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"Hey, Heaven. Aufstehen! Wir müssen die Koffer packen!"
Kayano schüttelt mich sanft und ich ziehe müde mir die Decke über den Kopf.
"Steh auf, du bist eh die Letzte!", sagt sie noch einmal etwas genervt und reißt mir die Decke vom Leib.
Während ich mein Koffer packe, muss ich an das von gestern denken. Karma wird wahrscheinlich kein Wort mehr mit mir reden. Ich habe es komplett versaut. Wieso habe ich nicht einfach seine Gefühle akzeptiert? Ich liebe ihn doch auch... glaube ich mal.
Missmutig räume ich die restlichen Sachen ein und mache gewalttätig den Koffer zu. Ich hasse Koffer packen.
Wir stellen alle unsere Koffer im Hoteleingang und begeben uns in den Speisesaal, um zu frühstücken.
Als ich Brot und Kakao auf mein Tablet stelle, erblicke ich Karma.
Auch er schaut zu mir, direkt in meine Augen und ich lasse beinahe meine Platte fallen.
Oh Gott, bloß weg hier. Es ist mir immer noch total unangenehm.
"Du bist rot", stellt Kataoka fest.
"Oh..." Beschämt beiße ich in mein Brot rein.
Die Lehrer geben uns noch eine Stunde, um die Zimmer zu säubern, dann würden wir abfahren.
Unser Zimmer ist glücklicherweise schon geputzt, daher mache ich es mir auf dem Sofa bequem.
Kayano setzt sich zu mir.
"Hast du ihm deine Liebe gestanden?" Hoffentlich hatte wenigstens eine Person gestern Glück.
Sie schüttelt traurig den Kopf. "Ich hatte nicht den Mut dazu"
Ich lege meine Hand auf ihre Schulter und versuche, sie herzlich anzulächeln. "Schaffst du schon noch!"
Kayano lächelt zurück. "Danke. Das hoffe ich mal"
Sie umarmt mich und schaut dann auf die Uhr. "Los, ansonsten sind wir zu spät"

Der Busfahrer packt unsere Koffer in den Kofferraum ein.
Ich frage mich, mit wem ich dieses Mal sitzen werde... Bei der Hinfahrt saß ich ja neben Karma. Aber ich würde mich unwohl fühlen, diesmal neben ihm zu sitzen. Und ihm würde es bestimmt auch nicht gefallen.
Ich entdecke Nagisa. Er geht auf mich zu.
"Hey Heaven. Ich werde mit dir sitzen" Als hätte er meine Gedanken gelesen.
Ich lehne ab. "Nein, brauchst du nicht. Was ist mit Kayano?"
"Sie ist damit einverstanden. Ich will mit dir reden"
Anscheinend weiß er davon...
Nagisa sucht sich im Bus ein Platz aus, wo wir weiter entfernt von Karma sind, damit wir ungestört reden können. Als ich bemerke, dass er mit Manami-san sitzt, spüre ich einen kleinen Stich.
Der Bus fährt ab und Nagisa wendet sich an mich. "Ich weiß, was gestern passiert ist. Das mit Karma"
Ich nicke. "Ich fühle mich so schlecht deswegen... Ich habe ihn verletzt. Ich würde wirklich gerne mit ihm zusammen sein, wenn es nicht so kompliziert wäre"
"Was ist denn kompliziert?"
"Naja. Das mit meiner Familie und wie ich hier gelandet bin. So wie ich hier einfach so plötzlich hergekommen bin, kann ich auch wieder einfach so verschwinden", erkläre ich.
"Was hat das mit Karma und dir zutun?"
"Wenn ich mich auf einmal in Luft auflöse, wird es ihm noch mehr wehtun. Deswegen halte ich es für besser, wenn wir gar nicht zusammen kommen und er seine Gefühle für mich schnellstmöglichst vergisst"
Nagisa schüttelt den Kopf. "Ich glaube eher, wenn du tatsächlich mal verschwinden solltest, bereust du dann, nicht mit ihm zusammen gekommen zu sein"
Ich zucke die Achseln.
"Außerdem liebt er dich sehr. Gestern hat er kein einziges Wort mit jemandem gewechselt", flüstert er leiser und ich erröte leicht.
"Das heißt, es hat ihm sehr weh getan"
"Ja. Aber ich werde nochmal mit ihm nach dem Flug reden. Karma ist kein schlechter Kerl wie alle anderen meinen. Auch wenn er brutal ist" Nagisa lacht kurz. "Ein Beweis dafür ist, dass er vor dir seine geheime Leidenschaft versteckt hat. Karma wollte dich nicht verschrecken"
Ich muss lächeln. "Ich weiß. Er ist ein toller Junge"
Der Bus kommt am Flughafen an. Wir bringen die Koffer zur Abgabe und machen uns auf den Weg zum Flugzeug. Koro-sensei bewacht alles sehr genau.
Beim Flug lasse ich Nagisa wieder neben Kayano sitzen und ich sitze alleine. Nachdenklich schaue ich aus dem kleinen Fenster und betrachte die weißen, flauschig aussehenden Wolken. Ab und zu blicke ich heimlich zu Karma rüber, der mit Manami immer noch sitzt und redet.

Das Flugzeug landet und wir steigen alle aus und holen unsere Koffer ab. Ein Bus fährt uns wieder zurück zur Schule, wo manche von ihren Eltern abgeholt werden.
Ich gehe alleine nach Hause, da Nagisa auch abgeholt wurde. Unterwegs sehe ich Karma nicht, obwohl er doch den selben Weg hat wie ich. Wahrscheinlich ist er einen anderen Weg gegangen. Zum Glück.

Müde stelle ich meinen Koffer im Zimmer ab. Es war anstrengend, den schweren Koffer bis zum Motel zu ziehen.
Ich räume meine Kleidung in den Kleiderschrank ein und gieße etwas Wasser in den Wasserkocher. Einen Tee könnte ich jetzt gut gebrauchen.

Karma can be good, too - KarmaxOCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt