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Er nahm seine Hand auf mein Kinn und richtete es in seine Richtung, sodass ich sozusagen gezwungen war, ihn anzusehen. Jedoch hatte ich meine Augen geschlossen, da ich ihn einfach nicht ansehen konnte. Es überraschte mich echt, als ich ihn hörte. Nicht wie er hereinkam, denn das hatte ich eh nicht mitbekommen, sondern als er mich ansprach. Er klang so, als würde er besorgt sein. Zumindest stellte er die Frage in dieser Tonlage. Besorgt.

Es war nichts so, als hätte ich nie von ihm gedacht, dass er auch mal Gefühle für andere Empfinden könnte. Nicht immer so abwesend und kalt war. Selbstverständlich konnte ich mich anderen Seiten von ihn rechnen. Diese Seite war auch kein Problem. Es war nur.. überraschend. 

Noch immer lag seine Hand auf meinen Kinn. Soeben legte er noch seine andere Hand dazu. Seine Hände waren kalt. Aber ich wusste selbstverständlich wieso, er war draußen. Doch mittlerweile sind sie von meinem Kinn erwärmt worden. Meine Augen waren dennoch geschlossen. Jedoch hatte ich aufgehört zu weinen. Seine Berührung beruhigte mich auf eine komische Art und weise. Auch wenn es am Anfang zu einer Gänsehaut führte aufgrund der Kälte. Er wich nicht von meiner Seite. Ich spürte diesen abwartenden Blick von ihm. ''Open your eyes.'', flüsterte er. Er überraschte mich, mal wieder. ''Sieh mich an.'' ''Ich kann nicht.'', hauchte ich schwach. ''Du kannst. Was hält dich auf?'' Es war eine gute Frage. Was hielt mich davon ab?

Die Tatsache, dass ich seinetwegen weinte. Er würde mich fragen, wieso ich weinte. Klar wusste ich, dass er dies auch ohne meine offenen Augen fragen konnte. Ich wollte ihn einfach nicht sehen. Ich hörte ihn schwer seufzen. ''Schön, was los ist, wirst du mir sowieso nicht verraten..'', sagte er mit einem kleinen Hauch von Reiz. ''..aber sag mir wenigstens, ob du hier schon, seitdem ich weg bin, saßt und einfach nur stumpf geweint hast.'' Dazu fand ich sogar eine Antwort. Und zwar die Wahrheit. ''Ich.. nein.'' ''Nein?'' ''Nein.'', seufzte ich. ''Was hast du dann getan, bevor du hier zusammengekauert saßt und geheult hast?'' Es klang in meinem Kopf so genervt. Als gäbe es nichts schlimmeres, als einen Jungen wie mich weinend zu entdecken. Dieses Gefühl bekam ich nicht zum ersten Mal zu spüren.

Ich sammelte mich kurz, hielt aber die Augen zu. ''Erzählst du mir dann, was du getan hast, draußen?'', fragte ich. ''Von mir aus.'' Da ist er wieder. ''Ich habe an jemanden gedacht. Einen Klassenkameraden oder eben alten Freund. Ich habe geweint..'', meine Stimme brach, fast. ''Zur Ablenkung habe ich einfach den Abwasch erledigt, haha.'', lachte ich sarkastisch. Aber dies hatte er sicher schon gemerkt. ''Du musstest das nicht machen.'' ''Habe ich aber.'' Er seufze wieder. ''Ich wollte fernsehen. Aber dann..'' Da kam der Teil, den ich nicht aussprechen konnte. Wieso ich ihn nicht ansehen konnte. ''Ich bin noch da.'' Dies wusste ich auch selber. Ich spürte seine Hände. ''Ich kann nicht.'' ''Wieso nicht?'', fragte er leicht gereizt. ''Weil es einfach nicht geht.'' ''Wieso geht es denn nicht?'' Ich wusste, dass er wieder fragen würde. ''Darum.'' ''Was darum? Was soll ich darunter verstehen!?'', fragte er aufgebracht. ''Wieso fragst du überhaupt noch?!'', entgegnete ich ihm ebenfalls genervt. ''Du siehst doch, wie fertig es macht.. MERKST DU GAR NICHT, WIE SCHWER ES MIR FÄLLT?!'' ''Schrei mich nicht an. SEI FROH, DASS ICH DICH ÜBERHAUPT HIER BEI MIR AUFHALTE!'' Die selben Worte hatte man mir bereits so einige Male ins Gesicht geschrien, so wie er es soeben tat. Es tat weh, sie wieder zu hören.

Ich spürte, wie er seine Hände so langsam wieder von mir entfernen wollte, doch ich hielt dieses Vorhaben auf. Ich nahm seine Hände in meine. ''Geh nicht.'', hauchte ich, während mir schon die ersten Tränen die Wange herunter kullerten. Er schüttelte meine Hände nicht ab. ''Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien. Es ist nur..'' Ich atmete tief durch. ''Ich habe deinetwegen geweint.'' Ich öffnete meine Augen und sah ihn direkt in seine.

Come back home || SopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt