Das pure Chaos: Teil 2

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von malecfan_forever

Mitten in dem Chaos aus einem zerschmettertem Bilderrahmen, dem löchrigen Pullover und einer gewaltigen Menge Putz von der dahinterliegenden Wand, saß ein Baby. Ein recht süßes Baby, obwohl es erschreckend viele Haare auf dem Kopf hatte und dunkelblaue Augen, die Rafael nur allzu bekannt vorkamen. "Wenigstens hast du Dad nicht weggezaubert."

Behutsam hob Rafe den Kleinen mitsamt dem Pulli aus dem Chaos (es war anzunehmen, dass er keine Windel trug, und den Anblick würde er sich gern ersparen) und hielt ihn eine Armlänge von sich weg. Das Baby gurgelte leise und streckte die Arme nach ihm aus, nicht zufrieden mit seiner derzeitigen Lage. "Irgendwie ist er ja ganz süß."

Max gab ein ersticktes Geräusch von sich. "Ich krieg sowas von Hausarrest. LEBENSLÄNGLICH."

Alec (es war zu komisch, so ein kleines Würmchen Daddy zu nennen) war immer noch am Gurgeln und Zappeln, und hörte erst auf, als Rafe ihn richtig auf den Arm nahm, wo er leidenschaftlich begann sein Shirt anzusabbern. "Igitt, hör auf damit! Max, nimm du ihn!"

"Ich fass ihn ganz bestimmt nicht an!" Max flüchtete, und Rafe sprintete, das juchzende Baby auf dem Arm, hinterher. "Du bist der Ältere, du hast die Verantwortung!"

"Ich will aber nicht!"

"Ätsch, musst du aber!"

"Beim Erzengel, Max, wenn du nicht SOFORT das Baby nimmst, ich schwöre bei Gott-" was er geschwört hätte, erfuhr Max nicht mehr, denn der Laptop in der Küche gab einen hereinkommenden Skypeanruf an. "Fuck, das ist Papa!"

"Du darfst das böse f-Wort nicht sagen! Das sag ich Dad!"

Rafe drückte Max genau den daraufhin in den Arm. "Viel Spaß dabei, ich glaube nicht dass er dich verstehen wird. Und jetzt versteck ihn, Papa darf ihn so nicht sehen!"

Er raste in die Küche, strich verzweifelt sein Shirt glatt, setzte sein bestes ALLES-IN-BUTTER-GESICHT auf und nahm den Anruf an. "Hey Papa! Wie ist Moskau?"

"Saukalt", antwortete die untypisch unmodische Pudelmütze vom anderen Ende (es musste wirklich kalt sein, wenn Magnus Bane seinen Kopf in so etwas hüllte). "Mir fehlt meine persönliche Wärmflasche."

"Du hast eine eigene Wärmflasche?"

Sein Papa grinste breit. "Rafe, bitte bleib für immer so unschuldig. Und hol deinen Dad her, ich habe vergessen ihm-"

"Er ist nicht da", quietschte Rafe, nicht sehr überzeugend. "Er musste.. Tante Maia helfen! Genau, ähm, es gibt Probleme mit der, ah, Gemeinschaft alleinerziehender Single-Werwölfe." Beim Erzengel, wo kam der Blödsinn denn her?!

"Gemeinschaft alleinerziehender Single-Werwölfe? Und seit wann ist Maia aus Ungarn zurück? Das hatte Alec gar nicht erzählt."

Rafael fluchte innerlich. Den Trip nach Ungarn hatte er ganz vergessen. "Daddy geht auch gar nicht zu ihr... Er schickt 'ne Postkarte." Okay, damit setzte er sich selbst ganz offiziell unter Trash-TV-Verbot.

In der darauffolgenden Stille (Magnus hatte Lunte gerochen und war nun dabei zu überlegen, wie er die Wahrheit aus seinem Ältesten herausbekam und Rafe machte den Mund nicht mehr auf, um nicht alles noch schlimmer zu machen) platzte Max in den Raum, die schwarzen Haare wild vom Kopf abstehend und Babyspucke auf der Schulter. "Papa!"

