Kapitel 13: Unsterblichkeit ⭐

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Ich hetzte zum Rand der Lichtung und rannte geradewegs in den Wald hinein. Die Richtung war mir egal, ich wollte nur weg. So weit wie möglich.

Ein tief hängender Ast schlug mir ins Gesicht und hinterließ eine brennende Spur auf meiner rechten Wange, während ich meinen Flucht fortsetzte.

Die einzigen Geräusch, die mich begleiteten, waren das Keuchen meines Atems und das Trommeln meiner Füße auf dem moosigen Boden.

Und trotzdem hielt ich nicht an.

Erst nachdem ich über einen Stein gestolpert und auf dem Boden zusammengesunken war, bemerkt ich, dass ich weinte.

Hemmungslos schluchzend lehnte ich mich gegen die kühle Rinde eines Baumstammes und vergrub mein Gesicht in den Händen.

Warum weinte ich? War er mir wirklich so wichtig? Nein, das war er nicht.

Doch, das war er.

Das hier konnte nicht real sein, das war alles nur ein Traum. In Wirklichkeit saß ich nicht mutterseelenalleine hier in diesem riesigen Wald, sondern lag daheim in meinem Bett.

Eine Weile versuchte ich mir einzureden, dass ich bloß in einer irrealen Gedankenwelt gefangen war, und vielleicht hätte ich das auch geglaubt, wenn meine Wange nicht so gebrannt hätte.

Ich weiß nicht, wie lange ich da saß, aber irgendwann versiegten meine Tränen und es wurde langsam dunkler.

Und mit der Dunkelheit, kam die Angst.

Je dunkler es wurde, desto beklemmender wurde das abschnürende Gefühl in meinem Brustkorb, bis es neben mir raschelte und ich vor Angst aufsprang.

Doch da war nichts.

Panisch schielte ich nach links und rechts, überall die Bäume als dunkle Gestalten, die sich jeden Moment auf mich stürzen könnten.

In meinem Leben hatte ich noch niemals solche Angst gehabt. Ich wollte unter keinen Umständen länger alleine im nächtlichen Wald bleiben.

Voller Angst stolperte ich ein paar Schritte zurück, bis ich auf einen kleinen Ast trat, der die Stille des nächtlichen Waldes zerriss.

,,Terence", schrie ich in Panik, während ich bemerkte, dass mir wieder Tränen in die Augen stiegen.

,,Terence, bitte komm her, ich habe Angst.", schallte meine Stimme durch das Schwarz um mich herum.

Wenige Sekunden später, landete eine große Gestalt direkt neben mir.
In diesem Moment war mir alles egal. Schluchzend fiel ich ihm um den Hals.

Für einige Atemzüge standen wir so da, dann vernahm ich seine leise, beruhigende Stimme an meinem Ohr.

,,Willst du darüber reden?", fragte er mich leise. Ich sagte nichts, ich nickte bloß an seiner Brust.

,,Es...es tut mir so leid. Ich wollte vorhin nicht einfach weglaufen, es war nur...ich dachte, es gibt so etwas nicht und ich war überfordert..."
Meine Stimme versagte.

Er seufzte leise. ,,Es tut mir leid, wenn ich dich so erschreckt habe, ich hätte es dir vielleicht schonender erklären sollen."

Wieder standen wir nur stumm dort und starrten beide in die undruchdringliche Schwärze der Nacht.

,,Was kannst du so, als...", ich wollte das Wort nicht in den Mund nehmen, aber er verstand, was ich meinte.

,,Fangen wir lieber damit an, was ich nicht kann.", begann er ruhig und fuhr fort, als ich nichts sagte.

,,So wie sterben zum Beispiel. Also ich kann schon sterben, aber nur, wenn ein anderes...Wesen mich tötet, nicht an Krankheit oder Altersschwäche. Altern kann ich auch nicht, zumindest nicht äußerlich."

Langsam entspannte ich mich wieder und blickte ihn fasziniert an. Aber nur war die Pause vor "Wesen" nicht entgangen.

,,Es gibt noch mehr wie...dich und noch andere?"

Wieder seufzte er leise.
,,Also, es gibt gute Wesen und... Monster, Wie... naja... mich."
Ich wollte ihn trösten, aber es kam kein Wort heraus, Also legte ich einfach meine Handi auf seine.
,,Du bist kein... Monster."
Flüsterte ich.
,,Nicht für mich."
Dankbar sah er mich an.

Dennoch konnte ich mir diese eine Frage nicht verkneifen.
,,Trinkst du Blut?"

,,Hast du keine... Angst?", fragte er unsicher, aber ich schüttelte den Kopf, und er sah mich hoffnungsvoll an.

,,Ich habe keine Angst, es klingt vielleicht dumm, wir kennen ja erst seit vorgestern, aber ich fühle mich wohl in deiner Nähe, jetzt, wo ich den Schock verdaut habe."

Auch wenn ich nicht viel sehen konnte, meinte ich, dass seine Augen regelrecht zu leuchten begannen.
,,Also um deine letzte Frage noch korrekt zu beantworten: Ja, ich trinke schon Blut, Aber nicht von Menschen, nur von Tieren."

Trotz dem, dass ich vorgab keine Angst zu haben, war ich etwas erleichtert. Der Ältere schien zu bemerken, das ich diese Flut an Information erst einmal verdauen müsste, ergriff deshalb meine Hand und strich sanft mit seinem Daumen über meinen Handrücken.

,,Wollen wir nicht zurück in die Stadt? Dein Vater macht sich bestimmt Sorgen." In seinen Augen könnte ich sehen, dass er noch nicht gehen wollte, aber es war wirklich besser so. Ich nickte leicht.

,,Aber vorher habe ich noch eine letzte Frage für heute.", meinte er mit ernstem Blick.

Fragend sah ich zu ihm auf, um seinem liebevollen Blick zu begegnen, was bewirkte, dass sich ein angenehm kleines Kribbeln in meiner Magengegend breitmachte.

Dieses Kribbeln blieb aber nicht länger klein, als er auch noch meine andere Hand ergriff, mir fest in die Augen sah und fragte:

,,Willst du mit mir gehen?"

Kurz blieb mir die Luft weg. Ich meine, wie irreal war es schon, mitten im der Nacht, mitten im Wald zu sitzen, mit einem Vampir, in den man zufällig verliebt war und der einen fragte, ob man mit ihm gehen wollte.

Dennoch nickte ich überglücklich und drückte seine Hände noch ein wenig fester, bevor ich ihm um den Hals fiel und ihm ins Ohr hauchte: ,,Ja, ich will mit dir gehen."

Moonlight ✔ {Wird Überarbeitet}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt