Cry not alone

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Ich setzte mich vor dem Cafe auf eine hölzerne Bank, die bequemer war als sie aussah und stützte meinen Kopf in meine Hände. Ich schluchzte und unterdrückte die vielen Tränen die in mir aufstiegen. Ich bestrafte mich innerlich für meine Dummheit. Hatte ich wirklich gedacht dass irgendetwas wie Gefühle zwischen mir und einem Teenie Schwarm entstanden waren? Wie hatte ich sowas überhaupt für möglich halten können? Die Antwort lag glasklar vor mir: Ich hatte angefangen etwas für ihn zu empfinden, weil er mich gestern Nacht vor meinem Leben gerettet hatte, eine Schulter gegeben hatte um mich auszuheulen und einem seiner Freunde nur wegen mir, einem fast fremden Mädchen, Rache geschworen hatte.  Als er für mich gesungen hatte, hatte ich gedacht dass er wirklich für mich gesungen hatte und nicht dabei ein anderes Mädchen im Hinterkopf hatte.  Ein Wimmern erschütterte meinen Körper. Warum konnte ich nicht einfach erkennen wenn keine Gefühle vorhanden waren? Warum musste ich mich immer auf die harte Weise überzeugen lassen?

Die Türglocke bimmelte und alleine an den Schritten erkannte ich dass es der Junge war, wegen dem ich fast weinte. Schon komisch dass ich ihn alleine an seinen Schritten erkannte, obwohl ich ihn kaum kannte.  "Warte kurz Kira, ich muss dir jemanden vorstellen. ", sagte er zum Bildschirm und ich richtete mich schnell auf, um mir meine Schwäche nicht ansehen zu lassen. Ich durfte nicht zerbrechlich sein. Musste eine Fassade aufsetzen. Das konnte ich doch nach meinem Verbrechen eh so gut. Shawn setzte sich neben mich und hielt mir sein Handy direkt vor die Nase: "Kira, dass ist Louisa die Freundin meines Freundes du weißt schon Matt." Ich lächelte gespielt das Mädchen mit den langen hellbraunen Haaren und den strahlend blauen Augen an und sie entblößte eine Reihe weißer Zähne als sie zurücklächelte. Zu perfekt. Aber kein bisschen künstlich, wie ich mir selber eingestehen musste. "Louisa, das ist Kira meine Freundin. ", klärte er mich auf und obwohl ich das alles schon vermutet hatte, versetzte es mir einen Stich und ich versuchte nicht auf den Kloß in meinem Hals zu achten. Du hast dir alles was ihn betrifft nur eingebildet, bestätigte mir mein Gedächtnis. "Hey, freut mich.", erwiderte ich knapp und sah dass lächelnde Mädchen im Handy an. Sie war hübsch, klar dass Shawn jemanden wie sie mochte. Plötzlich fühlte ich mich in meinen langweiligen Klamotten unbehaglich und zog an meinem T-Shirt Rand herum. Shawn hob sich das Handy wieder vors Gesicht und streckte dann den Arm soweit aus, dass wir beide zu sehen waren. Das war mir gar nicht Recht. Ich wollte dieser Kira keine Bestätigung zu ihrer Schönheit geben, indem sie mich weiter ansehen konnte und versichern konnte dass sie hübscher war. Ach wie ich meine Situation hasste. "Cooles Shirt!", sprach mich Kira an und ich hätte am liebsten die Stirn gerunzelt. Das konnte sie doch nicht wirklich ernst meinen! Doch ihre Augen glänzten vor Bewunderung, was mir gar nicht gefiel. Ich wollte nicht dass sie mir sympathisch wurde. "Danke.", sagte ich und sie meinte: "Ich mag deine Beach Waves auch!!! Ich würde die niemals so toll hinbekommen, bei mir sieht dass immer so unnatürlich am Schluss aus. Da könnte man grad neidisch werden!" Sie strahlte mich an und fuhr sich seufzend über ihre glatten Haare. Ja ne war klar, sie und neidisch über mein Aussehen. Ich wollte mir gerade wieder ein Danke abringen als Shawn meinte: "Hey Kira, skypen