Ich blickte nochmal auf die Tür zurück. Ich war froh, dass ich ihr alles sagen konnte, bevor sie starb. Ich würde noch vor ihrem Tod ihren guten Namen ruinieren. Bisher wussten nur wenige Vertraute von ihrem Verrat. Doch bald würde es die ganze Pariser Bevölkerung erfahren. Ihr Name sollte verschmutzt werden, so wie es damals schon war. Jeder sollte sie als Lügnerin in Erinnerung behalten, nicht als erfolgreiche Ärztin oder freundliche Person. Sie würde von nun an immer eine Verräterin sein.
,,Adrien!" Kathleen kam angerannt. Sie schien schon eine Weile nach mir zu suchen, denn sie sah erleichtert aus. Ich verschränkte die Arme und sah sie an. Sie keuchte jedoch noch immer, was ihren ernsten Gesichtsausdruck lächerlich machte.
,,Marinette ... Elternhaus ... verstecken!", keuchte sie und sah mich mit ernster Miene an.
,,Du weißt, ich mag solche vereinzelten Wörter nicht", sagte ich zu ihr. Sie musste unbedingt wieder ihr Ausdauertraining machen. Normalerweise konnte sie mehrere Minuten ohne Anstrengung laufen.
Sie sah mich genervt an, sagte jedoch nichts. Ich wusste was sie mir sagen wollte, aber sie musste lernen. Würde es Kathleen nicht heute lernen, würde sie es niemals lernen. Langsam fing ich an ungeduldig zu werden. Ich würde hartnäckig bleiben, das stand fest. Jetzt stand nur noch die Frage im Raum, ob Kathleen endlich nachgab und auf ihrem Lehrer hörte. ,,Marinette soll sich nach Angaben unseres Geheimdienstes in ihrem alten Elternhaus verstecken." Triumphierend lächelte ich. Ich nickte ihr zu, darauf verschwand sie. Wir würden uns gemeinsam in das Elternhaus von Ladybug begeben. Wie es aussah würde ich eine neue Chance bekommen Marinette zu töten. Zwei Feinde auf einen Schlag! ,,Endlich wirst du sterben, Marinette!", flüsterte ich vor mich hin, bevor auch ich mich für die Mission vorbereitete, Marinettes Elternhaus zu durchsuchen und sie festzunehmen.
,,Adrien, ich habt was in der Backstube gehört", flüsterte sie mir zu. Ich sah zur Tür der Backstube. Sie war offen. Licht brannte und es war wirklich was zu hören. Leise stimmen und vorsichtige Schritte. Sie wirkten unbekümmert, dennoch war eine angespannte Stimmung in der Luft. Sie hatten uns noch nicht entdeckt, bemerkten aber, dass etwas anders war.
,,Kathleen, bleib bei mir. Ich werde sie mir holen. Gib mir Rückendeckung!" Sie nickte und entsicherte ihre Waffe. Ich tat es ihr nach und trat langsam heran. Ich vernahm Stimmen, die nun hastig flüsterten. Es hörte sich nicht nach Marinette an. Viel eher nach Bettlern. Was wenn es aber nun doch die Befreiten waren und sich in dieser Backstube eine halbe Armee aufhielt? Kathleen und ich durften kein Risiko eingehen. Lieber erschreckten wir ein paar Passanten und waren uns sicher, dass es keine illegalen Aktivitäten gab. Wir konnten uns keinen Fehler erlauben.
Ich trat die Tür auf. Erschrockene Gesichter starrten mich an. Es waren tatsächlich nur Bettler, darunter auch mehrere Kinder. Angsterfüllt versteckten sie sich hinter ihren Eltern.
,,Habt ihr Marinette Dupain-Cheng gesehen oder von ihr gehört? Wer stillschweigt über ihr Verbleib wird direkt von mir verhaftet und verhört", meinte ich trocken in die Runde. Alle schüttelten den Kopf, außer zwei Kinder. Ihrer Größe nach zu urteilen waren sie zwischen acht und zehn Jahren. Sie waren die einzigen die hinter keinen Erwachsenen standen. "Vielleicht waren Waisen", dachte ich mir.
Ich näherte mich den beiden. Sie entfernten sich langsam von mir. Sie wirkten ängstlicher, aber ich hatte das Gefühl, sie wussten wo sie war. Noch einen Schritt von mir und sie umarmten sich schnell. Jetzt sah ich auch das viele Blut an ihrer Kleidung. Ich runzelte die Stirn. Was hatten diese Kinder bloß getan?
,,Wo ist Ladybug?", fragte ich speziell auf die Kinder gerichtet und beugte mich mit einem lächeln zu ihnen runter. Sie sahen sich beide ähnlich. Strahlend grüne Augen, einen schmalen Mund ein rundliches Gesicht. Bestimmt waren es Geschwister. Es waren ein Mädchen und ein Junge, der ängstlich zwischen mir und ihr hersah.
,,Ladybug wird Paris zurück erobern! Du wirst sterben!" Sie holte plötzlich eine Waffe aus ihrem Kleid und schoss auf mich. Gerade noch rechtzeitig wich ich mit einer Seitwärtsrolle aus. Das Mädchen schoss weiter auf mich. Ich bemerkte, wie das andere Kind das Gebäude verließ.
,,Wo zur Hölle ist Kathleen?", zischte ich wütend und zielte nun auf die Gruppe von Bettlern. Sie hörte zwar auf zu schießen, hielt ihre Waffe aber immer noch auf mich gerichtet.
,,Senke die Waffe oder sie sterben. Und danach kommst du mit mir!" Ich näherte mich den Kind. Sie zitterte und sah zur Tür. Tränen rinnen über ihre Wange. Sie richtete die Waffe nun auch auf sich selbst. Ich starrte sie immer noch an, machte mich aber nun bereit, ihr die Waffe aus den Händen zu schießen.
,,Kind, was machst du da?", fragte ich langsam und bedacht langsam zu sprechen. Würde ich sie noch mehr beängstigend, würde sie sich in den Kopf schießen. Wertvolle Informationen wären weg. Ich brauchte diese Göre lebend!
,,Wie wäre es, wenn du mir die Waffe gibst und wir die Sache vergessen? Du kannst bei deiner Familie bleiben und es gibt ein Toten weniger heute." Ich zwang mir ein Lächeln auf, doch das Mädchen entfernte sich nur noch mehr. Ein wütendes Gesicht entpuppte sich. Ihre grünen Augen funkelten mich verächtlich an.
,,Meine Familie ist wegen dir weg! Du hast sie getötet!"
Ich sah sie kalt an und lugte zur Seite. Wo war Kathleen? Ich hatte ihr nicht gesagt, dass sie einfach gehen durfte. Dies war eine gemeinsame Mission, die sie nicht einfach verlassen konnte. Sobald ich sie finden würde, würde sie bestraft werden.
,,Aber Selbstmord ist keine Lösung!", meinte ich ruhig und senkte nun meine Waffe. Dem Mädchen schien es allerdings nicht zu kümmern.
,,Du würdest deinen Bruder alleine lassen. Das willst du doch nicht, oder?", versuchte ich es nun.
,,Er wird es überleben! Er ist stark!" Sie feuerte in eine Ecke. Schnell wich ich aus und sah dann zu ihr. Was sollte denn das werden? Da hörte ich plötzlich ein immer lauter werdendes Rauschen. Sie hatte eine Gasleitung getroffen. Sie wollte das Haus zum explodieren bringen!
Panisch rannte ich Richtung Ausgang, doch das Kind stellte sich davor, die Pistole auf meine Brust gerichtet. Nun hob ich auch wieder meine Waffe und richtete sie zu den Menschen, die sich bisher komplett rausgehalten hatten.
Nun wurden auch die Bettler panisch und schrien um Hilfe. Die Kinder fingen an zu weinen und klammerten sich an ihre Eltern."Warum unternimmt Kathleen denn nichts?", dachte ich mir. Sie musste hier sein, ich hatte sie vor den Schuss der Kleinen nicht gesehen. Sie musste kurz danach verschwunden sein. Würde ich lebend aus dieser Sache rauskommen, würde sie in einer Zelle landen um zu spüren, wie es als Verräter war!
,,Willst du für den Tod Unschuldiger verantwortlich sein? Diese Leute haben nichts getan!", ich brüllte sie schon förmlich an.
Ich brauchte sie lebend, alles andere war nebensächlich. Oder ihren kleinen Bruder. Er war genauso wertvoll wie sie, wenn nicht sogar noch wertvoller. Sie hatte ihn fliehen lassen. Entweder aus Höflichkeit oder weil er wichtige Informationen in sich trug. ,,Du kannst auch mit den Tod so vieler Leben! Ich werde es dann auch können!"
Ich wandte meinen Kopf zu ihr und sah sie mit einem hämischen Grinsen an. Ich spürte, wie ihre Hand zu zittern begann. Sie hatte Angst. Auch meine Waffe richtete ich nun nicht mehr auf die Bettler, sondern auf sie. Im Hintergrund waren noch immer die Schreie und Hilferufe der Armen, dazu noch das immer lauter werdende Rauschen der Gasleitung.
,,Wie es aussieht, wirst du direkt eine ganze Horde von Menschen auf dem Gewissen haben", meinte ich kühl. Mit Angst in den Augen sah sie mich an, da spiegelte sich in ihren Augen ein riesiger, immer näher kommender Feuerball.
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Die Geschichte von Marinette Dupain-Cheng und Adrien Agreste
Fanfiction2027: ,,Ladybug gab es mal!" So redet jeder in Paris, das jetzt von Hawk Moth und seinen Sohn Adrien Agreste regiert wird. Doch auch in diesen geordneten System gibt es einen, der alles versucht, das alte Paris zurückzuholen: Marinette Dupain-Cheng...