Kapitel 12:
Ich setze mich in die Nähe des Eingangs und halte die ganze Nacht über Wache. Es passierte nichts und es wird wieder Hell als sich die Höhle wieder mit Leben füllte.
Lian wacht langsam auf und ich erhebe mich von meinem Wachposten.
"Guten Morgen Schlafmütze. Wecke bitte Mum und guck ob es Dad besser geht. Langsam sollte er aufwachen, aber wenn er noch nicht wach ist, trage ich ihn ein Stück. Ich räume in der Zeit die Höhle auf und lege eine falsche Spur."
"Ja mach ich, bis gleich, ich warte in zehn Minuten vor dem Eingang." antwortet er mir noch leicht schlaftrunken.
Ich nicke und fange an die Höhle ein wenig aufzuräumen. Nachdem man nur noch ganz schwer unseren Aufenthalt hier erahnen kann, gehe ich raus und laufe ein wenig von der Höhle weg. Ich laufe in die Nähe des Loches mit den Hirschresten und nehme meine Vampirgestalt an.
Nachdem ich mir ins Handgelenk gebissen habe, schmiere ich etwas Blut an einen Baum und lege so eine Spur weg von uns.
Als meine mittlererweile 5. Wunde verheilt ist, laufe ich wieder zurück. Nachdem ich mich mit Vampirspeed wieder zur Höhle bewegt habe, sehe ich schon das Mum und Lian davor stehen. Dad liegt auf dem Boden vor ihnen und Mum streicht ihm gerade ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Ich laufe immernoch in Vampirgestalt zu ihnen und Mum zuckt zusammen als sie mich so sieht. Sie mustert mich wieder missbiligend und wendet dann ihren Blick ab. Nichts von ihrem gestrigen Verhalten ist noch erhalten.
Ich muss zugeben, ich bin ein wenig entäuscht, aber was habe ich denn schon erwartet?
"Können wir?" kam die kurze Frage meines Bruders, die mich aus meinen Gedanken reißt.
Ich nicke ihm kurz zu und bücke mich um Dad hochzunehmen. Man merkt das dass Mum nicht gefällt, aber sie sagt nichts.
Wir laufen schweigend los und nach einiger Zeit regt sich Dad in meinen Armen. Er keucht kurz erschrocken auf, als er bemerkt das ich ihn trage und ich stelle ihn wieder auf dem Boden ab.
Mum läuft sofort zu ihm und stützt ihn, sie wechseln flüsternd ein paar Worte, bevor Mum mir zunickt und wir uns langsam wieder in Bewegung setzen. Wir kommen jetzt wieder etwas langsamer voran, da wir Rücksicht auf Dad nehmen müssen. Ich könnte ihn zwar wieder tragen, aber das würde ihn wahrscheinlich ziemlich demütigen oder er würde noch mehr Angst vor mir haben.
Ich höre ab und zu ob ich etwas in der ferne hören kann, aber bis jetzt ist nichts passiert.
Am späten Nachmittag machen wir einen kurzen Halt an einem Bach, den wir gefunden haben. Ich laufe kurz zu Lian, nachdem ich auch etwas getrunken hatte, und sprach ihn an
"Sollen wir dem Bach folgen? Früher haben sich Menschen doch auch am Wasser niedergelassen, vielleicht finden wir so ein Dorf?"
"Das ist eine gute Idee, so haben wir auch genügend Wasser zum trinken." antwortet er mir.
Zwar brauche ich eigentlich nicht so viel Wasser wie Menschen, aber lieber trinke ich genug, als später zu dehydrieren weil ich nichts getrunken hatte, als ich noch konnte. Man weiß ja nie.
Wir laufen wieder los und ich höre zum gefühlt tausendsten mal ob irgendtwas in der Nähe ist. Und tatsächlich! Ich kann andere Menschen sprechen hören! Viele Menschen!
"Ich kann eine Siedlung hören, ich weiß nicht wie viele Menschen es sind, aber mehr als nur eine kleine Gruppe Wanderer oder so. Sie sollten noch ungefähr-" ich höre noch einmal nach und versuche die Entfernung zu schätzen "ein und halb Stunden entfernt von uns sein. Höchstens zwei Stunden." Mum nickt mir zu, während Dad mich nur stumm mustert, wie er es schon länger macht.
"Das ist gut, wenigstens sind wir noch vor Anbruch der Dunkelheit dort."
sagt Lian noch dazu.
Hoffentlich sind wir nicht allzu weit von Greenville entfernt. Lange halten wir das hier nicht mehr aus, zumindest meine restliche Familie nicht.
Nach ungefähr einer Stunde lichtet sich der Wald langsam und die Umgebung verändert sich zu einem Feld. In der Ferne kann man Häuser erkennen und die Tatsache schon so nah an einem Dorf zu sein spornt uns an und wir sind schon nach einer halben Stunde dort angekommen.
Wir laufen durch das kleine Dorf und viele Menschen mustern uns. Das wundert mich nicht, immerhin sind wir vielleicht so eine Woche nicht zuhause gewesen, und hatten so auch keine Möglichkeit uns zu pflegen. Noch dazu waren wir 5 und halb Tage im Wald, und mussten Dort überleben.
Wir liefen durch das Dorf, ausschau haltend, nach einer Unterkunft. Langsam wurde es wieder dunkler und die Straßen leerten sich. Kein einziges Auto fährt auf den Straßen, was mich ein wenig misstrauisch macht.
Nach einiger Zeit fanden wir ein etwas größeres Haus, an dem seitlich ein Schild mit der Aufschrift "Motel" angebracht war.
Auf mein Gesicht legt sich ein grinsen, da das Motel wenigstens nicht so herunter gekommen aussieht, und ich einen Plan habe wie wir dort zwei Nächte bleiben können.
Auf dem Parkplatz neben dem Gebäude stehen nur ca. 7 Autos, aber das kann uns ja egal sein. Dann ist es wenigstens nicht voll.
Wir laufen in das Gebäude herein und meine Familie läuft mir verunsichert hinterher, ich hingegen lief zielsicher auf den Tresen mit der Dame zu.
Sie dreht sich von ihrem Computer weg und mustert mich abschätzend.
Kaugummi kauend und eingebildet aussehend fragt sie mich dann
"Was willst n jetzt?"
Ich antworte leicht angenervt "Zwei Nächte mit Frühstück inbegriffen. "
Sie tippt auf ihrem Computer herum und sagt
"Wir haben noch drei Zimmer frei, sie liegen nebeneinander, eins mit Doppelbett und in den anderen Einzelbetten. Das Zimmer mit Doppelbett hat ein Badezimmer, die anderen beiden nicht, auf jedem Stockwerk liegt ein Badezimmer. Sie wären auf Etage 2, und das Badezimmer wäre Zimmer Nummer 20. Frühstück gibts um 8 bis 9, wer nicht kommt hat Pech. Währe das so okay?"
"Klar, dankeschön."
Die dame hinter dem Tresen reichte mir drei Schlüssel. "Zimmer 21,22, und 23."
ist das einzige was sie noch dazu sagt, bevor sie sich wieder zurück zu ihrem Computer dreht und uns keinerlei Beachtung mehr schenkt.
Ich laufe in Richtung Aufzug und meine Familie, die die ganze Zeit stumm hinter mir stand, folgt mir.
Als sich die Fahrstuhltüren nach einem Knopfdruck auf die Zwei schließen, fängt Lian an unsicher zu reden " Wie wollen wir das denn bezahlen? Wir haben doch gar kein Geld mit?"
"Lass das mal meine Sorge sein, ich habe einen Plan. "
gebe ich ihm eine schlichte Antwort. Er nickt nur, zwar immer noch unsicher, aber er hat es akzeptiert.
Nämlich könnte ich ja die Dame manipulieren, sodass wir beim aus-checken nicht mehr bezahlen müssen.
Nach einem kleinen "Pling" öffnen sich die Türen wieder und wir steigen aus dem engen Fahrstuhl wieder aus. Ich gebe meiner Mum den Schlüssel mit der Nummer 23 und meinem Bruder den Schlüssel mit der Nummer 22.
"Gute nacht, wir sehen uns morgen beim Frühstück." sage ich zu meinen Eltern, bevor sie in ihrem Zimmer verschwinden und die Tür schließen.
"Gute nacht, Bruderherz. Schlaf gut, und mach dich bisschen frisch. Morgen frage ich mal wo wir hier sind. " richte ich an meinen Bruder und umarme ihn. Er ist im Moment der einzige der zu mir steht. Immerhin hatte Mum seit dem Vorfall mit Dad nicht mehr mit mir geredet, und Dad hatte eigentlich seit der Erklärung nichts mehr gesagt.
"Gute Nacht Vi, schlaf gut. Es wird alles wieder gut, du wirst sehen. " antwortet mir Lian und lößt sich aus meiner Umarmung. Er schließt sein Zimmer auf und verschwindet, nach einem letzten zögerlichen Lächeln an mich, auch in seinem Zimmer.
Nach einer kurzen Zeit, in der ich meine Gedanken geordnet habe, drehe ich mich um und verschwinde auch in meinem Zimmer.
DU LIEST GERADE
Das Gabenkind
FantasyIn einer anderen Welt, wie wir sie uns gar nicht vorstellen könnten, lebt ein kleines Mädchen. Aber sie ist es im Gegensatz zu uns gewöhnt in einer Welt voller Magie und Königen zu leben. Aber dieses kleine Mädchen ist kein gewöhnliches, nein, sie i...