"Max!" Magnus grinste fröhlich, was Rafael so überhaupt nicht gefiel.
Wie sagte Dad doch immer? Dieses Lächeln bedeutet Chaos, Chaos und nochmals Chaos. "Wo ist dein Dad?"

Wie festgefroren blieb Max mitten im Raum stehen. "In der Küche.. Nachos essen?" Rafe schlug sich die Hand gegen die Stirn. Dieses Gespräch war ein Desaster.

Aber (es gab immer ein Aber in seinem Leben) es kam noch schlimmer.

Irgendwo in dem Apartment fing ein gewisser Kater (dessen Schwanz wahrscheinlich immer noch lichterloh brannte) wie verrückt an zu fauchen, aber nicht bevor ein Walkürengeheuel mit dem Taubheitsgrad 12 einer 10-stelligen Skala bis in die Küche hallte. Rafe könnte schwören, dass die Gläser klirrten...

"Was war das? Rafael, Max, war das etwa ein BABY?"

"Wir müssen los!" Max knallte den Laptop zu, es war eh alle Hoffnung verloren. Sie konnten sich gleich schon aufeinander abgestimmte Strafanzüge für ihren lebenslangen Hausarrest bestellen, aber erst mussten sie (mal so angenommen) ihren Schattenjägerdad, der beste Bogenschütze seit Robin Hood und unerschrockener Diplomat, der 35 verschiedene Wege kannte, jemandem den kleinen Finger zu brechen... vor einer teekannengroßen Katze mit Feuerschwanz retten. "Wo hast du ihn hingetan, Max?"

Wortlos rannte Max in Richtung Bad, Rafe dicht auf seinen Fersen. Sie kamen gerade rechtzeitig, um einen laut schreienden Alec vor einem Bad in der Kloschüssel zu retten. Chairman Meow saß auf dem höchsten Schrank, Fell senkrecht nach oben und mit gebleckten Zähnen. Sein Schwanz brannte zwar nicht mehr, sah aber ziemlich lädiert aus. Genau wie das Bad.

"Was glaubst du, wie lang brauchen wir, um aus New York zu fliehen? Wir könnten uns auf einer Insel mitten im Meer verstecken, wo uns Papa niemals findet." Rafe, das heulende Häufchen Elend in den Armen, zog den Vorchlafg ernsthaft in Betracht. Es war besser für den Rest seines Lebens Krebse und Bananen zu essen, als Magnus erklären zu müssen, warum seine Glitzersammlung im Waschbecken ausgeleert war und nicht mehr wieder hergestellt werden konnte.
"Also ich weiß nicht, Hawaii hat mir immer gut gefallen..."

Aber er würde ganz bestimmt kein Baby allein zurücklassen. Auch wenn dieses Baby, wenn es erstmal wieder groß war, ihm den Hintern versohlen würde (natürlich platonisch gesehen, sein Dad würde nie im Leben jemandem schlagen, der kein Dämon oder schrecklich unfreundlich zu Tante Izzy war).

Alec schrie immer noch herzzerreißend, seine kleinen Finger waren zu Fäusten geballt und sein hochroter Kopf sah aus, als würde er gleich platzen. Wortlos marschierte Rafe mit ihm in sein eigenes Zimmer, setzte das Baby auf sein Bett und angelte sich eines von Max' Kuscheltieren mit den gruseligen Glubschaugen.

"Nein, nicht Mister Fitzer! Alles nur nicht Mister Fitzer!"

Kaum, dass der Stofftiger den Besitzer wechselte, hörte das Weinen auf. Mit riesigen Augen starrte Alec auf das Stofftier, die kleinen Händchen fest um den Hals des Tieres geschlungen. So war er schon fast wieder niedlich...

"Max. Ruf Papa an. Wir haben ihm eine klitzekleine Sache zu beichten..."

MALEC -Es gibt für alles ein erstes Mal.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt