Kapitel 6: Gelassenheit ⭐

66 10 1
                                    

Angespannt beobachtete ich die Uhr und verfolgte mit meinen Augen den Sekundenzeiger, der genau in diesem Moment die Zwölf übersprang.

Es war 17 Uhr. Hektisch sprang ich von meinen Bioaufgaben auf, die ich ohnehin nicht wirklich verstanden hatte (Was daran liegen könnte, das ich mich sowieso nicht richtig konzentriert hatte).

Ich lief zum Fenster, lugte hinaus und sah diesen Jungen, der tatsächlich lässig an seinem Wagen lehnte und sich mit einer Hand durch sein glänzend schwarze Haar fuhr.

Ich konnte nicht verleugnen, dass mein Herz einen Schlag übersprang, wofür ich mich eine Sekunde später hätte ohrfeigen können. Was war nur in mich gefahren?

Mein zweiter Blick, fiel auf den Wagen, er war in einem relativ satten rot lackiert und hatte Flügeltüren, von denen die eine auf der Fahrerseit offen stand und den Blick auf glänzende schwarze Ledersitze freigab. Ich kannte mich zwar nicht mit Autos aus, aber ich hätte in diesem Moment wetten können, dass ich es mit einem Ferrari La Ferrari zu tun hatte.

Mir entfuhr ein beeindrucktes Pfeifen. Er musste wohl aus einer reichen Familie kommen.
Jetzt aber genug gestarrt und gestaunt.

Ich kämmte schnell meine Haare, rannte die Treppen runter und rief meinem Vater zu, dass ich um elf wieder da sein würde. Sein "wohin" wurde von meinen heftigen zuknallen der Tür übertönt.

Draußen schalt ich mich erst einmal einen Idioten, weil ich mich schon wieder beim Starren erwischte. Aber er sah wirklich hammermäßig gut aus...seit wann interessierten mich Oberflächlichkeiten?

,,Hey." rief er mir grinsend zu und stieß sich von seinem Auto ab.

,,Hi...äh" Er lächelte noch eine Spur breiter. ,,Terence, Jasmin."

Ich stockte schon wieder. Woher wusste er meinen Namen? Und woher hatte er meine Nummer? Es gab so viele Fragen, die ich aber nicht stellen wollte.

Wahrscheinlich gab es auf alle eine absolut logische Antwort und ich überstürzte schon wieder alles.

Anscheinend bemerkte Terence meine Befangenheit und hielt mir die Beifahrertür auf. Bedacht darauf, bloß nicht das Leder zu zerkratzen stieg ich ein. Kaum saß ich einigermaßen bequem, saß Terence schon neben mir und ließ den Motor aufröhren.

Wie war er so schnell dahin gekommen? Eben hatte er mir doch noch die Tür aufgemacht.

Er bog auf die Ausfahrt aus North Devon heraus und wechselte auf die Landstraße ein. Er fuhr wie ein Irrer, weit über der Geschwindigkeitsbegrenzung.

Sekunde mal. Er war doch höchstens 16 oder 17. Wieso hatte er schon einen Führerschein? Hatter er überhaupt einen?!

Augenblicklich klammerte ich mich an den Handgriff an der Tür und starrte auf das Amturembrett um nicht auf die verschwimmende Landschaft vor dem Fenster achten zu müssen.

,,Wo fahren wir hin?" Fragte ich möglichst ruhig, ich wollte nicht unverschämt sein und seinen Fahrstil kritisieren.

,,Nach Ilfracombe ins Kino." sagte er freundlich und fuhr noch etwas schneller. Ich krallte mich nun in meinen Sitz.

Nach nur fünf Minuten passierten wir das Ortsschild von Ilfracombe. Der Schwarzhaarige raste die Hauptstrasse entlang, geradewegs ins Parkhaus des Kinos.

Gekonnt parkte er ein und stieg aus. Ich blieb noch etwas benommen sitzen und atmete tief durch.

Geschockt wartete ich ab bis sich meine Augen an die Dunkelheit der Neonröhren im Parkhaus gewöhnt hatten. Terence hielt mir charmant die Tür auf.

Er benahm sich wie ein uralter britischer Gentleman (wenn man mal von seinem Fahrstil absah).

Als er mir die Hand reichte, um mir aus dem extrem niedrigen Auto zu helfen, zuckte ich zusammen, denn sie war eiskalt.

Ohne Probleme zog er mich hoch, was mich fast gegen ihn taumeln lies. Was war das denn eben? Ich hatte vor dem Bruchteil einer Sekunde noch tief eingesunken in den Sitz gesessen und jetzt stand ich schon mitten in der Tiefgarage.

Unsinn! Ich muss Wahnvorstellungen haben.

,,Wollen wir, Ma'am?" Riss mich die Stimme des Dunkelhaarigen aus meinen verworrenen Gedanken und ich lachte nevös. ,,Mit Vergnügen, Sir."

Es war seltsam. Normalerweise redete ich total ungezwungen mit Jungen und dachte überhaupt nicht nach, bevor ich ihnen Gott weiß was an den Kopf warf, abef bei Terence war das anders.

Mit Terence fühlte mich sicher, aber nicht so, wie mit allen meine Kumpels, bei denen es mir egal war, was sie von mir dachten. Warum war das bei ihm anders? Er war doch nur ein Junge, warum also drehte ich jetzt so am Rad.

Eine Minute später standen wir an der Kasse und er zückte einen Zwanziger und zahlte für "Salto in Amore".

Schom wieder lief ich rot an, erstens wegen dem Film und zweitens weil er bezahlt hatte. Kleinlaut bedankte ich mich und wir gingen Hand in Hand (was für ihn anscheinend ganz normal war, mich aber schier wahnsinnug machte) die Treppen hoch zu Saal 9.

Er zog mich zu einem Sitz und wir setzten uns, seine Hand ließ ich aber nun doch nicht los, denn irgendwie war es schon ein schönes Gefühl und vielleicht machte man das dort, wo er herkam auch einfach so.

Moonlight ✔ {Wird Überarbeitet}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt