Auf Allerhöchsten Befehl

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Aisha

Die nächsten Tage ging ich Alba aus dem Weg. Immer, wenn ich ihr ins Gesicht sah, dachte ich an ihre Worte und mein Herz zog sich wieder zusammen. Mir wurde immer mehr bewusst, wie wenig ich meiner »Familie« ähnlich war. Paulus mochte mich wie seine eigene Tochter behandeln, doch meiner Blutlinie nach war ich es nicht.

Es wurde mir immer wichtiger herauszufinden, wohin ich gehörte und warum ich nicht dort war. Hatte ich Geschwister? Waren meine Eltern liebevolle Personen? Wurde ich vielleicht sogar vermisst? Und wenn ja, warum haben sie mich bisher nicht gefunden?

»Möchtest du nicht runterkommen und etwas essen?« Katharina stand in der Tür zu meinem Zimmer. Ihr war nicht entgangen wie sehr ich mich die letzten Tage abgekapselt hatte.

»Nein, danke. Ich habe noch keinen hunger.«

»Hast du keinen hunger oder möchtest du Alba nicht über den Weg laufen?«

Als ich ihr keine Antwort auf ihre Frage gab, setzte sie sich neben mich. »Sieh mal. Alba war schon bei mir und hat mir erklärt, warum du so drauf bist. Sie macht sich Sorgen und es tut ihr wirklich leid. Warum kannst du ihr nicht verzeihen?«

»Weil sie recht hat. Ich gehöre gar nicht zu euch. Ich weiß nicht einmal, wer ich bin. Woher auch? Ich kenne meine wahre Familie nicht einmal.«

Sie seufzte. »Aisha, Familie macht mehr aus als einfach nur derselben Blutlinie anzugehören. Zusammenhalt, Vertrauen, gemeinsam aufwachsen.... all das trägt zu einer richtigen Familie bei. Du gehörst zu uns, denn Paulus hat dich genauso aufgezogen wie uns anderen auch. Und er liebt dich genauso. Ist das nicht das, was zählt?«

Einerseits stimmte ich ihr zu, doch auf der anderen Seite sagte das nicht aus woher ich kam. Von wem ich mein Aussehen und meinen Charakter geerbt hatte. All das ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Da halfen Katharinas aufmunternde Worte auch nichts mehr.

»Ich möchte einfach nur wissen, von wem ich abstamm. Von wem ich mein Aussehen und mein Charakterzüge habe. Vielleicht habe ich ja sogar noch Geschwister? Jemand, der mir sagen kann, warum ich bei euch gelandet bin.«

»WIR sind deine Geschwister. Alba und ich. Kannst du es denn nicht dabei belassen?«

»Nein. Ich kann es wirklich nicht...«

Katharina seufzter hörbar. »Dann müssen wir dir wohl dabei helfen die Wahrheit herauszufinden.«

Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. »Wirklich? Danke, das bedeutet mir wirklich viel!« Ich schlang meine Arme um ihren Hals. »Du bist die Beste!«

ɤ ɤ ɤ

Wie sich herausstellte, ließ die Suche noch etwas auf sich warten. Katherina und Alexander planten in den nächsten Tagen ihre Hochzeit weiter. Das Thema Abstammung kam gar nicht mehr auf. Ich wollte auch kein Spielverderben sein und ihnen bei ihrer Planung im Weg stehen.

Schließlich freute ich mich ja auch auf die Hochzeit.

Paulus arnte nichts von meinem Zweifel. Weder Katherina noch Alba erzählten ihm etwas von meinem Wunsch. Wieso auch? Es würde ihm nur das Herz brechen. Dabei hieß das ja nicht, dass ich ihn nicht lieb hatte. War mein Wunsch nicht vollkommen nachvollziebar und vorhersehbar? Irgendwann musste es ja kommen. Er würde auch so denken, wenn er seine Familie nicht kennen würde und nicht einmal wüsste, warum er an dem Punkt stand, wo er war.

Meine Situation war einfach zu verstrickt.

»Ich habe Katharina ja wirklich lieb, aber mit der ganzen Hochzeitsplanung macht sie einen schon etwas wütend.«, flüsterte Alba mir ins Ohr.

Behind the MaskWo Geschichten leben. Entdecke jetzt