wir später nochmal? Wir sollten los, vor uns liegt noch ein langer Tag." Kira strahlte weiterhin und ihr Lächeln zog sich breiter: "Klar Mendes Boy skypen wir. Schließlich will ich deine Stimme nicht nur übers Radio zu hören bekommen! Bye Louisa, war schön dich kennenzulernen! Skype doch nächstes Mal wieder mit! " Wie konnte ein Mensch denn man hassen sollte, nur so nett sein?! "Äh ich weiß nicht, ich hab in der nächsten Zeit viel zu tun und so... Wahrscheinlich werde ich Sachen mit ähm Matt unternehmen und so... Damit meine ich dass ich bei euren Skype Zeiten eigentlich nicht vorhabe bei Shawn zu sein, ähm wenn du verstehst..", erwiderte ich leise und wäre am liebsten im Erdboden versunken, aber was sein musste musste sein. Schließlich wollte ich ihnen nicht beim Geturtele zusehen. Bah. Doch Kira wirkte ehrlich erschüttert: "Das ist extrem Schade! Könntest dus dir nicht noch überlegen? Es wäre echt toll wenn du dabei wärst." Sie zog zuerst eine Schnute und lächelte mich dann wieder an, um mir zu versichern, dass sie es wirklich so meinte. Oder vielleicht um mich auf ihre perfekten Zähne ein weiteres Mal aufmerksam zu machen. "Keine Ahnung, ich schau was sich machen lässt und sonst wünsch ich euch trotzdem viel Spaß!", gab ich ihr zur Antwort und lächelte ein bisschen, damit sie mir meine Lüge abkaufte. Sie lächelte zaghaft zurück und ich glaubte zu sehen, dass sie etwas ahnte. Ich spürte Shawns misstrauischen Blick von der Seite auf mir ruhen. Wer konnte ihms verübeln? Schließlich hatte er ja nie Gefühle für mich gehabt und wunderte sich jetzt warum ich so abweisend zu seiner Freundin war.  Aber auf dieses Drama hatte ich keinen Bock. "Tschüss Kira!", rief ich in die Kamera und stapfte dann zu Shawns Auto, wo ich mich dann gegen die Beifahrertür lehnte. Ich bekam am Rand mit, wie sich Shawn von Kira verabschiedete und sie sich von ihm. Schließlich verstummten die Stimmen und Shawn lief auf mich zu, anstatt zur Fahrertür zu gehen. Er lehnte sich gegen mich und meinte dann nach einer Weile: "Louisa, was ist los?" Ich setzte ein Lächeln auf und er schüttelte den Kopf: "Wenn dein Lächeln nicht echt ist, kannst du dir es auch gleich sparen." Meine Mundwinkel fielen nach unten. Dabei hatte ich nur versucht wegen ihm ein glückliches Gesicht zu machen und jetzt sprach er so mit mir. "Gut.", sagte ich knapp und er sah mich mit zusammengekniffenen Augen an, dann meinte er zwischen zusammengepressten Zähnen: "Gut? Du sagst kein Wort, bist einfach aufgestanden und lächelst jetzt ein falsches Lächeln. Was soll daran gut sein?" Seine Energie, in seinen Worten erschütterten mich, doch ich musste mich vor niemanden rechtfertigen. Nicht mal vor ihm. "Es ist mir egal ob es gut oder schlecht ist, okay Shawn?! Und das sollte es dir auch sein. Egal! Vielleicht geht es mir einfach nicht gut, du kannst nicht wissen was in mir vorgeht, also lass es einfach.", schrie ich ihm entgegen und war zum ersten Mal froh, dass das Cafe so abseits lag und so einsam war. Erst sah er mich ungläubig an, dann wendete er sich ab und ging zum Fahrersitz. Ich stieg auch ein und er startete den Motor. Dann meinte ich etwas ruhiger: "Ich wollte dich nicht anschreien. Könntest du mich bitte einfach nach Hause bringen?" Er nickte knapp und umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Dann parkte er mit quietschenden Reifen aus und fuhr auf die Straße. Zum ersten Mal seit langem, fühlte ich mich als wäre die ganze Welt gegen mich.

wait for me | s.mWo Geschichten leben. Entdecke jetzt