《 10 - wie Poesie in meinen Ohren 》

557 21 7
                                    

Für den heutigen Tag hatte ich mir fest vorgenommen Abstand zu Tim aufzubauen. Die Bindung, die ich zu ihm hatte, war zu fest. Auch wenn ich ihn sehr gerne länger um mich gehabt hätte, musste dies enden. Kein Joint rauchen, kein langes Reden und kein gemeinsames Lachen. Nicht was Sympathie aufbauen könnte war mehr gestattet.
Ich wünschte mir den anfänglichen Standpunkt zurück. Den, bei dem ich genervt von ihm war.

Es war 12.30 Uhr. Tim stand vor der Türe und klingelte. Ohne auch nur freundlich drein zu blicken öffnete ich ihm die Türe und ließ ihn eintreten.
"Guten Morgen Mara.", begrüßte Tim mich sehr zuvorkommend und zog mich sofort in eine Umarmung.
Das mit dem Abstand klappt ja super...
Ich änderte meine Miene kein Stück.
Als mein Lehrer mich wieder los ließ, betrachtete er mich skeptisch.
"Ist denn alles okay?", fragte er besorgt.
Ich nickte.
"Nein, da fehlt dein Lächeln.", meinte Tim und begann plötzlich mich zu kitzeln.
Mein Lachen konnte ich nicht mehr unterdrücken und ich wund mich automatisch.
Mein Gegenüber ließ grinsend von mir ab.
"Schon viel besser.", behauptete er strahlend.
Tim stellte mich wirklich auf eine Zerreißprobe. Ich wollte Nähe zu ihm, doch durfte sie nicht aufbauen wegen meiner Gefühle.
"Komm wir gehen hoch.", antwortete ich.
Dabei klang ich nicht euphorisch, sondern eher gleichgültig.
"Ey!" Tim hielt meine Hand fest und zog mich zurück zu sich.
Dabei wurde mir ganz warm im Bauch, als er meine Hand hielt.
Ich konnte nicht standhaft so genervt wirken.
"Was ist denn los? So kenn' ich dich gar nicht."
"Tim, es ist alles in Ordnung."
"Nein. Du bist nicht du.", antwortete er enttäuscht.
"Wie bin ich denn?"
"Im Moment wirkst du sehr unausgeglichen, genervt und uninteressiert."
Mein Gegenüber hielt nicht mehr meine Hand und doch konnte ich sie nach wie vor spüren.
"Und wie bin ich normal?"
"Du strahlst normal viel mehr. Außerdem bist du da gesprächiger und nicht so kühl. Du bist dann einfach Mara."
Tim strahlte wirklich Besorgnis aus.
"Ach woher willst du denn wissen wie ich bin?! Wir kennen uns erst ein paar Tage!"
Ich wirkte sehr gereizt.
"Weißt du? Vielleicht sollten wir wirklich hoch gehen.", antwortete er eingeschnappt und stapfte die Treppen hoch. Ich kam ihm hinterher und wir betraten mein Zimmer.

"Tut mir leid.", flüsterte Tim.
Er hatte sich bei mir für etwas entschuldigt für das er nicht mal etwas konnte. Ich konnte nicht mehr stur meinem Plan nachgehen.
Augenblicklich umklammerte ich Tim.
Zuerst schien er sehr perplex zu sein, doch dann legte auch er seine Arme um mich.
Mein Herz schlug noch nie so schnell.
"Mara?"
"Tim?"
"Ist alles wieder gut?", wisperte er ganz nah an mein Ohr. Ein Schauer lief mir über dem Rücken herab.
Ich nickte seicht und drückte mich fester an ihn.
"Tim ich mag dich.", flüsterte ich zurückhaltend.
"Aber das vielleicht ein bisschen zu sehr, stimmt's?", fragte er leise.
Verdammt, er hatte es bemerkt.
Ich nickte und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge.
Tim streichelte mir sanft über den Kopf. War seine Reaktion denn überhaupt angebracht?
"Mara, Maus, schau mich an."
Ich kam gespannt seiner Aufforderung nach.
Sein Gesicht war meinem noch nie so nah. Ich spürte die Aufregung in mir aufsteigen. Mein Herz polterte.
Tim nahm mein Gesicht in eine seiner Hände und streichelte sanft mit dem Daumen an meiner erröteten Wange entlang.
Seine Blicke schweiften über mein Gesicht. Am Meisten über meine Lippen und meine Augen. Ich wurde zu Wachs in seinen Händen. Die Stimmung zwischen uns war elektrisierend. Tim schenkte mir ein kleines Lächeln, bevor er schließlich das tat, was ich mir schon so sehnlichst wünschte.
Er legte seine Lippen sanft auf meine. Mein Gegenüber war sehr vorsichtig, er wartete auf meine Reaktion.
Schließlich erwiederte ich den Kuss und drückte mich näher an ihn.

[...]
Auf einmal schreckte ich auf.
Es war alles nur ein Traum.
Tim hatte mich niemals geküsst und auch nicht herausgefunden, dass ich ihn so sehr mochte.
Ich war durch und durch schweißgebadet. Mein Herz schlug so schnell, als hätte ich gerade einen furchtbaren Albtraum erlebt.
Es war traurig, mein Wunschdenken plagte mich selbst sogar nachts.
Vorsicht stand ich auf und bewegte mich zu meinem Fenster. Ich öffnete es und lehnte mich mit den Ellenbögen auf die Fensterbank.
Verdammt, wie sehr wünschte ich mir nur, dass Tim bei mir sei.
Ich vermisste diesen Mann wirklich sehr.
Leise flüsterte ich seinen Namen in die kühle Nachtluft.
"Tim Bergmann."
Sein Name klang wie Poesie in meinen Ohren.
Ich atmete verzweifelt aus.
Tim würde mich niemals so mögen wie ich ihn und genau deshalb musste ich ihn wieder normaler behandeln.
Meine Gefühle sollten sich nicht weiter hochschauckeln.
Ich hoffte nur, dass mein Plan aufgehen würde, ihn zu vergessen.

Der Himmel war sehr bedeckt, man sah keinen einzigen Stern. Nur der Mond schien hell durch die Wolken.
Es war trotz dessen eine wirklich sehr romantische Stimmung.
Und da waren meine Gedanken wieder bei Tim.
Ich wünschte ihn mir an meiner Seite.
Nicht nur in diesem Moment, sondern am Liebsten für immer.
Noch nie hatte ein Mensch so viel Einfluss auf mich.
Egal was er wollte, ich hätte es vermutlich getan.
Wenn er von mir verlangen würde, einen 10 seitigen Aufsatz über die Nacht zu schreiben, würde ich vermutlich 12 Seiten schreiben, nur, dass Tim stolz auf mich sein würde.
Seine Meinung war mir mittlerweile sehr wichtig geworden.

Ich schloss mein Fenster wieder und legte mich in mein Bett.
Zu der Kälte, die in meinem Zimmer nun herrschte, war meine Decke im Kontrast unfassbar kuschelig warm.

Nicht schon wieder er! 《Herr Bergmann FF》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt