《 15 - Ich merk das doch 》

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Ich war nicht dazu in der Lage einzuschlafen.
Der plötzliche Abbruch Tims und meiner Liebesgeschichte schlauchte mich wirklich. Was war aus dem von Tim abgelehnten Ich geworden, das ich so mochte?
Hellwach lag ich zwischen den Laken meines schon 4 Jahre alten schlichten Ikea Doppelbetts.
Warum konnte Tim nun nicht einfach die andere Seite dieses Bettes einnehmen? Meinetwegen auch mit den sarkastischen Worten "In einem solch tristen Schlafgemach soll ich meine nächtliche Ruhe finden?"
Wenn er mein Zimmer schon so farblos und langweilig fand? Nunja wenigstens war er ehrlich zu mir. Und genau eine solche Ehrlichkeit verärgerte mich nun enorm. Wie sehr ich mir wünschte, dass Tim heute gesagt hätte, dass er nicht mit dem Schwanz denke und mich sehr lieben würde. Jedoch entsprach dies nicht der Wahrheit. Die Wahrheit war, dass er nicht wusste wie er fühlt.
Doch wie lange müsste ich auf eine Antwort von ihm warten? Wäre es das Warten wert? Sollte ich ihn vergessen?
Ich brach innerlich in Stücke als ich Tim vorgeschlagen hatte das jetzige Verhältnis zu kappen. Was hatte mich da nur geritten?
Mir war klar, dass dies eine lange Nacht sein würde.
Ich hätte so gerne Jule geschrieben, doch diese hasst mich wohl alleine schon aus dem Fakt, dass ich ihr keine Zeit widmen konnte und sie würde mein Problem niemals verstehen. Sie würde mich für verrückt halten wie ich meinen eigenen Lehrer lieben könne.

Schlafen konnte ich sowieso nicht, daher beschloss ich schließlich nach einer Stunde des gequälten Darseins mit meinem angestrengten Geist mein Bett und ebenfalls mein Zimmer zu verlassen um unten im Wohnzimmer etwas fernzusehen.
Auf leisen Sohlen tapste ich die hölzernen Treppen zum Erdgeschoss herunter und hoffte, dass meine Mutter dabei nicht wach geworden war.
Als ich unten ankam bemerkte ich zu meiner Überraschung leider, dass dies vergebens war. Zwar wachte meine Mutter unter meinem "Lärm" nicht auf, jedoch fand sie sich im Mondschein auf unserer Terasse wieder, die ich vom Wohnzimmer aus mit meinen Augen durch die gläserne Terassentür erspähen konnte.
Meine Erzeugerin hatte ihr Gesicht dem Himmel zugewandt. Die zarten Lichtstrahlen umhüllten ihr Gesicht und ließen ihre Augenringe durch Schattenwurf noch viel tiefer erscheinen.
Ihre Lippen waren leicht geöffnet und wurden von dem ausgeatmeten Rauch ihrer Zigarette eingebettet.
Vorsichtig schritt ich mit meinen unbekleideten Füßen aus der Türe und gesellte mich schweigend zu meiner da stehenden Mutter.
Ein kurzer Blick zu mir verriet, dass sie mich nun auch wahrgenommen hatte. Schnell wandte sie jedoch ihr Angesicht wieder den Sternen zu. Ohne einen Blick auf den noch sehr leeren Aschenbecher zu werfen, aschte sie ihre halb gerauchte Zigarette in ihn und nahm danach noch einen Zug.
Auch ich legte meine Augen nun auf den klaren Himmel.
"Was bedrückt dich mein Herzchen?", brach meine Mutter die Stille und ließ währenddessen den Rauch aus ihren Lungen.
"Was meinst du?", fragte ich sie gespielt ahnungslos.
"Ich merk das doch, du kannst mir nicht vormachen, dass du im Moment glücklich bist."
Ich zuckte nur mit meinen sonst hängenden Schultern.
"Ist die Nachhilfe dran schuld?" Sie nahm erneut einen Zug.
Ich ließ erneut meine Schultern alleinig für sich sprechen.
"Also ja.", nahm sie sehr sicher fest.
"Was stört dich an ihr denn genau?", fuhr sie vorsichtig fort.
Sollte ich mich ihr öffnen? Immerhin war auch sie bereits an Tim interessiert. Nunja zumindest wirkte es so. Sich zu erklären ließ ich ihr ja keine Zeit.
Ich schwieg weiterhin vor mich hin.
"Schätzchen es tut mir sehr leid, dass ich am Anfang mit meinen Augen so an ihm hing. Du hattest vermutlich Recht. Ich habe tatsächlich versucht in ihm einen möglichen neuen Partner zu sehen.", gestand sie mir ehrlich und drückte den Stumpen ihrer restlichen Zigarette aus. "Er ist vermutlich auch zu
jung für mich.", gab sie zu.
Ich ließ weiterhin die Stille für mich sprechen.
"Du möchtest nichts sagen Herzchen?"
Und da brach es plötzlich aus mir heraus.
"Mein Gebmütszustand liegt nicht auf der Grundlage des Handelns deinerseits dort."
Ich fuhr wie in Trance fort zu sprechen und fing an meine leicht gebrochene Liebesgeschichte darzulegen. Ich merkte nicht einmal wie meine Augen kühle, salzige Tränen losschickten um den Berg meiner Wangen zu erklimmen.
Eine tiefe Einsamkeit, die ich zuvor kaum so stark verspürte nahm mich dabei ein als ich den Verlauf Revue passieren ließ.
Meine Mutter wurde durch meine Geschichte fassungslos hinterlassen. Zwar war mein Angesicht weiterhin zu den Sternen gerichtet, jedoch war das meiner Mutter voll auf mich gerichtet.
"Hat er dich zu dem Ganzen gezwungen?!", fragte meine Mutter empört.
Schlagartig richtete ich meinen verdutzten Blick zu ihr und verneinte ihre Frage.
"Ach egal ich geh wieder in mein Bett.", blaffte ich genervt von meiner Mutter. Wie konnte sie Tim so etwas zutrauen?
Und genauso schnell wie ich an ihrer Seite erschienen war, war ich auch wieder verschwunden.

Keine Minute später fand ich mich erneut in meinem Bett wieder.
Und selbstverständlich holte der Schlaf mich nicht ein.
Meine Ruhe fand ich erst um 5 Uhr Nachts, als ich an der Schlussfolgerung angekommen war, dass ich diese Kriese wohl allein überstehen musste.

Nicht schon wieder er! 《Herr Bergmann FF》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt