Kapitel 8: Unruhe ⭐

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Der nächste Tag fing schon blöd an. Als ich mich aus dem Bett quälte und zum Fenster schlurfte, schüttete es draußen wie aus Eimern. Regentropfen liefen an meiner Fensterscheibe herunter und malten nasse Muster auf das Glas.

Ich stolperte verschlafen die Treppen hinunter in die Küche, verschüttete die halbe Milch neben meine Cornflakes und aß diese daraufhin trotzdem schnell auf.

Ich wollte unbedingt in die Schule und IHN sehen, auch wenn ich dauernd versuchte mir einzureden, dass er mir egal war. Es war nur ein Junge, ein fast fremder Junge, welches Mädchen würde denn da gleich so ausrasten?

Ach ja, fast jedes Mädchen in meiner Schule. Aber ich nicht!

Trotzdem beeilte ich an diesem Morgen besonders. Ich dachte nicht groß nach, was ich da gerade aus meinem Schrank riss, schnappte einen Pulli, zerrte meine Jeans über die Beine und rannte durch die Haustür.

Zwei Sekunde später rannte ich zurück und schnappte hastig meine Schultasche, die ich auf meinem überfüllten Schreibtisch hatte stehen lassen.

Aber es wurde noch besser, denn mein kleiner, roter Mini Cooper sprang nicht an. Dieses Auto war mein einziger Besitz, auf den ich wirklich stolz war. Meine Vater hatte ihn mir an meinem letzten Geburtstag geschenkt, direkt nachdem ich meinen Führerschein bekommen hatte.

Wahrscheinlich hatte er es nur aus schlechtem Gewissen gemacht, weil er so oft weg war und dauernd arbeitete, aber ich war trotzdem überglücklich gewesen, als ich das nicht gerade billuge Auto von meinem Fenster aus zum ersten Mal gesehen hatte.

Ich hätte mich auch mit einem gebrauchten Billigwagen zufriedengegeben, aber das hier war natürlich viel besser.

Benommen saß ich nun am Lenkrad und als ich die Tankanzeige sah, dämmerte mir langsam, dass ich wohl würde laufen müssen, denn der kleine Punkt blinkte schon rot und ich wollte es auf keinen Fall riskieren, mittem auf dem Weg zur Schule liegen zu bleiben.

So ein Mist. Ich stieß die Tür auf und spurtete los in Richtung Schule, eim Glück, dass ich mich heute Morgen so beeilt hatte, so schaffte ich es, doch noch fünfzehn Minuten zu früh zu kommen.

So hatte ich immerhin noch Zeit, ein bisschen zu trocknen, bevor der Unterricht anfing, denn es regnete nach wie vor ziemlich stark und ich sah nach meinem Fußmarsch nun wahrscheinlich aus wie ein begossener Pudel.

Darauf achtend, dass der strenge Hausmeister mich nicht beim Nasstropfen seines "Parketts" erwischte, huschte ich in die Cafeteria und setzte mich an meinen Lieblingstisch.

Je länger ich dort saß, desto häufiger erwischte ich mich dabei, bei jedem Schüler, der durch die Schwingtür kam, zu hoffen, dass es Terence war

Aber der Dunkelhaarige tauchte nicht auf. Nervös trommelte ich mit den Fingern auf die Tischplatte, da ging die Tür erneut auf.

Erfreut hob ich wieder den Kopf, aber es war nur meine Freundin Angie, die lächelnd auf mich zukam.

,,Hi, wollen wir schonmal zu Mathe gehen?"

Ich fühlte mich als hätte mir jemand einen Schlag in die Magengrube verpasst, was ich, als ich mich bei diesem Gefühl erwischte, am liebsten selbst getan hätte. Was stimmte bloß nicht mit mir, seit dieser Junge da war?

,,Ist was? Du bist so blass."
Fragte Angie besorgt, worauf ich etwas zu schnell den Kopf schüttelte.

,,Nein, alles gut. Lass uns gehen." Sagte ich betont fröhlich, obwohl ich schon wieder unauffällig zur Tür schielte. Ich musste ganz dringend mal meine Hormone in den Griff bekommen, dass war doch nicht mehr normal!

Die Mathestunde verlief quälend langsam, ich verstand Algebra kein bisschen und meine Konzentration war sowieso im Keller, da die Mittagspause immer näher rückte und ich -statt dem Vertretungslehrer zuzuhören- fast nur noch den Zeiger der Uhr beobachtete, der langsam auf die zwei zusteuerte.

Ich war unendlich dankbar, als es endlich klingelte. Schnell raffte meine Sachen zusammen und verließ fluchtartig das Klassenzimmer.
Angie vergaß ich dabei vollkommen.

Aber in der Cafeteria wurde ich wieder enttäuscht. Je gründlicher ich suchte, desto vewusster wurde mir, dass er immer noch nicht da war.

Da in der Mittagspause alle Schüler in die Cafeteria kamen, zog ich den Schluss, dass er heute wohl nicht in der Schule war.

Mit dieser Erkenntnis verlief der restliche Schultag unendlich langsam, vor allem, weil Angie mich durchgängig löcherte, was mit mir nicht stimmte.

☆☆☆☆☆☆☆

Nachdem ich mein Auto an def Tankstellte hatte, ließ ich laut die Haustür hinter mir zufallen.

,,Ich bin zu Hause, Dad!" rief ich laut, als ich seine Arbeitsschuhe im Flur stehen sah.

Aus dem Wohnzimmer kam kein Mucks, daher nahm ich an, dass Dad Fußball schaute. Dabei schaltete er immer den Ton aus, weil er nichts so sehr hasst wie Fangesänge, aber trotzdem schaut er so konzentriert zu, dass man ihm einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf schütten könnte, ohne dass er es bemerkt.

Also schlurfte ich in die Küche, um mir mein Abendessen herzurichten. Als ich den Kühlschrank nach etwas brauchbarem abgescannt und eine Packung Western Kartoffeln gefunden hatte, klappte ich ihn wieder zu, wobei mein Blick fiel auf die aufgeschlagene Zeitung auf dem Küchentisch fiel.

Auf dem Titelblatt prangte die Überschrift:

MORD IM NACHBARORT.
IST ILFRACOMBE NOCH SICHER?

Neugierig lief ich zum Tisch und las den kurzen Artikel.
South Newton, Do ,19.7.2017: Die örtliche Polizei steht vor einem unerklärbaren Rätsel, äußert sich Komissar Duncan zu dieser Situation. Seit gestern Abend passieren in South Newton unerklärbare Morde.
Letzte Nacht fielen drei Menschen einem vermutlichen Serienkiller zum Opfer. Die Morde passierten an Stellen, die voller Menschen und hell beleuchtet sind. Im Kino, auf dem Marktplatz und im Bistro di Caprese. Die Polizei mahnt zu Vorsicht.

Ich starrte geschockt auf die Zeitung. Ilfracombe. Kino. Gestern Abend.
Ternece und ich waren zur Zeit des Mordes dort gewesen.

Moonlight ✔ {Wird Überarbeitet}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt