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Nachdem wir unsere Pizza hatten, hatte er den Fernseher angeschaltet. Um ehrlich zu sein, hätte ich ihn gerne darum gebeten - umzuschalten, da ich mich dieser Comedy Sender an schlechte Zeiten erinnerte. Die Leute lachten und ich brach innerlich fast schon zusammen, obwohl ich schon lange innerlich zusammen gebrochen bin. Mich wunderte es nicht, wieso es nichts gab, was mich zusammenhielt.

An Momenten wie diesen fragte ich mich echt, wieso ich eigentlich nicht schon längst alles beendet hatte. Meine Zukunft kam mir fast schon nur verschwommen vor, wenn ich doch daran dachte, was ich noch alles erleben könnte. Ich wollte nicht leben, da schon so lange nicht mehr. Jedoch gab es scheinbar noch etwas, was mich festhielt. Diese Tatsache hatte ich schon oft genug beobachtet, wenn man es von so betrachtete. Ich hatte nie vor Selbstmord zu begehen. Mein seelischer Wunsch war es nur erlöst zu werden von meinen Schmerzen. 

Suga hatte ich klargemacht, dass es wehtat zu leben, was auch der Wahrheit entsprach. Für manche mag es übertrieben klingen, aber es war schon schlimm genug zu zeigen, dass es mich überhaupt gab. 'Zu zeigen, dass ich existierte. Mit jedem Atemzug war es ein Zeichen dafür, dass ich noch physisch lebte. Diese plötzliche schlechte Laune konnte ich mir selbst nicht mal erklären. Vielleicht war es einfach schon normal geworden, dass sie einfach so zu Stande kam. ''Hoseok.'', ertönte die tiefe Stimme von Suga. Ich sah erschrocken auf. ''Hast du keinen Hunger mehr?'' Wenn man so auf die Schachtel vor mir sah, konnte man feststellen, dass ich einfach so gut wie nichts gegessen hatte. Von so gesehen, hatte ich gerade mal ein Stück fertig gegessen, wobei es sich bei Suga um seine ganze Pizza handelte. ''Ich hatte nicht so viel Hunger.'', sagte ich. ''Also nein.'' Ich nickte.  Er stand seufzend auf und machte eine Handbewegung, die darauf hindeutete, dass ich ihm die Schachtel geben sollte. ''Du entsorgst es doch nicht oder?'', fragte ich ihm und hielt die Schachtel noch fest, sodass er sie nicht direkt zu sich nehmen konnte. ''Ich würde Essen niemals entsorgen.'', hauchte er. ''Vor allem Pizza nicht.'', fügte er hinzu. Ich lockerte den Griff und er nahm mir problemlos die Schachtel aus der Hand. Er wandte mir den Rücken zu und ging Richtung Küche. Ich ging davon aus, dass wir sie morgen weiteraßen. Meine Frage von vorhin war reintheoretisch ziemlich unnötig gewesen. Er würde Essen schon nicht entsorgen.

Ich freute mich innerlich sehr, nachdem er den Fernseher komplett ausgeschaltet hatte. Jedoch ahnte ich schon schlimmes auf mich zukommen, nachdem er sich neben mich auf den Sofa setzte. Vorhin saß er noch auf diesen Sessel. ''Bist du wegen deinen Eltern weggerannt?'', fragte er in einer ruhigen Tonlage und nahm einen Schlug aus seiner Cole, die er mit der Pizza dazu bestellt hatte. Ich musste mir keine Gedanken mehr darüber machen, wie er nur auf diese Frage kam. ''Wegen ihnen und meiner Schwester.''

Sugas Pov.

Irgendwie hätte ich gar nicht nachfragen müssen. Wenn sie für ihn wirklich wichtig gewesen wäre, wäre es sicherlich nicht gegangen. Zumindest hätte ich mich nicht von jemand' wichtigen freiwillig getrennt, den ich liebte. ''Wieso hast du sie verlassen?'' In dieser Frage steckte mehr als nur dies. Er sollte mir auch seinen Grund begründen. ''Sie haben mich verletzt.'' Hoseok hatte ich gestern schon halb nackt zu sehen bekommen, weshalb ich feststellen konnte, dass es keine körperlichen Verletzungen waren. Wenn ich es so betrachtete, konnte ich also eins plus eins zusammenzählen. Dies könnte der Grund sein, wieso er so wenig vom Leben hielt. Er besaß so gut kein Selbstwertgefühl. Zumindest wirkte es so auf mich. ''Was haben sie gemacht?'' Wieso kam ich mir nur vor wie ein Therapeut? Zu meiner Überraschung war ich auch keiner. ''Sie sagen Dinge, die Daraufhinweisen, dass ich es nicht verdient habe zu leben. Es reicht doch oder?'' Er blickte in mein Gesicht. ''Ich versteh' was du meinst. Mein Bruder war genauso zu mir.'' Augenblick veränderten sich seine Gesichtszüge zu einem überraschten Blick. ''Er meinte ständig, dass ich nichts kann außer essen.'' Es waren Zeiten, die ich nicht vergessen konnte. ''Wir hatten uns oft ständig gegenseitig angeschrien, wie scheiße der andere doch sei. Wir haben ständig die Schwächen des anderen genannt so, dass wir beide am Ende geheult hatten.'' Ich war mir sicher, dass er sich nicht vorstellen konnte, wie ich weinte, aber es war menschlich zu weinen. Nur gehörte Hoseok zu der Sorte an Menschen, die sowas oft taten, aber es war in Ordnung. ''Ich habe ihn an solchen Momenten mehr als nur gehasst. Aber etwas in mir wollte ihn nicht hassen und dies lag daran, dass er nun mal mein Bruder war. Ich hatte neben diesen Augenblicken auch schöne Erinnerungen mit ihm.'', fuhr ich fort. ''Als wir beide noch bei unseren Eltern lebten, hatten wir eine schöne Kindheit erlebt mit einigen schlechten Momenten. Ich habe ihn oft gesagt, dass ich ihn hasse, das gebe ich zu. Zusätzlich habe ich gesagt, dass ich es ernst meine. Aber nie war es so gewesen. Ich liebe ihn, als Bruder auch wenn ich ihn an solchen Momenten gerne den Kopf abreißen würde.'', erzählte ich schlussendlich. Es kehrte Ruhe ein, sodass man nur noch unsere Atemzüge wahrnehmen konnte.

Come back home || SopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt