Adrien

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,,Euren Spürsinn habt ihr noch. Wenigstens etwas. Sagt mir, woher die Träume kommen. Vielleicht durch Eure Magie?" Langsam umkreiste ich den alten Mann weiter, wie ein Tier seine Beute. Er rührte sich nicht, blickte weiter zur Decke. Belustigt sah ich ihn an, spannte mich aber auch an.

,,Ich weiß nicht, wovon du redest, junger Agreste." Nun sah er mir in die Augen. Ich konnte keine Gefühle in diesen Augen erkennen. Sie waren leer, fast schon tot.

,,Sie wissen genau wovon ich rede! Die Träume können nur durch Magie kommen. So klar wie sie sind, so wie ich sie erlebe...!"

,,Ich sitze in einer Zelle, wo jegliche Magie unwirksam ist. Sie bleibt hier drin. Ich kann es nicht sein."

Vielleicht. Aber niemand konnte mir versichern, dass dies wirklich der Fall war. Er verschwand in den letzten Jahren zwar nicht mehr, aber es war nicht sicher, ob die Magie hier drinnen blieb. Er hatte noch vor einigen Tagen gemeint, ich wäre eine Marionette in einem Spiel. Ich konnte mir vorstellen, dass er alles versuchen würde. Alles riskieren würde, um mich zu bekehren. Doch ich hatte meine Entscheidung getroffen, mit der Meister Fu leben musste. Er musste endlich erkennen, dass ich nicht mehr der nette, naive Adrien war. Ich bin nun schlauer um Erfahrungen, die mir zeigten, wie dumm ich war. Ich hatte die ganze Zeit mein Herz an die falsche Frau verschenkt. Ich hätte jede haben können! Aber ausgerechnet Ladybug musste es gewesen sein. Oder wie sie ohne ihren Anzug hieß Marinette.

,,In jedem meiner Träume kam Marinette vor. In den einen rammte sie mir ein Messer in die Hand, in den anderen in meinen Bauch. Was hat das zu bedeuten? Wenn nicht Sie die Träume hervorrufen, wer dann?"

,,Hast du schonmal daran gedacht, dass du sie selber hervorrufst? Tief in deinem Inneren bist du noch Gut. Das Gute ist noch nicht komplett in dir vernichtet. Es will dir zeigen, was deine größte Angst ist. In deinem ersten Traum hat sie dir ein Messer in die Hand gerammt, dann fiel sie in die Tiefe. In deinem zweiten Traum dachtest du, sie würde dir zur Hilfe eilen, doch stattdessen nahm sie dir das Leben. Deine Angst ist es, sie zu verlieren. Bei dem anderen Traum kann ich es nicht deuten."

,,Du verdammter Lügner!" Die Wut kam in mir hoch. Ich packte ihn am Kragen und presste ihn gegen die Wand. Panisch versuchte er mich von ihm wegzudrücken, doch meine ganze Kraft war gegen seinen schwachen, gebrechlichen Körper gerichtet.

,,Du hast mir die Träume gesendet. Du warst es, der sie mir zeigte! Was wolltest du damit bezwecken? Ich habe mich schon vor langer, sehr langer Zeit dafür entschieden, Marinette zu töten!" Meister Fu zappelte immer mehr, versuchte sich von meinem Griff zu befreien. Ich grinste vergnügt über seine schon beinahe lächerlichen Bemühungen.

,,Vielleicht sind Sie es ja, der sich für die falsche Seite entschieden hat. Niemand hat versucht, Euch über die Jahre zu befreien. Niemand hat sich um Euch gesorgt oder gar gekümmert. Warum kämpft Ihr gegen mich? Gemeinsam hätten wir beide so viel Macht!"

Er strampelte weiter, sein Gesicht färbte sich langsam blau. Ich ließ ihn schließlich los. Sofort schnappte er nach Luft, während ich nur mein Handgelenk schüttelte.

Verzweifelt sah mich der Alte an, verächtlich sah ich zurück. Ich verabscheute ihn schon vorher, aber jetzt war es eine noch tieferer Verabscheuung! Ich musste mich beherrschen, ihn nicht zu töten. Es wäre so einfach, er könnte sich nicht mal gegen meine Kraft wehren.

Aber ich fragte mich, warum er sich so offensichtlich verraten hatte. Er wäre mit seiner Lüge davongekommen, weil ich ihm glaubte. Ich hatte seinen Worten in diesem Moment vertraut. Fiel ich wieder in alte Gewohnheiten? Vertraute ich wieder nur den Leuten, die mir Schaden?

,,Mir geht es nicht um Macht, Agreste! Auch ich will nur das Wohl für Paris. Nur weil jemand viel Macht besitzt, wird er nicht sofort gefeiert und respektiert. Vor dir fürchtet man sich nur. Gefeiert aus Furcht! Du musst erkennen, was hier passiert! Du bist nur eine Marionette!"

,,Halten Sie Ihren verdammten Mund!" Ich verließ die Zelle, schloss die Tür und sah mich um. Nicht viel war zu sehen, außer die zwei Wärter, die mich musterten. Ihre Waffen war hielten sie vor der Brust. Ihre dunkle Kleidung machte sie beinahe unsichtbar, aber ihre neugierigen Blicke ließen sie weniger unsichtbar wirken.

Ihre Blicke machten mich nur noch wütender machen. Vielleicht wurden sie von Fu verzaubert? Lauerten und beobachten mich, um meine Schwächen zu erkennen.

,,Ihr da! Wegtreten!" Erschrocken zuckten sie zusammen, nickten aber und gingen Richtung Ausgang.

,,Legt Waffen und Munition auf den Boden!", befahl ich noch schnell. Verwundert sahen sich die beiden Wärter an. Einer von ihnen trat hervor und sagte: ,,Sir, wir haben strikten Befehl vom Boss, unsere Waffen immer bei uns zu behalten. Es würde gegen -", ich ging auf ihn zu, drückte ihn gegen die Wand. Rasend vor Wut merkte ich nicht, wie er bat, ihn loszulassen. Er strampelte und schnappte verzweifelt nach Luft. Aus dem Augenwinkeln sah ich, wie der zweite Wärter alles auf den Boden legte und verschwand.

,,Ich bin dein Boss! Wenn ich sage, legt Waffen und Munition, legt Uhr Waffen und Munition auf den Boden. Wenn ich sage, erschieße dich, erschießt du dich! Und nun geh, ansonsten war dies dein letzter Tag!" Ich lockerte meinen Griff. Er legte seine Sachen nun auch hin und stolperte raus. Verächtlich sah ich ihn hinterher. Er sollte büßen, dass er das Wort gegen mich ergriffen hatte. Aber nicht heute. Ich nahm mir die kleine Handfeuerwaffe, lud und entsicherte sie. Ein leises Klicken verriet mir, dass die Waffe bereit war. Ich betrat nun wieder die Zelle von Meister Fu, die Waffe fest in meiner Hand.

,,Ihr habt nun noch eine Chance, Euer erbärmliches Leben zu retten. Sagt mir, wo sich der Miraculous von Marinette befindet."

Er sah mich traurig an. Langsam schüttelte er den Kopf, wendete dabei nicht den Blick von mir ab. Er hustete schwach, da erblickte er die Waffe in meiner Hand.

,,Dir ist nicht mehr zu helfen, Adrien. Du wirst nie durch deinen Hass sehen können."

Kurzerhand zielte ich auf seinen Kopf und drückte auf. Blut spritze durch den kleinen Raum, einige Spritzer trafen mich. Meister Fu fiel zu Boden. Um ihn herum bildete sich eine dunkle Lache von Blut. Verkrampft hielt ich die Waffe noch immer in der Hand, zielte weiterhin auf ihn. Ich hatte ihn getötet. Ich selbst, ohne Magie! Keine Befehle die dies für mich erledigten, sondern Ich. Es fühlte sich so gut an. Es hatte etwas Befriedigendes an sich. Langsam ließ ich die Waffe sinken und starrte auf den toten Körper des Mannes.

Ich würde alle, die gegen mich sind, töten. Kein erbarmen, kein zögern. Jeder, der nicht für mich war, würde leiden. Solange ich Marinettes Miraculous nicht hatte, wird jeder leiden müssen.

Alles würde erst wieder so wie damals werden, wenn Marinette Dupain-Cheng tot war!

Darauf schwor ich auf mein Leben!

Die Geschichte von Marinette Dupain-Cheng und Adrien AgresteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt