Backstage Bereiche sind wie Labyrinthe

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Mir rutschte das Herz in die Hose. Das war echt das letzte was ich erwartet hatte. Eher noch hätte ich erwartet dass er einen Leibwächter rief um mich festnehmen zu lassen. Wegen Stalking und so weiter und sofort. Aber dass er mir jetzt irgendwelche Bedingungen stellte, damit ich nach draußen kam, war wirklich äußerst merkwürdig.

Ich spürte seinen Blick auf mir und drehte mich in seine Richtung, damit unsere Blicke sich trafen. Sein Blick war weich und durchdringend zugleich und jetzt wusste ich was Laura mit schokoladenbraun gemeint hatte. Seine Augen waren wirklich so braun wie eine Mischung aus Bitterschokolade und Vollmilchschokolade. Er betrachtete mich weiterhin und ich presste unsicher meine Lippen aufeinander.

"Und?", fragte er und zog eine Augenbraue in die Höhe. Mein Herz klopfte lauter in meiner Brust und ich hoffte inständig, dass er nicht bemerkte wie aufgeregt und ängstlich ich war. Ich schloss kurz die Augen und betrachte ihn dann genauso, wie er mich. "Was ist deine Bedingung?", fragte ich mit kaum hörbarer Stimme, und ein Zittern schwang in meinem Unterton mit.

"Wie heißt du?", flüsterte er und ein Stein fiel mir vom Herzen. Nur mein Name. Keine Ahnung was er mit meinem Namen wollte, aber wenn dass die einzige Bedingung war, dann konnte ich ihm geben was er wollte.

"Louisa.", antwortete ich mit der gleichen Lautstärke, mit der er mich vorhin gefragt hatte. Er lächelte und wiederholte: "Louisa." Er betonte jede Silbe mit einer solchen Leichtigkeit, dass mir mein Name aus seinem Mund besonderer erschien als sonst. Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete er mich weiter und als mir eine Haarsträhne ins Gesicht rutschte und ich sie zurücksteckte war sein Blick so durchdringend dass ich mich räusperte: "Ich glaube du musst dich nicht vorstellen." Es hatte wie ein beiläufiger Spaß klingen sollen, doch er verzog seine Miene. "Du hast Recht. Bringen wir dich zu deiner Freundin. Wo hast du gesagt wartet sie?" Mit einem fragenden Blick sah er mich an. "Ich habe sie zuletzt bei den Fanartikeln gesehen,  aber.. aber du.. ich meine Sie müssen mich nicht dorthin bringen, es genügt eine Wegbeschreibung."
Er schüttelte den Kopf und seine Gesichtszüge entspannten sich wieder: "Nein. Ich habe im Moment eh nichts zu tun, also bringe ich dich lieber, bevor du dich wieder verirrst. Louisa." Zaghaft streckte er mir seine Hand entgegen als ich aufstand. Mit einem argwöhnischen Blick betrachtete ich seine Hand. Vielleicht hatte ich den Orientierungssinn einer Kartoffel,  das konnte sein, aber gehen hatte ich bis jetzt immer alleine geschafft. Ich wollte meine Hand gerade zurückziehen, als er sie einfach mit seiner Hand verschränkte und mich hinter ihm herzog.
Er verlangsamte das Tempo als wir um eine Ecke bogen, sodass wir nun nebeneinander anstatt hintereinander liefen. Gerade in diesem Moment wurde mir bewusst, wieviele Mädchen mich umbringen würden, wenn sie mich so sehen könnten. Unsicher blickte ich zu Shawn,  dessen Blick starr auf den Weg vor uns gerichtet war. Er war gut einen Kopf größer, was mich noch viel kleiner erschienen ließ, seine dunkelbraunen Haare waren verstrubbelt und alleine für diesen nahen Anblick, wäre meine Freundin wahrscheinlich von einer Klippe gesprungen.
Ich musste zugeben, dass er nicht so schlecht aussah, aber dass man ihm so hinterherhimmelte konnte ich nun wirklich überhaupt nicht verstehen.
Wir blieben vor einer Tür stehen die verschlossen war und hinter der Gekreische durchdrang.
"Da musst du nur noch alleine durch und schon bist du bei deiner Freundin.", meinte Shawn, während er mir einen Backstage Pass in die Hand drückte,  den er zuvor noch selbst um den Hals getragen hatte.
"Du musst ihn nur durch diesen Schlitz ziehen und die Tür öffnet sich.", erklärte er mir.
Plötzlich kam er einen Schritt auf mich zu und zog mich in eine kurze Umarmung.
"Schlaf gut, Louisa.", flüsterte er noch, bevor er den Gang zurücklief.

wait for me | s.mWo Geschichten leben. Entdecke jetzt