelle, kurz darauf wurde es wieder stockdunkel. Doch etwas war anders. Die Stille, die mich sonst umgab, wurde durch ein weiteres Atem gestört. Jemand war hier. Ob es gut oder schlecht war, wusste ich nicht. Aber ich tippte eher auf schlecht.
Ich setze mich auf. Ich erkannte eine schwache Silhouette. Ob es Mann oder Frau war, erkannte ich nicht. Ich sah, dass die Person auf mich herab sah. Ob es aus Mitleid war? Eher nicht, so glaubte ich.
,,Endlich!", ertönte eine verzerrte Stimme. Doch es war keine natürliche Zerrung. Sie wurde erzeugt, durch ein Gerät. Die Person wollte wohl später nicht wiedererkannt werden. Nicht dumm. Diese Person wusste sich zu tarnen.
,,Endlich kommt dein Ende, Ladybug. In drei Tagen wirst du Geschichte sein."
,,Was willst du?", zischte ich, versuchte dabei meine Stimme nicht zu verlieren. Durch das wenige Trinken hier, war mein Hals so gut wie ausgetrocknet. So fühlte er sich zumindest an.
,,Was ich von dir will? Ich möchte deinen Tod. Zumindest den bekommst du."
,,Lila?"
Ein Lachen ertönte, welches mich direkt erschaudern ließ. Auch jetzt erst realisierte ich, was sie sagte. In drei Tagen würde ich sterben. Ich würde sterben, durch die Hand, die ich am liebsten gehalten hätte. Nun musste ich noch fester hoffen, dass das Volk durch meinen Tod selbst kämpfen würde.
,,Mich kränkt es, dass du mich mit dieser Person vergleichst. Ich meine, du kennst mich schon so lange."
,,Was willst du?", fragte ich nun. Ich ignorierte ihre Antwort auf die Frage, ob sie Lila sei. So viele Menschen erkannte ich nicht wieder, oder ich kannte sie nicht. Adrien hatte bestimmt alle getötet. Er sagte, er würde alles was mir lieb und teuer ist, vernichten. Auch wenn ich es ungern tat, glaubte ich ihm. Er war so skrupellos geworden, dass ich ihm inzwischen alles zutrauen würde.
Die fremde Person kam langsam näher. Sie beugte sich zu mir herunter und sah mich mit ihren strahlenden Augen an. Sie glühten grell, wie bei einer Katze. Auch in diesen Augen waren violette Sprenkel.
,,Cat?", fragte ich vorsichtig.
,,Du wirst es früher oder später erfahren, Ladybug. Bis dahin, genieße deine letzten Stunden, so gut du kannst."
Sie stand auf, winkte mir noch zu und verschwand durch die Tür. Ich seufzte, legte mich auf den Boden. Ich wartete darauf, dass die Tür in das Schloss fiel doch nichts geschah. Es blieb still in meiner Zelle. Langsam öffnete ich die Augen, sah einen kleinen, hauchdünnen Lichtstrahl, der in meine Zelle drang.
Diese Person hatte die Tür nicht geschlossen. Es war wie ein unausgesprochener Wunsch, der in Erfüllung ging. Ich hatte doch noch eine Chance, Paris zu retten. Doch etwas stimmte nicht. Warum war die Person so unvorsichtig gewesen? Ich war der Staatsfeind Nummer 1! Hawk Moth würde niemals so nachsichtig mit mir sein. Es war bestimmt eine Falle, die mich schneller in mein Grab bringen sollte. Dort draußen warteten bestimmt Soldaten, die mich sofort erschießen, sobald ich aus der Zelle treten würde.
,,Aber die einmalige Chance darf ich nicht ungenutzt lassen", sagte ich mir. Also schleppte ich mit meiner ganzen Kraft, die ich noch in mir hatte aus der Zelle. Mein Bein schmerzte beim Auftreten und ließ laufen so zu einer anstrengen Aktivität machen. Langsam öffnete ich meine Zellentür und lugte hinaus in den Flur.
Die Flure waren hell beleuchtet. Bisher hatte mich noch niemand gesehen, was ich ungewöhnlich fand. Ich war auffällig, mit meinem Bein und meiner Kleidung. Außerdem kam mir noch keine Person entgegen. Es war, als hätte mir jemand den Weg freigeräumt, damit ich unbemerkt hier raus kam. Aber wer würde mir hier helfen? Jeder hasste mich in diesem Gebäude. Jeder hier wollte mich sterben sehen.
Plötzlich fiel ich zu Boden. Mein verletztes Bein schmerzte höllisch. Es war, als würde jede Ader explodieren, die noch vorhanden war. Ich musste es behandeln lassen, bevor ich irgendetwas tat. So war ich ein leichtes Ziel für Adriens Soldaten.
Ich hasste mich in diesem Moment für diese Schwäche, aber ich konnte nichts daran ändern. Ich atmete einmal tief ein und stand auf. Ich war wackelig auf den Beinen, konnte aber stehen. Langsam suchte ich einen Plan, wo hoffentlich alle notiert war, wo sich was befindet.
Nach langem Suchen fand ich einen Lageplan. Die Zellen waren im Keller, die Krankenstation war in Etage 23. In der 40. Etage endeten sie.
,,Wow, was für ein Gebäude", flüsterte ich leise. Hier unauffällige zu entfliehen dürfte schwierig werden, wenn nicht auch unmöglich! Die ersten Etagen waren schon Wohnungen. Wie viele Menschen mich dort wohl schon erkennen würden? Einen Aufzug konnte ich nicht nehmen, die Treppen würde ich wegen meinem Bein nicht schaffen. Ich war gefangen, ohne gefangen zu sein. Ich brauchte Hilfe, um aus diesem Haus zu entfliehen. Wer aber würde mir helfen? Niemand. Ich war auf mich alleine gestellt.
,,Tikki!"
Wie konnte ich Tikki nur vergessen? Wenn Tikki bereits bei Hawk Moth war, war alles verloren. Er würde die ultimative Macht haben. Er konnte damit alles nach seinen belieben ändern. Paris war verloren, wenn Tikki bei ihm war. Aber wie sollte ich sie retten. Ich war ein Krüppel. Ich war nutzlos, konnte nichts gegen ihn anrichten. Dazu kam, dass sich sein Büro in einen der obersten Etagen befand. Unauffällig dorthin zu gelangen war unmöglich.
Plötzlich hörte ich rascheln, darauf schwere Schritte.
,,Scheiße!" Es kam jemand und ich stand vor einem Gebäudeplan! Doch nirgends gab es eine Möglichkeit, sich zu verstecken. Ich war verloren. Ich sah in einer Ecke eine große Vase.
Die Schritte wurden immer lauter. Ich konnte niemanden eine Vase übers Ohr hauen! Jeder würde es direkt hören und gucken, was passiert war. Ich wäre tot!
Die Schritte wurden immer lauter. Es würde nur noch wenige Sekunden dauern, dann würde er mich sehen. Ich hatte die Wahl: Entweder der Soldat oder Ich!
,,Aber wenn du es tust, kommst du zu Adrien!" Ich schüttelte einmal kurz den Kopf und fluchte über mich selbst.
Ich schnappte mir die Vase. Gerade als er an mir vorbei kam, haute ich die Vase über sein Kopf. Der Soldat kippte nach vorne, doch ich fing ihn auf. Er sollte sich nicht noch mehr verletzen. Ich sah mich kurz um. Überwachungskameras gab es wohl nicht, was ich wirklich bezweifelte. Bestimmt waren sie versteckt in Blumen oder waren so klein, dass sie kaum erkennbar waren. Vielleicht hatte ich Glück und sie wurden deaktiviert.
Gerade hatte ich unverschämtes Glück. Keiner hatte mich gesehen. Ich war mir sicher, das etwas nicht stimmte, aber ich ignorierte dieses Gefühl.
Ich schleifte den Soldaten in meine Zelle. Schnell zog ich den Soldaten seine Uniform aus. Sie war schwarz, vermutlich aus einem kugelsicheren Stoff. Die Schuhe waren normale Soldatenschuhe, die bis zu den Knien gingen und ebenso schwarz waren. Ich zog mir schnell all dies an, wobei ich aufpasste, mein Bein nicht unnötig zu verletzen. Der Helm, den der Mann auch trug, nahm ich, um meine langen, schwarzen Haare zu verstecken. Die Waffe nahm ich auch auf den Arm und schon war ich fertig. Die Waffe war ein schweres Maschinengewehr. Das gleiche Modell, womit mich der Soldat angeschossen hatte und bewusstlos geschlagen hatte. In einer seiner Taschen fand ich seinen Ausweis.
Jean Duparc
Ich ging so gut es mir möglich war zum Aufzug, drückte den Knopf für die 25. Etage. Die Tür schloss sich, ein kleiner Ruck und er fuhr nach oben.
,,Lass dich bloß nicht erwischen, Marinette!", ermahnte ich mich.
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Die Geschichte von Marinette Dupain-Cheng und Adrien Agreste
Fanfiction2027: ,,Ladybug gab es mal!" So redet jeder in Paris, das jetzt von Hawk Moth und seinen Sohn Adrien Agreste regiert wird. Doch auch in diesen geordneten System gibt es einen, der alles versucht, das alte Paris zurückzuholen: Marinette Dupain-Cheng...