Kapitel 1: Begegnungen ⭐

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Die Landschaft verschwamm, grüne Fetzen sausten vor dem Zugfenster vorbei. Ich seufzte, gestern war ich noch in Florida gewesen und vor ein paar Stunden im Flieger hatte ich noch nichts von dem schlechten Wetter gespürt, das hier in England herrschte.

Ein Klopfen an der Waggontür riss mich aus meinen Gedanken, ich schreckte hoch.
Vor der Tür konnte ich den groben Umriss einer Person ausmachen.
,,Ja?"
sagte ich, wobei es eher wie eine Frage klang.

Ich beobachtete wie die Türklinke heruntergedrückt wurde und ein Mann eintrat, der höchstens 17 war und kurze schwarze Haare hatte. Seine Augen waren sehr dunkel, fast schwarz und hatten diese goldenen Sprenkel.

Man könnte es nicht anders sagen, er war... schön, nicht nur das, er sah aus wie eine äußerst attraktive Fata-Morgana.
Am liebsten hätte ich meine Hand nach ihm ausgestreckt und ihn berührt, um zu prüfen, ob er echt war.

Er hatte anscheinend meinen Blick bemerkt, den er grinste belustigt.
,,Hallo."
sagte er, woraufhin ich wahrscheinlich schon wieder ziemlich dämlich blickte, denn seine Stimme war melodisch, tief und einfach nur angenehm.

Er sah mich nicht mehr an, sondern setzte sich hin und wühlte in seinem Rucksack, während ich ihn neugierig beobachtete.
Anscheinend war er einer dieser Menschen, die es sofort spührten, wenn man sie ansaher schien, denn er blickte auf und grinste mich belustigt an.
Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht, woraufhin sein Blick kühl wurde, nicht unfreundlich, aber dennoch sehr distanziert.
Was sollte das denn jetzt? Hatte ich etwas falsch gemacht?

Er hatte einen MP3 Player aus seinem Rucksack geholt, stöpselte sich die Stecker in die Ohren und blickte aus dem Fenster.
Insgeheim war ich etwas enttäuscht, ich hätte gerne seine Augen weiter betrachtet, aber ich tat desinteressiert und blickte meinerseits aus dem Fenster.

Dennoch konnte ich es nicht lassen, ab und zu verstohlen einen Blick auf ihn zu werfen. Je öfter ich ihn anschaute, desto mehr merkte ich, dass er perfekt aussah.

Seine Wangenknochen waren hoch geschwungen, er hatte lange Wimpern und glatte Haut.

Es gab nur eine Kleinigkeit, die mich an ihm störte: Er war unnatürlich blass, nicht nur wie jemand, der nicht oft in der Sonne ist, sondern einfach kalkweiß, nun ja, vielleicht hatte er eine Krankheit?

Ich nahm mir vor, ihn von jetzt an nicht mehr anzusehen, lehnte mich zurück und blickte weiter auf die vorbeirauschende Landschaft.
Etwas weiter weg konnte ich schon die Küste erkennen. Das Wasser schäumte gegen die Sandbänke und die weiße Gischt tanzte auf den Wellen.
Schon in meiner Kindheit hatte mich das Meer fasziniert, stundenlang hatte ich auf dem Dach des kleinen Hauses meiner Familie gestanden und das Meer betrachtet, bis die Sonne darin versank.

Etwas später ertönte durch die Lautsprecher diese unangenehme Frauenstimme, die es in fast allen öffentlichen Fahrzeugem gibt.
,,Liebe Damen und Herren, in Kürze erreichen wir North Devon. Danke, dass sie mit uns gereist sind."

Der junge Mann mir gegenüber erhob sich und Schritt anmutig aus unserem Abteil. Ehe ich michs versah, war er weg. Etwas benommen packte ich meine Sachen zusammen und verließ den Zug.
Der Bahnsteig war ziemlich leer, wie immer, denn North Devon war nicht sehr groß. Jeder kannte jeden, wie in diesen typischen malerischen Dörfern aus den Märchen.

Nur wenig später trat ich vor den Bahnhof, der Himmel war relativ bewölkt, die Wolkenfetzen jagten sich. Ich seufzte nur, endlich wieder zu Hause.
Das alte Leben holt einen immer wieder ein, nur noch zwei Tage und die Schule würde wieder losgehen.

Ich war mal wieder so in Gedanken versunken, dass ich nicht gemerkt hatte, dass ich schon vor meinem Haus stand, nichts besonderes, ein kleines Haus aus Sandstein, wie viele Häuser hier in North Devon.

Jeder Tag war dem vorangegangenen ähnlich: Sich aus dem Bett quälen, frühstücken, Schule, lernen, Freunde treffen und schlafen.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass sich schon bald alles ändern würde.

Moonlight ✔ {Wird Überarbeitet}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt