Adrien

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Der nächste Morgen begann schon schief. Zuerst fiel mir mein Frühstück auf den Boden. Das Müsli verteilte sich in jeder Ritze meines Zimmers, besonders die Milch. Als ich dann duschen ging war das Wasser eiskalt. Ich hatte vergessen, dass im ganzen Haus die Wasserleitungen überprüft wurden. Dafür musste aus einem mir unbekannten Grund das Warmwasser abgeschaltet wurde. Genervt duschte ich also kalt. Mein Kopf schmerzte nach einer geraumen Zeit und zittern tat ich am ganzen Körper. Nach etwa fünf Minuten schaltete ich den Hahn ab und steig aus der Dusche. Ich nahm mir ein weißes Handtuch und band es mir um die Hüfte. Schnell föhnte ich mir meine Haare. Ich genoss die heiße Luft des kleinen Gerätes. Es wärmte kurz meinen Körper.

Ich trat aus dem Bad und eilte zum Kleiderschrank. Schnell holte ich mir Unterwäsche und meine Alltagskleidung aus dem Schrank und zog mich auch vor diesem um. Ich war froh, dass ich in diesem Moment nicht gebraucht wurde. Plötzlich vibrierte mein Handy. Stöhnend schlenderte ich in Boxershorts zu meinen Handy, das im Wohnzimmer auf dem Tisch lag. Es war eine Nachricht von Lila. Mühelos entsperrte ich mein Handy und las die Nachricht:

"Hey,
vergiss nicht mit deinen Vater zu reden! Du weißt, wie wichtig mir ihr Ende ist. Kuss, Lila."

Ich rollte die Augen und warf mein Handy auf das Sofa. Konnte Lila meinen Vater nicht selbst fragen? Ich hatte noch anderes zu erledigen. Ich wollte noch Marinette verhören und befragen. Ich war neugierig und wollte wissen, wie sie sich so lange vor uns verstecken konnte. Außerdem wollte ich wissen, ob sie was mit den Befreiten zu tun hatte.

,,Erst Vater, dann Marinette", beschloss ich und machte mich weiter fertig. Ich hatte es ihr gestern Abend versprochen gehabt und meine Versprechen hielt ich immer. Meistens zumindest. Bestimmt konnte ich die Sache mit Vater schnell klären und Marinette würde mit Glück sogar heute noch sterben. Doch ich wollte Lila noch einen kleinen, kurzen Besuch abstatten. Ich wusste, dass wir unsere geheim hielten, doch sie hatte bestimmt nichts gegen eine kleine Überraschung. Ich nahm mir eine Blume aus einer Vase und machte mich auf den Weg zur Krankenstation.


Auf der Krankenstation war heute wenig los. Ab und zu traf ich ein paar Ärzte oder Studenten, auch wenige Patienten, doch mehr war nicht los. Ich ging zu den Arbeiterzimmern, wo normalerweise alle Ärzte waren. Ich klopfte leise, da ertönte ein leises ,,Herein".

,,Amee, was tust du denn hier?", fragte ich überrascht.
,,Und wie siehst du aus?"

Am Kopf hatte sie eine kleine Platzwunde, ihre Oberlippe war aufgeplatzt. Die Wunden waren frisch. Überall blutete es noch, eine dünne Strieme von Blut floss ihren Hals herunter.
Sie sah mich vorsichtig an, begann aber dann zu sprechen: ,,Ich sollte einen Rebellen verhören, der sich aber von den Fesseln befreit und mich danach so zugerichtet hat."

Ich ging auf sie zu. Ich sah ihr tief in die Augen. Sie blickte schüchtern zurück.

Sie log.

Sie hatte keinen verhört. Ich blickte auf sie, dann gab ich ihr die Blume, die für Lila bestimmt war. Zögernd nahm sie diese an. Schließlich lächelte sie dann doch, wenn auch zögerlich.

,, Amee, du kannst mir alles sagen, dass weißt du, oder?"

Langsam nickte sie, betrachtete die weiße Blume. Noch eine weitere Strieme von Blut floss an ihren Kinn entlang, tropfte lautlos auf den Boden.
,,Danke!", sagte sie leise. Ich beugte mich zu ihr runter und begutachtete die Wunden.
,,Amee, geh am besten zu Lila und lass dich untersuchen. Nicht, dass sie sich entzünden." Sie nickte wieder und eilte davon. Nachdenklich sah ich ihr hinterher. Wer hatte sie bloß so zugerichtet? Dass sie mich angelogen hatte hieß, dass sie die Person in Schutz nahm. Hatte sie Angst vor der Person? Oder war es aus Respekt? Ich schüttelte den Kopf. Etwas stimmte nicht. Vielleicht konnte ich später Lila fragen. Amee würde wahrscheinlich jede Frage von ihr beantworten.

Kopfschüttelnd verließ ich die Krankenstation und fuhr mit dem Aufzug in die 73. Etage, wo auch das Büro meines Vaters war.

Vorsichtig klopfte ich an der großen Tür. Aus feinsten und edelsten Holz und so dick, dass der Schuss einer Pistole es nicht schaffte und die Kugel nicht mehr als eine kleine Schramme hinterließ. Ein kleiner Ruck ging durch die Tür, da öffnete sie sich. Langsam, fast bedeutsam. Als die Tür komplett geöffnet war, trat ich in das Büro ein.
Ich traf Natalie, die mich die ganze Zeit beobachtete. Jeden meiner Schritte, mit ihren violetten, klaren Augen. Sie war die erste Verbündete meines Vaters. Natalie unterstützte ihn in alles, was er tat. Sie ließ sich damals sogar freiwillig von ihm akumatisieren, um Paris ins Chaos zu stürzen. Auch Lila wurde aktumatisiert, wegen ihren abgrundtiefen Hass auf Ladybug. Durch eine Illusion ihrerseits hatte sie Ladybug als akumatisiert darstellen lassen und ich starb durch meinen eigenen Cataclysmus. In der Illusion wurde ich war zu staub, aber jetzt wusste ich, dass Menschen zu Stein wurden.

Ich nickte in Natalies Richtung, danach wieder zu meinen Vater. Er saß in seinem großen Sessel, die Hände ineinander gefaltet. Mit seinen strengen Blick musterte er mich. Jeden meiner Schritte, mit seinen eisblauen, klaren Augen. Er wirkte bedrohlich, aber ich wusste, dass er es nicht war. Zu mir zumindest nicht.

,,Vater, wir müssen über ein wichtiges Thema reden." Er sah mich immer noch streng an, aber sein Blick wurde auf einmal ausdruckslos.

,,Es geht um -"
,,Madam Dupain-Cheng. Ich weiß es bereits von Miss Rossi. Sehr nette Dame, muss ich gestehen."

Skeptisch zog ich eine Braue hoch. Lila war hier gewesen? Ich sollte doch mit ihm reden. Hätte ich gewusst, dass sie schon hier gewesen war, hätte ich mir nicht die Mühe gemacht hierher zu kommen.

,,Sie muss sterben!"

,,Sohn, nicht wir allein, auch das Volk hat abzustimmen. Wir sind eine Demokratie, Adrien. Wenn das Volk möchte, dass Miss Dupain-Cheng stirbt soll es geschehen. Wenn nicht, dann wird sie zu lebenslanger Haft verurteilt. So oder so, sie wird nie wieder irgendwelchen Schaden anrichten. "

,,Seit wann sind wir den eine Demokratie? Nie haben wir das Volk nach ihrer Meinung gefragt, nie wurde es mit einbezogen! Marinette ist eine ernstzunehmende Gefahr, die so schnell wie möglich getötet werden muss. Wir wissen nicht, ob sie mit den Befreiten agiert. Wer weiß, vielleicht wird sie jetzt in diesem Moment befreit? Vater, je schneller sie tot ist, desto schneller ist die Gefahr gebannt."

Mein Vater räusperte sich kurz. Er stand auf, sah aus seinem Fenster. Ich trat näher an ihn heran. Aus den Augenwinkel sah ich, wie Natalie mich ansah. Emotionslos schüttelte sie den Kopf.

,,Du hast recht, mein Sohn. Nun gut, ich werde sie in drei Tagen exekutieren lassen."

Ich nickte langsam. Drei Tage hatte sie also noch. Zu lang meiner Meinung nach, aber was sollte ich machen? Lila hätte es auch mit meinem Vater diskutieren können. Sie war schon hier gewesen, ohne es mir zu sagen. Am morgen hatte sie mich sogar noch daran erinnert!

,,Adrien, du würdest mir doch alles sagen, oder?", fragte mein Vater noch schnell. Ich war überrascht über diese Frage. Mein Verhältnis zu ihm war nicht besonders gut. Ich sprach selten mit ihm über private Sachen. Aber ich hielt es für falsch einfach ,,Nein" zu antworten. Er war trotz allem mein Vater.
,,Ich würde dir alles sagen, wenn du mich fragst." Mit diesen Worten verließ ich sein Büro und ging in die Krankenstation, wo ich hoffentlich Lila finden würde. Ich musste noch mit ihr reden, warum sie zu meinem Vater gegangen war, wobei ich es machen sollte. Und danach würde ich mit Marinette sprechen.

Die Geschichte von Marinette Dupain-Cheng und Adrien AgresteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt