Der Entschluss

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Unruhig lief ich in meinem Zimmer auf und ab. Katherinas Verhalten hatte mich stutzig gemacht. Sie schien mehr über diese Nacht zu wissen, als sie zu verraten bereit war. Aber wo lag das Problem? Es wäre der Schlüssel zu meiner Herkunft.

Und nun stand ich vor einer verschlossenen Tür.

Ob ich Paulus nicht doch mit einbeziehen sollte? Es gab sicher einen Weg ihm klarzumachen, dass er immer mein Vater bleiben würde, schließlich zog er mich auf. Und dennoch wollte mein Herz diese Option lieber seinlassen und einen anderen Weg finden. Doch ein anderer Weg hieß auch, dass ich wahrscheinlich Maximilian aufsuchen musste. Und auf wessen Seite er stand, das wusste ich nicht.

Ich starrte weiter auf das Pergament, als würde es all die Antworten beinhalten, die ich mir erhoffte. Stattdessen warf es nur neue Fragen auf. Umso länger ich das Pergament ansah, umso mehr manifestierte sich mein Entschluss. Ein Entschluss, der hoffentlich das Richtige sei.

»Alba?«

Sie ließ nicht lange auf sich warten. »Ja?«

»Ich hab eine Idee, aber die ist gefährlich und ich brauche Rückendeckung. Wärst du bereit mir zu helfen?«

Ihr Gesicht erhellte sich. »Natürlich. Worum geht es denn?«

Mit einem Handzeichen winkte ich sie direkt zu mir, sodass ich ihr meinen Plan ins Ohr flüstern konnte. Sie runzelte. »Klingt wirklich nicht gerade ungefährlich.«

»Es scheint mir aber der einzige Weg zu sein, um an die Wahrheit zu kommen. Ansonsten drehe ich mich weiter im Kreis und das führt doch zu nichts.«, erklärte ich ihr.

Auch mir war klar, was ich hier riskierte. Und Alba mit reinzuziehen hieß auch eine Gefahr für sie. Aber was blieb mir schon übrig?

»Okay, ich bin dabei. Wann geht es los?«

Erleichtert stiel sich ein Lächeln auf meine Lippen. »Nächste Woche. Katherina sagen wir am besten nichts davon. Sie würde uns nur abhalten. Und wir brauchen jede Sekunde, die wir bekommen.«

Sie nickte zustimmend. »Ich gebe dir dann meinen Mantel. Aber dir muss klar sein, dass ich nur bedingt eingreifen kann.«

Natürlich wusste ich das. Niemals würde ich von ihr verlangen einzugreifen, wenn sie das unnötig in Gefahr bringe. Sie sollte es nur tun, wenn es eine Möglichkeit dazu gab.

Bevor Katherina Wind davon bekommen konnte, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen verläuft, verließ Alba mein Zimmer wieder.

Ich legte mich auf mein Bett und dachte weiter über meinen Plan nach.

ɤ ɤ ɤ

Katherina blieb bei ihrer Meinung. Die nächsten Tage erwähnte sie das Pergament nicht mehr. Sie schien damit durch zu sein. Ebenso bemerkte sie nicht, wie Alba und ich uns auf unseren Plan vorbereiteten. Wir gingen mehrmals die Woche zum Markt. Jedes Mal behaupteten wir, dass wir etwas besorgen würden. Oder Alba wollte einfach wieder raus, um einen neuen Mann kennenzulernen. Da konnte Katherina keinen Verdacht schöpfen.

Schließlich waren es nur noch wenige Stunden bis es losging. Ich war so nervös und entschlossen, dass mir mehrmals leicht übel wurde. Normalerweise blieb ich lieber auf der sicheren Seite und brachte mich nicht so in Gefahr. Paulus wäre sehr enttäuscht von mir.

Katherina war heute bei Alexander und Paulus so sehr in seine Arbeit vertieft, dass er uns nicht weiter beachtete. Es war der perfekte Tag.

Alba kam zu mir ins Wohnzimmer. »Du wirkst nervös.«, stellte sie fest.

»Ich bin auch nervös.«, erwiderte ich ehrlich.

Sie strich mir über den Rücken. »Tief durchatmen. Es wird schon alles gut verlaufen.«

»Und wenn nicht? Dann haben wir, oder eher gesagt ich und Paulus, ein großes Problem. Ich riskiere hier unsere Zukunft.«

»Glaubst du denn, dass das geschehen wird? Oder hast du genug Vertrauen?«, stellte sie mir eine Gegenfrage.

Darauf wusste ich keine genaue Antwort. Wie sollte ich denn da Vertrauen haben? Vertrauen musste man sich erarbeiten. »Nicht wirklich, fürchte ich.«

Sie seufzte. »Mach dir nicht so viele Sorgen. Ich vertraue deinem Plan. Und alleine schaffen wir es nicht.«

Ich nickte. Das war auch der Grund, warum ich diesen Entschluss gefasst hatte. Ich brauchte endlich Antworten. Und ganz ohne Hilfe bekam ich sie eben nicht. Manchmal musste man Opfer bringen. Hoffen wir, dass unser Opfer nicht zu groß ist.

Jede 10 Minuten sah ich auf die Uhr. Die Zeit wollte nicht verstreichen und ich wurde immer nervöser. Mein Plan geriet immer mehr ins wanken. Aber nun konnte und durfte ich keinen Rückzieher mehr machen.

Erst recht, weil heute erst der zweite Schritt meines Planes in die Tat umgesetzt wurde.

»Nur noch zwanzig Minuten.«, verkündete Alba schließlich. »In wenigen Minuten müssen wir uns auf den Weg machen.«

Ich nickte. Bis zum Markt brauchten wir ein paar Minuten. »Wir schaffen das.«, munterte ich mich selbst auf.

»Natürlich. Wir haben alles gut durchplant.«

Alba. Wie konnte sie so selbstsicher sein, während ich kaum noch sitzen konnte? Sie wirkte fast so, als würde sie sich freuen. Als wäre sie aufgeregt.

Na toll.

»15 Minuten«

Beruhige dich, Aisha. Alles wird gut werden. Dein Plan ist gut.

»10 Minuten«

Vertrau deinem Instinkt, der dir zu dem Entschluss riet.

»5 Minuten«

Es wird schon alles gut gehen. Es muss gut gehen.

»Wir müssen jetzt los.«, verkündete Alba.

Ich nickte und folgte ihr zur Tür. Dort stießen wir auf Paulus.

»Wo wollt ihr denn hin?«, fragte er uns.

Alba blieb gelassen und lächelte ihn an. »Wir gehen auf den Markt. Den ganzen Tag hier herumzusitzen ist nicht gesund und so können wir uns auch die Zeit vertreiben. Brauchst du noch was vom Markt?«

Er schöpfte keinen Verdacht. Mit einem Kopfschütteln gab er uns zu verstehen, dass er nichts brauchte. Was ja auch kein Wunder war, da wir die letzten Tage oft genug auf dem Markt waren und als Deckung etwas mitbrachten. Ein Wunder, dass er jetzt keinen Verdacht schöpfte.

»Gut. Wir sind in ein paar Stunden zurück. Noch, bevor die Sonne untergeht.«, versprach Alba ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Wir steuerten den Markt an. Zu dieser Zeit war er weniger voll als am Morgen, aber noch immer reichlich besucht. Daher mussten wir erst einmal nach unserem Ziel suchen. Meine Anspannung wuchs mit jeder Minute. Ich überlegte mir bereits, was genau ich sagen sollte, ohne uns in Schwierigkeiten zu bringen. Es würde nicht einfach werden und genug Schweißperlen kosten.

Oh Gott!

Ich hatte unser Ziel im Auge. Vorsichtig tippte ich Alba an und drehte sie in die richtige Richtung. Sie nickte mir aufmunternd zu und blieb weiter im Hintergrund. Allerdings rührte ich mich nicht. Ich fühlte mich wie erstarrt. Hatte Angst, die Alba sicher lächerlich fand. Mein Herz pochte. Mein Puls raste.

Schließlich schubste sie mich nach vorne, sodass ich keine andere Wahl mehr hatte. Ein Schritt nach dem anderen ging ich näher an mein Ziel heran. Nur wenige Meter hinter meinem Ziel blieb ich stehen und fasste mir ans Herz.

»Wir müssen reden.«

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Da bin ich wieder! :D

Ich habe es doch tatschlich geschafft ein neues Kapitel zu schreiben. ^^ Das war aber auch echt ein Stück Arbeit, da ich so eine Flaute und einfach keine Motivation zum weiterschreiben hatte. Aber darum müsst ihr euch nun nicht mehr sorgen. Meine Ideen sprudeln und werden weiter fortgesetzt. :)

Behind the MaskWo Geschichten leben. Entdecke jetzt