Hermine
Da ich als Erste wach war wie jeden Morgen, hatte ich das Badezimmer für mich alleine und konnte mich in aller Ruhe um mein Nest von Haaren kümmern. Nach einer halben Ewigkeit waren sie einigermaßen präsentabel.
Zufrieden machte ich es mir im Gemeinschaftsraum mit einem Roman gemütlich. Er war ähnlich wie der Gryffindorgemeinschaftsraum eingerichtet. Der einzige Unterschied bestand in den Farben. Alles war in weiß gehalten, wie unsere neuen Schlafräume. Dadurch konnte sich kein Haus benachteiligt fühlen.
Ich war erstaunt als nur wenige Minuten später jemand in das Zimmer trat. Als ich über mein Buch schielte, entdeckte ich Malfoy auf dem Sessel mir gegenüber. Er hatte ebenfalls ein Buch in der Hand, in das er vertieft zu sein schien.
Ich konnte Ginny in meinem Kopf hören: Das ist die Gelegenheit, Hermine, gaff ihn an! Ich erinnerte mich, dass ich das alles nur für Ron und Harry tat. Immer wieder ließ ich meinen Blick zu Malfoy wandern und betete, dass die anderen Schüler endlich wach wurden und die Stille unterbrachen. Lediglich das Umschlagen der Seiten und unser Atem war zu hören.
Mir fiel auf, dass Malfoy lange, dünne Beine hatte und seinen Umhang nicht geschlossen hatte. Dadurch konnte ich sehen, wie der Pullover darunter sich über seinen flachen Bauch spannte. Er war schon immer schlank gewesen, doch nun schien er noch dünner zu sein, fast schon zu dünn. Ich sollte wirklich nicht über Malfoys Figur nachdenken.
Stattdessen unterzog ich seinem Gesicht einer genaueren Musterung: Seine hohen Wangenknochen stachen beinahe zu sehr hervor, was mir bereits am Vortag aufgefallen war. Von seinen weißblonden Haaren stand im Gegensatz zu gestern keine einzige Strähne ab. Wie bewerkstelligte er das nur? Seine dunklen Lippen sahen unvorstellbar weich aus. Ich konnte nicht anders und musste ihn um seine Eleganz beneiden.
Er sah aus wie ein typischer Prinz. Auch die Nase schien perfekt zu sein. Seine blasse Haut zeigte keine einzige Unreinheit. Ich verstand jetzt, warum er der begehrteste Junggeselle der Slytherins war. Ausschließlich die Augen passten nicht zum Bild. Unter ihnen waren dunkle Augenringe zu erkennen.
Auf einmal bohrten sich seine eisigen, grauen Augen in meine. Oh nein, er hatte mich erwischt. Meine Wangen fingen an zu brennen und ich hatte Mühe ruhig sitzen zu bleiben. Für den Plan war es sicherlich gut, wenn er meine Blicke bemerkte, doch war es mir nach wie vor sehr peinlich.
Lässig zog er eine feine Augenbraue hoch, worum ich ihn bewunderte. „Granger", Arroganz triefte in seiner Stimme, „Spuck es aus und erspare uns beiden dieses unangenehme Schweigen."
Na super, was sollte ich jetzt bitte sagen, Ginny? Es dauerte eine Weile, bevor ich die passenden Worte fand: „I-ich wollte gar nichts sagen."
„Ich habe jedes Recht hier zu sitzen, Granger", meinte er hochnäsig und lehnte sich weiter in seinem Sessel zurück.
„Das habe ich nie angezweifelt, Malfoy." Ich wandte mich wieder meinem Buch zu.
„Du musst es nicht laut aussprechen, Granger. Jemand könnte dich mit dem Todesser sehen, was würden nur die Leute denken?", spottete er und verzog seine dunklen Lippen zu einem hämischen Grinsen.
Ich konnte spüren, wie die Wut in mir aufkam. Wie sollte ich Malfoy nur dazu bringen, mit mir auszugehen und sich mir anzuvertrauen, wenn ich ihn nicht ausstehen konnnte? „Du musst dringend an deinen Minderwertigkeitskomplexen arbeiten." Es lag mir einfach im Blut ihn zu provozieren.
Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Da spricht die Richtige. Wie geht es dem Wiesel? Ich habe gehört, dass.."
„Mich interessiert es nicht im geringsten, was du gehört hast, Malfoy!", explodierte ich und versuchte mich zu beruhigen. Genau diese Reaktion hatte er erhofft und ich war so blöd darauf hereinzufallen. Ich konnte spüren, wie die Tränen kamen. Die konnte ich jetzt überhaupt nicht gebrauchen. In letzter Zeit hatte ich viel zu oft um Ron geweint. Sobald ich Malfoy soweit hatte, würde dieser Schmerz aufhören.
„Uuuuuh. Habe ich da etwa einen Schwachpunkt gefunden, Granger?", verhöhnte er mich weiter.
„Wenigstens bin ich in der Lage, jemanden zu lieben, Malfoy. Was musst du für ein trauriges Leben führen?"
Seine grauen Augen weiteten sich und ich könnte schwören, dass ich etwas wie Traurigkeit in ihnen aufblitzen sah. Genauso schnell wie sie aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder und der Hass übernahm. „Ein besseres als du offensichtlich. Wie fühlt es sich an vor einem Slytherin beinahe loszuheulen? Muss ein schönes Gefühl sein", lachte er und legte seine langen Beine auf den Tisch.
Ohne ein weiteres Wort machte ich kehrt und ließ mich auf mein Bett fallen. Immerhin hatte er mit mir gesprochen, versuchte ich mich aufzuheitern.
Als ob sie es gehört hätte, platzte Ginny fröhlich ins Zimmer und plumpste zu mir auf das Bett. „Guten Morgen, Hermine!"
„Hey, Ginny. Und nicht so laut, Parkinson schläft noch. Wie kommst du hier überhaupt rein?"
„Harry", sie lächelte verlegen. Hatte sie etwa die Nacht bei ihm verbracht? Wahrscheinlich wollte ich es gar nicht wissen.
„Na, wie lief es? Ich habe euch zwei gehört", sie wackelte mit den Augenbrauen.
„Furchtbar", stöhnte ich und richtete mich auf, „Er hasst mich."
„Oh, nicht mehr lange. Morgen gehen du und ich nach Hogsmeade", behauptete sie und grinste.
„Und wieso sollte das ihn davon abbringen mich zu hassen?"
„Du wirst schon sehen", erwiderte sie nur. Ihre hellen Augen funkelten dabei schelmisch, was nichts gutes bedeuten konnte.
~
Ich hoffe es gefällt euch 😊
Immer freitags werde ich ein neues Kapitel hochladen 😄
![](https://img.wattpad.com/cover/113240429-288-k128650.jpg)
DU LIEST GERADE
Potter's slytherin plan
Fanfiction„Ron ist ein Idiot, aber er liebt dich wirklich. Er braucht nur einen kleinen Schubs. Er denkt, du würdest immer da sein. Du musst ihm zeigen, dass du durchaus an anderen Jungs interessiert bist", flüsterte Harry Hermine leise zu. „Und wie soll ich...