Das pure Chaos: Teil 1

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von malecfan_forever

"Magnus, das ist eine bescheuerte Idee."
Angesprochener warf die Hände in die Luft, wobei sich ein pink glitzerndes Top, ein Paillettengürtel und Alecs größter Dorn im Auge, aka der superdupermegamäßigtolle Regenbogenfarbenglitzermantel (Magnus nannte ihn bei jeder Gelegenheit so, weil es Alec total nervte und Max es zum Schreien komisch fand) in alle vier Himmelsrichtungen verteilten.
"Es ist nur für drei Tage. Du wirst wohl drei Tage auf unsre zwei Jungs aufpassen können."

"Nicht, wenn der eine sich dauernd rauszuschleichen versucht, um auf Patrouille gehen zu können -RAFE GEH VON DER TÜR WEG!- und der andere gerade seine Kräfte unter Kontrolle bekommt und mir erst gestern wortwörtlich Feuer unterm Hintern gemacht hat!"

Magnus interessierten die Beschwerden seines Lebensgefährten wenig, er ließ seelenruhig die Schlösser seines Koffers zuschnappen und angelte sich seinen lächerlichen Reisehut. "Ich verspreche dir hoch und heilig, dass das das erste und letzte Mal ist, wo du mit einem wildgewordenen Hexenwesen für drei Tage in dieser Wohnung allein bist."

Alec schnaubte belustigt. "Ach, du zählst also nicht?"
Dafür bekam er einen verdienten Schlag auf seine Kehrseite, bevor der schwarz-lila Renaissance-Hut um die Ecke in Richtung Kinderzimmer verschwand. Sich langsam seinem Schicksal ergebend folgte Alec ihm, um Magnus viel Glück für seine anstehende oberste Hexenmeisterüberprüfung zu wünschen und ihn vielleicht doch noch dazu zu überreden, Catarina aus ihrem Urlaub auf Hawaii herzuzitieren, damit er das Loft bei seiner Ankunft noch heil vorfand.

Magnus war allerdings schwer beschäftigt. Max, obwohl schon stolze 9 Jahre alt ('hört auf mich wie ein Kind zu behandeln, ich bin auch schon ein Tee-nager!'), klammerte sich ängstlich an sein Bein, während Rafael dem Treiben mit hochgezogenen Augenbrauen zusah.

"Bitte geh nicht Papa! Was wenn ich Miau Tse-Tung wieder in ein Nadelkissen verwandle? Oder wir keine Nachos mehr haben? Oder Daddy uns wieder vieeeel zu früh ins Bett schickt?"

Alecs Räusperer ließ Max violett anlaufen, was es Magnus leichter machte, sich von der kleinen blauen Klette zu befreien.
"Es wird schon nichts passieren. So lange ihr beide brav auf euren Daddy hört- ja das gilt auch für dich, Rafe- kann nichts passieren."

Jeglicher Protest wurde geflissentlich ignoriert, und keine drei Minuten später war Alec allein mit seinen zwei Rabauken, von denen einer mit einem lauten "Juhu, Nachos!" in die Küche raste.
"Gut, ich bin dann mal weg..." Gespielt gelassen schlenderte Rafel Richtung Haustür, doch Alec hatte ihn schon durschaut.
"Rafael Santiago Lightwood-Bane, du wirst NICHT auf Patrouille gehen!"

"Aber Dad, Onkel Jace hat es mir versprochen!"

"Dein Onkel verspricht viel, wenn der Tag lang ist!"

"Daddy?"

"Nicht jetzt Max -Rafe, geh von der Tür weg!"

"Das ist so unfair! Du durftest auch schon mit 13 losziehen!"

"Daddy..."

"Ja, aber du bist 11!"

"DADDY!"

"Max, das ist wirklich ein schlechter Zeitpunkt für Nachos!"
Irritiert drehte Alec sich zu seinem Kleinsten um, der mit stark zitternder Oberlippe im Raum stand, aber statt den erwarteten Nachos in den Händen, tanzten blau lodernde Flammen um seine Fingerspitzen und drohten, Max' Pulli in Brand zu setzen.
"Ich weiß nicht, wie ich sie ausmach!"

Sofort war Alec an seiner Seite und versuchte den panischen Jungen zu beruhigen. "Ganz ruhig, Max, das geht sicher bald vorbei, ganz ruhig, dass ist Papa auch schon mal passiert..."

"Nein! Ist es nicht, Papa passiert nie sowas Dummes!" Trotzig ballte Max seine Hände zu Fäusten und stampfte mit den Fuß auf. Schwerer Fehler. Die darauffolgende Explosion riss die Bücherregale auseinander, ließ den Schwanz des Großen Vorsitzenden in Flammen aufgehen und sandte Alec über die Couch, wo sein Kopf schmerzhaft mit der Wand kollidierte. Das letzte was Alec hörte, war Max' entsetzter Aufschrei, bevor er ohnmächtig zusammensackte.

***

Rafel konnte es kaum glauben. Eben noch hatte er mit seinem Dad gestritten, und jetzt sah ihr Wohnzimmer aus wie ein Schlachtfeld. Und bald noch mehr, wenn er nicht schnellstmöglich den brennenden Schwanz von dem Kater löschte, aber das war gerade unwichtig.
"Max?" Vorsichtig legte er seinem kleinen Bruder, der auf dem Boden zusammengekauert auf die Überreste des Wohnzimmers starrte, eine Hand auf die Schulter. "Alles in Ordnung?"

Max schüttelte den Kopf, und zeigte auf einen Ort hinter dem Sofa. "I-Ich glaub Dad ist nicht mehr da."

Mit einem Riesensatz sprang Rafe übers Sofa. Eigentlich hätte er auf seinem Vater landen sollen, eine Kitzelattacke starten und Alec somit davon abzulenken Max für dieses Chaos ordentlich einzuheizen, aber er rutschte nur auf einem losen Pulliärmel aus und ging, spanisch fluchend, zu Boden.
Neben ihm lagen ein ausgefranster Pullover, eine noch heile Hose (äußerst selten in Dads Kleiderschrank zu finden, aber sie existierten) und schwere Schattenjägerstiefel. Ungläubig starrte Rafael auf die Überreste. "Max? Hast du ihn wegportelliert?"

"Das ist nicht mal ein Wort!" Max tauchte neben ihm auf.

"Jetzt ist es eins."

Stumm starrten beide auf den Kleiderhaufen. "Rafe? Was wenn ich- also wenn ich ihn wirklich-"

"So einen mächtigen Spruch kannst du bestimmt noch nicht Max, als dass du ihn komplett verschwinden lassen kannst." Er rappelte sich auf, mit scharfen Augen den Raum absuchend. Ihr Dad war zwar nicht der Typ für Witze (das war Papas Spezialgebiet) aber das konnte nur ein Streich sein. Wie er sich so schnell seiner Kleidung entledigt und sich dann unter dem Sofa versteckt hatte, wusste er nicht, aber er hatte es. Er musste einfach.

Ein komisches Gurgelgeräusch hinter ihm ließ ihn herumwirbeln, wo Max mit einem Blick, der unter anderen Umständen saukomisch gewesen wäre, auf den Kleiderhaufen starrte.

"Max, lass dieses komische Geräusch. Das war gruselig."

Max sah ihm in die Augen, und mit allem Ernst, den ein Neunjähriger, blauhäutiger Hexenmeister mit Hörnern und einem Donald Duck Jumper aufbringen konnte, sagte er: "Das war ich nicht."

Der Kleiderhaufen neben ihm, ganz entgegen seiner natürlichen Lebensweise (nämlich gar keiner, Kleiderhaufen erwachten nur in schlecht geschriebenen Kinderbüchern zum Leben), begann sich zu bewegen, was Max drei Schritte davon wegtaumeln ließ und ihn hart zu Boden sandte.
Rafe schnappte sich das Nächstbeste, mit dem er sich verteidigen konnte (eine alte Vase aus Moskau, die sein Papa über alle Maßen liebte und sein Dad über alle anderen Maße verabscheute) und richtete es auf die Bedrohung.

Wie in einem Gruselfilm begann sich langsam eine Gestalt aus dem Kleiderchaos herauszubahnen. Ein Stumpf streckte sich aus, nach Rafael und Max, der hinter seinem großen Bruder in Deckung gegangen war, (ein Arm, eine Zunge, wer wusste es schon) und durch eines der größten Löcher erschien, was unter dem Pulli lag.

"BEIM ERZENGEL RAZIEL!"

"Wir sind geliefert."

MALEC -Es gibt für alles ein erstes Mal.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt