Kapitel 2: Geheimnisse ⭐

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Der Rest meiner Ferien verlief ereignislos, ich las, ging spazieren und schwamm etwas in der typisch kühlen englischen See.

Am Montag nach den Ferien nahm alles leider wieder seinen gewohnten Lauf, ich stand auf, machte mich fertig, schnappte mir eine Banane aus dem Obstkorb in unserer Küche und ging widerwillig in die Schule.

Es war ein schöner Tag, die Sonne ging gerade hinter dem Meer auf, als ich das Haus verließ und es wehte eine laue Brise vom Wasser her, die mir meine Haare zerzauste.

Mein Schulweg war nicht sehr weit, ich brauchte nur fünf Minuten zu laufen, was in diesem kleinen Ort ja eigentlich auch kein Wunder war.

Nach fünf Minuten bog ich dann auf den Kiesweg der Devon High ein.
Sehr groß war das Gebäude nicht, es gab nur ein Stockwerk, in dem sich die Naturwissenschaftsräume und die Klassenräume befanden, dazu kam noch die Cafeteria.
Ansonsten stand nur noch eine kleine Turnhalle auf dem Gelände, die aber momentan renoviert wurde, weshalb der Sportunterricht ausfällt.
Ein Glück für mich, denn ich bin nicht sonderlich sportlich, dafür aber zum Glück nicht dick.

Langsam machte ich mich auf den Weg zum Spanischklassenzimmer, es lag direkt neben den Naturwissenschaftsräumen, die ich zum Glück nie wieder betreten musste, da ich in der achten Klasse das sprachliche Profil gewählt hatte, weil ich in allem was mit Pflanzen, Tieren, explodierenden Gasen, dynamischem Gebilden und Co zu tun hat, eine absolute Niete bin.

In der sechsten hatte ich es in den Bioräumen einmal geschafft, einen ganzen Käfig voller Stabschrecken, die wir eigentlich untersuchen hätten sollen, freizulassen, was die Klasse in totale Panik versetzte, weil gefühlt jedes Mädchen hier Angst vor Insekten hat.
Ich nicht, hehe, deshalb habe ich nur so getan, als hätte ich damit nichts zu tun und mich schnell vom Tatort entfernt.

Meine beste Freundin Annika saß schon auf ihren Platz und winkte mich mit einem freundlichen Lächeln überschwänglich zu dem Platz neben sich.

Schnell eilte ich zu dem Platz, bevor sich dort jemand hinsetzen konnte.
An einer normalen Schule kann das ja eigentlich nicht passieren, weil es dort eine feste Sitzordnung gibt, aber unsere Schulleitung war wohl zu inkompetent, um irgendwelche simplen Regeln aufzustellen.

Kaum hatte ich mich auf den Stuhl fallen lassen und meine Tasche abgestellt betrat Señor Tailor, pünktlich wie immer, den Raum.
Seine Pünktlichkeit überraschte mich immer wieder, denn mit seiner beeindruckenden Körperfülle müsste er eigentlich langsam wie eine Schnecke sein und in jedem zweiten Türrahmen steckenbleiben.

,,Oh, ihr seid ja alle erschienen, erstaunlich." Sagte er mit seiner schleppenden Stimme, die mich immer wieder an ein Walross mit Verstopfung erinnerte.
Entnervt verdrehte ich die Augen, solche Sprüche fielen am Anfang jeder Stunde.
Ich persönlich hatte ja meine Vermutungen, dass Señor Tailor nur eingestellt worden war, weil er der einzige Mensch im Umkreis von ein paar Meilen war, der ein paar Worte Spanisch sprach.

Die Unterrichtsstunde verlief wie immer, er verteilte Arbeitsblätter, wir machten sie. Man sollte meinen, dass das in der 10. Klasse anders ablief, aber so war dem bei diesem faulen Lehrer definitiv nicht.

Am Ende der Stunde flüchtete das Walross wie immer mit einem hastigen ,,Hasta luego, Chicos" aus dem Raum. Höchstwahrscheinlich war er auf dem Weg in die Cafeteria, um als erster an den Donutverkauf zu kommen.

Wir Schüler gingen es da anders an.
Statt uns in der Cafeteria zu drängem wie eine Horde wild gewordener Affen, brachten wir unser Essen meist selbst mit, was nicht zuletzt daran lag, dass man von dem Schulessen hier mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% brechen musste.

Nach der Stunde flüchtete ich dankbar in die Cafeteria, holte mein Essen, das meine Mutter freundlicherweise eingepackt hatte, weil ich so gut wie jeden Tag verschlief, aus dem Rucksack und setzte mich zu ein paar anderen Mädchen an den Tisch.

,,Hey Jaz," rief Angela fröhlich und winkte mir übertrieben, woraufhin ch unauffällig die Augen verdrehte. Angela war eine richtige Klatschtante, egal was es war, sie erfuhr es immer zuerst.

Als ob ich es nicht geahnt hätte, ging sie an zu reden:,,Hey, wusstest du schon, dass es einen Neuen gibt? Er soll ja wahnsinnig gut aus-..."

Meine Verärgerung war wie weggeblasen, ein Neuer? Als Angie an meinem Gesichtausdruck ablas, dass ich es noch nicht wusste, freute sie sich diebisch und fing an zu reden wie ein Wasserfall:

,,Ja, ich weiss seinen Namen nicht, aber er sieht megagut aus, irgendwie mystisch. Und das beste ist, dass er ab heute in UNSERE Klasse geht. Er ist 17 und kommt aus Rumänien, ja ich weiß, voll ungewöhnlich, aber..."

Ich lachte und unterbrach ihren Redeschwall:,,Was sagst Du? In unsere Klasse?"
Angela nickte eifrig:,, Ja, aber was ich noch sagen wollte ist, dass ich ihn zufällig gehört habe und OMG seine Stimme klingt so schön, aber egal:
Er hat mit einem Mann gesprochen und der hat gesagt, dass sein ,,Geheimnis" hier sicher wäre.
Was meinst du, was das sein könnte?
Vielleicht ist er ein Fimmstar, det hier abgetauchg ist, um sich vor den Paparazzi zu verstecken, oder...

Ich bekam keine von Angies unrealistischen Theoriem mehr mit, denn ich war ganz in meinen eigenen Gedanken versunken.

Ein mystischer, gutaussehender Neuer mit einem Geheimnis?
Na das kann ja was werden.

Moonlight ✔ {Wird Überarbeitet}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt