Kapitel 20

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Draco

Granger starrte mich fassungslos an. Waren meine Worte etwa dermaßen überraschend? Ich brauchte gute Noten um eine Arbeit nach Hogwarts zu finden, auch wenn es bedeutete mit IHR zusammenzuarbeiten. Ein Streber wie sie würde das doch nachvollziehen können, oder nicht?Granger lebte praktisch für die Schule. „Hallo, noch da, Granger?", ich schnippte mit meinen Fingern vor ihrem schmalen Gesicht.

Sie blinzelte kurz mit ihren langen Wimpern, ehe sie sich wieder einkriegte. „J-ja, dann fangen wir
a-am besten an, Malfoy", stotterte sie ein wenig.

Ihr Verhalten war äußerst merkwürdig. Slughorn hatte noch nicht einmal erwähnt, was für einen Trank wir heute brauen würden. Heckte sie etwas aus? Hatte sie vielleicht ein schlechtes Gewissen, da sie doch zu einem Professor wegen .. des Vorfalls gestern gegangen war?

„Sicher fragen Sie sich schon, was sie heute erwartet. Da nur wenige von Ihnen die Tränke der letzten Stunden, die für Siebtklässler bestimmt sind, erfolgreich zubereitet haben, werden wir heute einen Trank aus dem sechsten Schuljahr wiederholen. Wer kann mir etwas über den 'Trank der Lebenden Toten' erzählen?", begann der Professor seine Stunde.

Nicht eine Sekunde später schnellte Grangers Hand in die Höhe. Genervt schnaubte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nur Miss Granger? Harry, mein Junge, nicht so schüchtern. Lass uns doch an deinen Gedanken teilhaben." Potter war nach wie vor der Liebling des alten Fettsacks.

„D-der 'Trank d-der Lebenden Toten' i-ist ein s-starker Schlaftrunk, S-sir", stammelte unser Held vor sich hin.

„Sehr schön, mein Junge, sehr schön", freute sich der alte Mann. Als hätte das nicht jeder gewusst. Granger neben mir schien ebenfalls leicht genervt zu sein, da Slughorn sie nicht aufgerufen hatte. „Schlagen Sie alle Ihre Bücher für Fortgeschrittene auf, meine Lieben und lassen Sie das Brauen beginnen!", rief der alte Fettsack begeistert aus und machte es sich auf einem Stuhl gemütlich.

Es war wirklich eine Schande, dass dieser Mann an Severus Stelle trat. Manchmal vermisste ich meinen griesgrämigen Paten.

„Malfoy?", riss mich Granger aus meinen Gedanken, „Soll ich die Zutaten holen und du Kessel und dergleichen?" Ihre braunen Augen waren voller Eifer. Sie konnte es wohl kaum erwarten, den Trank als Erstes zu vollenden. Ihr Buch hatte sie bereits auf der richtigen Seite aufgeschlagen, was ich ihr gleich nachtat.

„Sicher", murmelte ich und boxte Longbottom auf dem Weg zur Seite. Es dauerte nicht lange und ich saß sogar vor Granger wieder mit den benötigten Materialien auf dem Platz.

Ihre Haare standen in allen Richtungen wirr ab als sie mit vollen Armen zurückkehrte und die Zutaten auf ihre Seite legte. Ich konnte die Blicke der anderen Schüler auf uns spüren, die nur auf einen Streit warteten. Am besten gefiel mir der Gesichtsausdruck des Wiesels: Sein Kopf war knallrot angelaufen vor Wut.

Als ich die Zutaten musterte, musste ich erstaunt feststellen, dass sie keine einzige vergessen hatte. Vielleicht konnte es sogar vorteilhaft für mich sein den Bücherwurm als Partner zu haben.

„So, das hätten wir", Granger grinste mich an, was ein Kribbeln in.. nein, bei Malfoys kribbelte rein gar nichts! Ich musste mich getäuscht haben.

Zudem war es vollkommen irrelevant, ob es bei mir kribbelte oder nicht, der Trank musste zubereitet werden. Ich benötigte ein 'Ohnegleichen' in all meinen Fächern um eine Chance auf eine Arbeit nach Hogwarts zu erhalten. Niemand wäre erfreut mich, den ehemaligen Todesser, einzustellen, weshalb ich besser sein musste als alle anderen - auch Granger.

„Gib mir die Schlafbohne", befahl ich ihr und streckte die Hand über den Kessel danach aus.

„Wie wäre es mit einem 'bitte'?", zickte sie herum und zog beide Augenbrauen hoch.

„Möchtest du weiterhin Zeit verschwenden um mit mir zu diskutieren oder diesen Trank fertigstellen?" Das sollte ihr lästiges Mundwerk zum Schweigen bringen.

Wenige Sekunden später befand sich eine Schlafbohne in meiner Hand. Vorsichtig zerdrückte ich sie mit dem Messer und ließ den Saft in eine Phiole tropfen. Im sechsten Schuljahr hatte ich Potter beobachtet, wie er auf diese Art mehrere Tropfen Saft erhalten hatte.

„Malfoy, heißt es nicht schneiden statt drücken?", klugscheißte das Schlamm.. Nein, ich hatte mir geschworen dieses Wort nicht mehr zu verwenden. Es erinnerte mich an Dinge, die ich lieber vergessen wollte.

„Wie du selbst sehen kannst, Granger, erhalte ich auf diese Weise mehr Saft. Möchtest du sonst noch schlaue Kommentare abgeben oder lieber den nächsten Schritt erledigen und das Wermut zerhacken?" Ich konnte es nicht ab, wenn jemand mich beim Brauen störte.

Stumm griff sie nach dem Wermut und begann nochmal langsam den Text aus dem Buch vorzulesen: „Zerhacken Sie 100.."

„Granger, sicher bist du kompetent genug leise zu lesen", unterbrach ich sie nun gereizt.

„Ich möchte keine Fehler machen, Malfoy!", schnauzte sie mich an und hob ihren Blick. Ihre braunen Augen funkelten wie im Krankenflügel und für einen Moment war ich sprachlos. Ich konnte es nicht länger verleugnen: Granger war verdammt heiß wenn sie wütend wurde.

„Denkst du ernsthaft, ich würde zulassen, dass du meinen Trank ruinierst?", höhnte ich und versuchte sie gleichzeitig aufzuheitern.

Sie atmete tief aus und strich sich einige Locken hinter die Ohren. „Du hast recht, Malfoy. Ich kann das Wermut also einfach zerhacken?"

Wieso klang sie dermaßen unsicher? „Ja, bei Wermut kann man nichts falsch machen. Hattest du nicht jedes Jahr ein 'Ohnegleichen' in Zaubertränke?", fragte ich verwirrt.

Daraufhin saugte sie an ihrer vollen Unterlippe und senkte den Blick. „Schon. Dennoch habe ich im sechsten Schuljahr diesen Trank nicht perfekt hinbekommen", gestand sie und begann auf das Wermut einzuhacken.

Hatte die beste Schülerin in Hogwarts gerade eingestanden, dass sie diesen Trank im Gegensatz zu mir nicht brauen konnte? Ich unterdrückte ein Grinsen und riss ihr fertig präpariertes Wermut aus der Hand um es mit dem Saft in den Kessel zu geben.

„Vertrau mir, Granger. Wir kriegen diesen Trank einwandfrei hin", versprach ich ihr.

Als sie das hörte hob sie den Kopf und schenkte mir ein kleines, aufrichtiges Lächeln. Ich konnte nicht anders und lächelte leicht zurück.

2/3 der Lesenacht

Potter's slytherin planWo Geschichten leben. Entdecke jetzt