Die Affäre

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»Ich weiß einfach nicht weiter.«

Alba drehte sich auf dem Stuhl zu mir um. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich Besorgnis wieder. »Du bist dir sicher, dass es Liebe ist?«

»Das vermag ich nicht zu sagen, aber ich fühle mich zu ihm hingezogen. Das ist falsch. Er könnte mit mir verwandt sein.«

»Das weißt du noch nicht. Wie wäre es, wenn du einfach vorsichtig bist, ja? Keine Berührungen, keine Nähe, bis du die Wahrheit kennst«, gab sie mir den Rat.

Mir entkam ein Seufzer. »Die Berührungen gehen von ihm aus. Es wäre unhöflich, mich ihm zu entziehen.«

Sie verdrehte wenig damenhaft ihre Augen. »Du verhältst dich widersprüchlich. Du möchtest seine Nähe vermeiden, lässt es aber zu, sobald er sie schafft. Was soll ich dir da noch raten?«

Sie hatte recht. Mein Gehirn wusste, dass es falsch war, nur mein Herz wollte es nicht wahrhaben.

»Hoffentlich findet er etwas heraus. Diese Ungewissheit ... Sie tut mir nicht gut.«

ɤ ɤ ɤ

In den Notizen seines Vaters fand Maximilian keine weiteren Anhaltspunkte. Die Passagen waren verschleiert und somit undeutlich. Aus diesem Grund beschlossen wir, dass wir den Mann besuchten, der angeblich jeden kannte.

Dafür mussten wir etwas außerhalb der Stadt reiten. Er lebte leicht abseits, um die Ruhe der Natur zu genießen. Es war wunderschön, wie die Blumen auf der Wiese wuchsen und die Vögel zwitscherten. Es roch nach frischem Gras.

Niemand von uns vermochte zu sagen, mit welchem Wissen wir dieses Haus wieder verlassen würden. Besonders, da Maximilian herausgefunden hatte, dass dieser Mann mit seinem Vater befreundet gewesen ist.

»Überlassen Sie mir das Sprechen«, sagte Maximilian.

Ich stimmte zu und sah dabei zu, wie er an die Tür klopfte. Kurz danach öffnete sie sich zaghaft und ein älterer Mann mit ergrautem Haar und Falten im Gesicht sah zu und hinaus.

»Wer seid ihr und warum stört ihr mich an diesem Ort der Ruhe?«

»Mein Name ist Maximilian Plantagement. Sie waren ein Freund meiner Familie und könnten wichtige Informationen für uns besitzen. Dürften wir reinkommen und es Ihnen genauer erklären?«

Die Augen des Mannes wurden größer. Er bat uns heraus und führte uns durch den Flur in ein großes Wohnzimmer. Vor dem Kamin stand ein großes Sofa, auf das er zeigte. Ich sah mich im Raum um. Abgesehen von der Sitzecke gab es ein großer Esstisch und mehrere Regale mit eingestaubten Bücher.

Ich ließ mich neben Maximilian nieder und legte meine Hände in den Schoß.

»Mr. Greenwall, das hier ist Aisha Gottlob. Sie wurde von ihrem Vater ausgesetzt und von einer anderen Familie großgezogen. Wir haben Gründe zur Annahme, dass mein Vater ihre Mutter zu kennen vermag. Sie als guter Freund meines Vaters, könnten mehr darüber wissen, wer Ihre Mutter ist und wie wir sie finden können«, klärte Maximilian den alten Mann auf.

Dieser nickte kurz. »In der Tat gibt es eine Geschichte zu einer Frau, die schwanger wurde von einem unbekannten Mann. Ihr Vater hat nie herausgefunden, wer dieser Mann ist, aber er kannte die Frau. Die beiden waren befreundet. Ihr Vater hat ihr eine Unterkunft geboten und war bei ihr, bis nach der Geburt. Ich weiß nicht, was danach geschehen ist. Eines Tages war die Frau und auch das Kind verschwunden.«

»Mein Vater hat versucht herauszufinden, wer der Vater des Kindes ist?«

»Gewiss, aber er hat nie etwas herausgefunden. Ihr Vater hat sich seltsam verhalten, wenn es um dieses Thema ging. Ich möchte keine Gerüchte verbreiten, aber er hat nicht aus Mitleid dieser Frau eine Unterkunft geschenkt. Die beiden kannten sich bereits seit Jahren. Ihr Vater erzählte mir, dass er sie damals kennenlernte und von ihr fasziniert war. Ich denke, er verliebte sich in sie. Kurz danach verlobte er sich mit Ihrer Mutter, der Kontakt brach ab, bis sie schwanger zu ihm zurückkehrte und ihn um Hilfe bat.«

Meine Hände begannen zu zittern.

Ich denke, er verliebte sich in sie ...

Kurz danach verlobte er sich mit Ihrer Mutter ...

Es schloss nicht aus, dass Maximilian ihr Sohn war. Schließlich starb seine Mutter sehr früh. Wer wusste schon, was für eine Vertuschung stattgefunden hatte. Es war alles möglich.

»Es würde mich nicht wundern, wenn mein Vater mit dieser Frau eine Affäre gehabt hätte. Vater war anfangs nicht begeistert von meiner Mutter. Sie hatten viele Probleme. Besonders nach der Vermählung. Vater wollte immer mehrere Kinder, aber Mutter hatte mehrere Fehlgeburten. Ich zweifel nicht daran, dass Aishas vermeintliche Mutter und mein Vater in der Zeit heimlich Kontakt hatten«, überraschte Maximilian mich.

Der Mann nickte erneut. »Ihr Vater war noch nie der Mann der großen Ehre. Er wollte die vielen Fehlgeburten nicht nach draußen tragen, weshalb nie jemand von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Nur einmal, als sie mit dir schwanger war und man es bereits an ihrem Körper sehen konnte, gab er es bekannt. In den letzten Monaten der Schwangerschaft brachte er sie aber auch zu keinem Ball mehr mit. Um sie zu schonen und jedes Risiko zu vermeiden.«

»Wie hilft mir das, meine Mutter zu finden?«, unterbrach ich die beiden unhöflich.

Der Mann sah mich zum ersten Mal richtig an. »Diese Frau sah ihnen sehr ähnlich. Es wäre möglich, dass Wilhelm noch Kontakt zu ihr hat oder weiß, wo sie nun lebt.«

Was ein Problem darstellte, da Maximilians Vater nicht wissen durfte, dass ich ihre Tochter war.

»Sie wissen nichts? Können Sie nicht herausfinden, was mit ihr geschehen ist?«, versuchte Maximilian sein Glück.

Der Mann schüttelte seinen Kopf. »Ich kann versuchen etwas herauszufinden, aber Sie sind besser bei Ihrem Vater beraten.«

ɤ ɤ ɤ

»Ich werde meinen Vater unauffällig nach Ihrer Mutter fragen müssen«, stellte Maximilian auf dem Weg zurück ernüchternd fest.

»Ich befürchte, dass Ihr Vater Verdacht schöpfen wird.«

»Es ist ein Risiko, aber eine andere Chance haben wir nicht.«

Ich blickte empor in den Himmel und schickte Gebet hinauf, dass dieses Vorhaben gut enden würde und nicht zum Scheitern verurteilt war.

Wenigstens wusste ich nun, dass Mr. Plantagement tatsächlich meine Mutter in mir erkannt hat. Die beiden hatten sich gekannt und vermutlich sogar eine Affäre geführt. Es war noch immer nicht auszuschließen, dass Maximilian ebenso das Produkt einer dieser Affären war.

Die Antwort konnte mir nur meine Mutter geben.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 14, 2019 ⏰

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