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Ich renne, immer tiefer in den Wald hinein. Immer mehr Bäume erscheinen um mich herum. Hier kenne ich mich kein Stück aus, aber das ist egal. Alles ist gut.
Das Einzige, was im Moment zählt ist, dass ich weg von diesem Ort bin, was sich mein Zuhause nennt. Auch wenn ich mich in diesem Wald verlieren werde, weil ich mich hier nicht auskenne, ist alles gut.
Denke ich zumindest und achte gar nicht mehr darauf, wo ich hinlief oder eher, was in meinem Weg liegt, denn plötzlich stolpere ich und falle zu Boden. Ein Sturz, den ich nicht kommen sah. Dreck im Gesicht wie auch auf meiner Kleidung. Kein Wunder, wieso ich hinfalle, wenn die Sonne nicht einmal mehr scheint. Aber ich habe mir bewusst den Abend ausgesucht, meine Flucht, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass sie mich finden könnten.
Eine Scherzfrage: Wer lebt mit dir Zuhause? Deine Familie natürlich.

Plötzlich nehme ich Schritte wahr. "Sie haben mich gefunden.", ist der erste Gedanke, der mir in den Sinn kommt. Ich gerate in Panik. Noch immer liege ich auf Waldboden. Ich rapple mich schleunigst auf und will wieder losrennen bis ich leider Gottes feststellen muss, dass ich zurück gehalten werde. Dadurch, dass an meiner Kapuze gezogen wird, stolpere ich zurück statt vorwärts. Und selbst als ich verzweifelnd versuchte mich aus dem Griff zu befreien, zwecklos. Tränen sammeln sich in meinen Augen. Ich habe Angst und gleichzeitig packt mich die Panik. Schreien wäre eine Option, aber es kommt nichts als ein Wimmern aus mir heraus. Hilfe. Hilfe!

Da sacke ich zu Boden, meine Beine gaben nach. Gleichzeitig fällt mir auf, dass sich der Griff gelockert hat. Aber ich versuche gar nicht erst wieder auf die Beine zu kommen. Keine Chance. Ich zittere am ganzen Leib, als wäre es Winter und ich säße hier auf meinen Knien halb nackt. Aber nein, es ist die Angst davor, was jetzt passieren könnte. Ich bin weggelaufen wie ein kleines Kind. Erbärmlich.

"Steh auf.", fordert mich mein Gegenüber auf. Männlich, diese Stimme erkenne ich nicht wieder. Fremd, vollkommen fremd. Sie sind es nicht. Oh mein Gott. Ich atme erleichtert aus. Doch im nächsten Augenblick taucht ein ganz anderer Gedanke auf oder eher die Frage: Wer ist das dann? Da packt mich erneut die Angst, aber ehe ich noch mehr Sorgen machem konnte in meiner jetzigen Situation, wurden meine Gedanken unterbrochen.
"Wurdest du ohne Ohren auf die Welt gebracht? Steh endlich auf.", wiederholt er. Seine Stimme klingt sichtlich genervt. Zitternd stehe ich langsam auf. Ich realisiere erst jetzt, dass dieser Typ eine Taschenlampe bei sich hat und mit dieser aber auf der Waldboden schien. Aber vorhin habe ich gar kein Licht gesehen, was ist, wenn er echt ein Mörder ist? Ich richte mich auf, das Zittern kann ich nur mit Mühe unterdrücken.
"Sieh mich an."
Das tue ich auch, in ein Paar dunkelbrauner Augen.

Come back home || SopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt