Kapitel 10: Mehr als Freundschaft ⭐

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Als schon die Nachmittagssonne durch das Küchenfenster fiel, saß ich hibbelig am Küchentisch und versuchte, ein paar Spanischvokabeln in meinen Kopf zu bekommen, aber so sehr ich es auch versuchte, ich konnte mich einfach nicht konzentrieren.

Ungeduldig blickte ich zum gefühlt tausendsten mal auf die Uhr, deren Zeiger auf halb drei zeigten. Also noch eine Halbe Stunde.

Seufzend richtete ich meinen Blick wieder auf mein aufgeschlagenes Buch. Wer brauchte bitte wissen, was "reflektieren" auf Spanisch heißt?

Ich gab es auf, legte meinen Lieblingskuli weg und klappte das Buch zu. Heute würde ich sowieso nicht mehr weiterkommen.

Ja, mir ist durchaus bewusst, dass das eine blöde Einstellung zum lernen ist, aber normalerweise fühlt sich mein Kopf auch nicht an wie ein summender Bienenstück in der Haupthonigzeit.

Also setzte ich mich ins Wohnzimmer und zappte unruhig durch die Kanäle.
Natürlich kam nichts außer Tennis, den Nachmittagsnachrichten und Spongebob.
Immer wenn einem langweilig war, kam einfach nichts interessantes im Fernsehen.

Genervt legte ich die Fernbedienung wieder weg und schaute zum gefühlt eintausendsten Mal auf die Uhr.
Noch ungefähr fünfzehn Minuten und ich Trottel war seit einer Stunde fertig.

Die restliche Zeit verbrachte ich mit aus dem Fenster starren und die Sekunden zählen, aber als ich bei 367 war, verzählte ich mich und gab es auf.

Dann klingelte es endlich, ich sprang auf, stolperte über meine eigenen Füße und sauste zur Tür.

Natürlich wusste ich, was mich erwartete, aber trotzdem stockte mir der Atem, als ich Terence erblickte, wie er lässig im Türrahmen lehnte und nicht die Spur verunsichert wirkte. Ganz im Gegensatz zu mir, die innerlich auf mindestens 360 war.

,,Hi, wollen wir?", fragte er lächelnd und bot mir galant den Arm. Wieder fragte ich mich, warun er sich ausgerechneg für mich interessierte. Er schien so perfekt, was wollte er dann von einer Durchschnittsperson wie mir?

Egal, wenn man einmal Glück hat, sollte man das nicht in Frage stellen und vielleicht war der Dunkelhaarige auch gar nicht so perfekt, wie es schien.
Jeder Mensch hat seine Ecken und Kanten und seine werde ich ganz sicher auch noch entdecken.

Ich lächelte etwas schüchterner zurück und wurde wahrscheinlich etwas rot, als ich meinen Arm auf seinen legte.

Sofort spürte ich die eisige Kälte seiner Haut auf meinem Arm.
Warum war er nur so kalt? Vielleicht war er krank.

,,Ist alles okay?", fragte ich ihn vorsichtig, während wir den Kiesweg zur Auffahrt herunterliefen.

Etwas irritiert blieb Terence stehen und sah mich fragend an.
,,Klar, warum?"

Merkte er etwa nicht, dass er total unterkühlt sein musste? Das war bestimmt die Grippe, vielleicht wollte er lieber wieder nach Hause fahren.

,,Naja, du bist immer so kalt."
Urplötzlich verdüsterten sich seine Gesichtszüge und er nahm schnell seinen Arm weg.
Hatte ich etwas falsches gesagt? War er so krank, dass er nicht darüber sprechen wollte? Aber dann würde er ja nicht in die Schule gehen und sich ansonsten normal verhalten.

Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich lieber erstmal nicht weiterfragen sollte, bestimmt würde er es mir irgendwann erzählen, wenn er bereit war.

Ich vergaß meine Gedanken, als er mit die Flügeltür seines roten Sportwagens öffnete und stieg vorsichtig ein. Dieses Auto musste wirklich teuer gewesen sein, nicht, dass ich noch seine Ledersitze zerkratzte.

Eigentlich interessierte ich mich -zum Leidwesen meines Vaters- überhaupt nicht für Autos, aber dieses hier war schon toll.

,,War das nicht teuer?",fragte ich und kam mir gleich ziemlich dumm vor.
Natürlich war das teuer, solche Autos kriegt man nicht unter hundertausend.

Moonlight ✔ {Wird Überarbeitet}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt