Adrien

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Ich nickte und bat sie sich zu setzen. Dankend lehnte sie ab und erzählte weiter:
,,Die Vergangenheit mit Ihnen und Ladybug war eine plötzlich zu hohe Belastung für Ihren Körper. Der große Hass jetzt, die Gefühle für sie damals. Es hat sich wohl nicht mit den Medikamenten vertragen. Allerdings ist uns unklar, warum es heute passiert ist und nicht schon vor Jahren."

Ich nickte, während sie es mir erzählte. ,,Aber was hat der Traum mit der ganzen Sache zu tun?" Amee zucke unwissend mit den Schultern. ,,Tut mir leid, davon ist mir leider nichts bekannt. Die Chefärztin vermutet weiterhin einen harmlosen Traum." Wieder nickte ich und sah sie an. Ihre großen Augen sahen sich überall um, allerdings versuchte sie, es möglichst unauffällig zu machen. Sie scheiterte kläglich.

,,Wofür sind eigentlich die ganzen Medikamente?", fragte ich und riss Amee aus ihrer Entdeckungstour. Sie zuckte leicht zusammen, straffte sich aber gleich wieder und sah mich an. ,,Ich soll sie Ihnen diese geben. Jeden Tag eine rote Tablette. Bei Kopfschmerzen die Gelbe und bei anderen Beschwerden die in Violett. Außerdem soll ich Ihnen nochmal Blut abnehmen, um Ihre Werte zu kontrollieren." Sie gab mir den Korb, nahm mir Blut ab und verbeugte sich knapp. Sie ging, verabschiedete sich und schloss die Tür.

Ich nahm die rote Tabletten und schluckte sie rasch mit einem Schluck Wasser hinunter. Das Gespräch mit Amee tat gut, auch wenn es nur um meinen Gesundheitszustand ging. Sie erinnerte mich ein bisschen an meine persönliche Schülerin Kathleen.

Kathleen war gerade sechs geworden, als Paris erobert wurde. Ich fand sie, verängstigt von der plötzlichen Umstellung. Und bei ihrer verstorbenen Mutter in einem brennenden Gebäude. Ich rettete sie und bildete sie aus. Kathleen lernte alles, was sie lernen musste. Alles, was mein Vater mir zeigte, zeigte ich ihr.
Heute war sie eine attraktive, junge Frau, die allein zum töten ausgebildet wurde. Nicht selten geschah es, dass ich ihr meine Aufträge gab. Kathleen ähnelte einer 'Rechten Hand', aber sie hatte auch oft genug eigene Aufträge. Diese bekam sie von meinem Vater, so wie ich meine von ihm bekam.

Ich verspürte die Lust mir die zukünftigen Soldaten von Paris anzusehen. Ich trat aus meinem Zimmer und ging zu den Trainingshallen.
Auf dem Weg traf ich meinen Vater, der mich direkt beiseite nahm. ,,Sohn, alles in Ordnung mit dir? Ich habe von deinem Zusammenbruch gehört und wollte mich informieren, dass es dir gut geht." Ich machte eine abweisende Handbewegung. Das Verhältnis zwischen meinem Vater und mir war nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Es ähnelte mehr einer Geschäftsbeziehung: Man sprach nur miteinander, wenn es von Nöten war.
,,Es ist nichts tragisches, nur der Stress macht mir zu schaffen."
Vater legte mir seine Hand auf meine Schulter und lächelte schwach. Vielleicht bedauerte er unser Verhältnis? Schon vor der Eroberung war es nicht sonderlich gut gewesen. Vielleicht wollte er wirklich was ändern.
Dann ging er wieder und ich konnte mich auf den Weg machen.

Schon als ich in die riesige Halle kam wimmelte es hier nur von Rekruten und Trainern. Aus jeder Ecke ertönten Schussgeräusche, Rufe und Schritte. Hier war alles voller Leben. Ich ging über den Platz und beobachtete einige Leute beim Hindernislauf, bei den Schießübungen oder beim Nahkampf ohne Waffen. Auch schon die Kinder, die ungefähr sechs Jahre alt waren lernten das Klettern über Mauern oder Abrollen. Ab dem neunten Lebensjahr begann dann das Training  mit den Waffen.
,, Agreste! Schön Sie heute hier zu sehen!", meinte jemand hinter mir. Ich drehte mich um und sah Kim - ein ehemaliger Mitschüler von mir. Ich hatte ihn damals hier eingestellt, als ich die Herrschaft übernahm. Kim wurde zu einem erfahrenen Mentor und Waffenmeister. Er beherrschte jede Kampfart, kannte jede Technik einem das Genick zu brechen.

Er hatte soweit ich weiß eine Freundin. Diese arbeitete aber in den Laboren. Ich kannte sie nicht persönlich, doch sie sollte wohl sehr nett sein.
Ich lächelte freundlich: ,,Kim, schön Sie hier zu sehen. Wie läuft es mit der Ausbildung der Kleinen?" Er lächelte zurück, dabei machte er eine abschweifende Handbewegung: ,,So gut wie immer! Sie arbeiten ja auch viel und hart. Schließlich will jeder die Prüfung bestehen."

Die Prüfung, einer der härtesten und schwierigsten Prüfungen hier in Paris. In der Prüfung ging es um Wissen, Mut und Treue und Kraft.
Wissen- den Feind überlisten und täuschen zu können,
Mut- sich selbst opfern zu können
Kraft- geliebte Menschen ziehen lassen zu können
Treue; Treue gegenüber den Land.
Es zählten noch mehr Aspekte zu der Prüfung, doch diese kannte sogut wie jeder.
Weniger als die Hälfte bestanden die Prüfungen, da die meisten zu schwach waren. Die Durchgefallenen wurden  mit einem Tattoo versehen- direkt an der linken Schläfe. Es zeigte einen Ring, der in zwei Hälften geteilt war. Diese Menschen lebten nicht unbedingt im Nachteil, durften aber nicht in den Agreste - Anwesen arbeiten oder wohnen. Das Tattoo wurde direkt nach der Prüfung tätowiert. Überschminken durfte man es nicht, sonst könnte eine mehrjährige Haftstrafe oder auch im schlimmsten Fall die Todesstrafe kommen. Doch dies geschah eigentlich fast nie.

,,Das stimmt allerdings. In den letzten Jahren sind es deutlich mehr gewesen, die unter dem vorgegebenen Ergebnis waren. Wir brauchen dringend mehr Soldaten. Unser Land soll schließlich wachsen, und das geht nur mit mehr Soldaten, die stark genug sind. Rebellen sollen keine Chance haben!", meinte ich nachdenklich.
,,Sie wollen die Befreiten angreifen?"
Ich nickte abwesend. Die Befreiten- eine Gruppe von geflohenen Leuten, die noch aus der alten Zeit von Paris kamen. Sie flohen und sind danach untergetaucht. Unsere  Spione suchten sie viele Monate, doch nie gab es die geringste Spur. Selbst meine Schülerin hatte schon nach ihnen gesucht, doch leider auch ohne jeden Hinweis auf ihren weiteren Verbleib.
,,Agreste, ich muss weiter. Vielleicht sehen wir uns noch. Einen schönen Tag."

Darauf verschwand er und auch ich machte mich auf den Weg in mein Zimmer, welches in den oberen Etagen des Hauses lag. Unser Haus wurde so umgebaut, dass alles hier war: Labore, Waffenkammern, Trainingshallen, Krankenzimmer und noch mehr. Insgesamt hatte unser Haus 78 nutzbare Etagen. Meine Wohnung lag in der 73 Etage. Ganz oben waren die Labore. Die Trainingshallen waren in der 22. Etage, ganz unten befanden sich die Wohnungen. In den Mittleren waren dann die Techniker, Erfinder, Ärzte, Schulen und das Kinderheim. Es gab 15 Aufzüge und sehr viele Treppen, die ungern genommen wurden. Im ganzen war es ein gigantisches Gebäude wo fast alle Pariser Bewohner Platz hatten. Die anderen lebten außerhalb.

Ich stieg in einen Aufzug und drückte den Knopf. Es schloss sich die Tür und es fuhr los. Oben angekommen und in meiner Wohnung ließ ich mich auf meine Couch fallen. Ich entspannte mich und musste nachdenken. Ich hätte Marinette töten können. Ich hatte die Chance gehabt, hab diese aber nicht genutzt. Ich wollte lieber spielen. Wie dumm ich doch war.
Ich könnte mich dafür selbst schlagen. Warum habe ich sie gehen lassen? Lebend? Ich würde den Tag feiern, wenn ihr lebloser Körper vor mir liegt.
Auf einmal wurde mir schlecht. Ich presste meine Hand gegen meinen Bauch. Mein Atem wurde flacher.
Panisch öffnete ich die Augen, sah mich überall um. Der Schmerz verschwand. Ich stand auf und trat ans Fenster. ,,Was ist hier passiert?"

Die Geschichte von Marinette Dupain-Cheng und Adrien AgresteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt