Zwei Tage später klopfte es Sturm an meiner Tür. Ich öffnete, das Messer hinter dem Rücken. Zwar hatte ich seit der Begegnung mit Grasters Männern keine Probleme mehr gehabt, allerdings bestand die Gefahr trotzdem. Es waren aber nur Merlek und Gustaln, ein weiterer Freund von mir. Der kleine Mann mit den kurzen, blonden Haaren und dem Kurzschwert schob sich sofort in mein Haus, dabei zog er Merlek mit sich. Gustaln handelte mit Rauschmitteln auf den Nachbarinseln, also erfuhr er Neuigkeiten als Erster. Bevor ich auch nur irgendetwas sagen konnte, packte Gustaln schon meine Schultern. „ Gent! Es gibt Krieg! Die Corser greifen Salta an!" Ich war baff. Corsin war die südliche Nachbarinsel Saltas, die sich sehr an den Drogen und dem Alkohol erfreuten, natürlich inoffiziell. Somit waren sie unserer Insel eigentlich friedlich gesinnt, da Saltas König Resulot Retlin sich aus den Machtspielen heraushielt, und unsere Insel somit neutral war. „ Was?! Warum das?!" Gustaln wedelte mit den Armen, so wie er es immer tat, wenn er aufgeregt war. „ Ein Diener hat im Drogenrausch drei Söhne von König Edres getötet! Das hängen sie uns an! Die Flotte ist bereits auf dem Weg, eine Kriegserklärung wurde uns ebenfalls gesendet, mit dem abgetrennten Kopf eines Händlers!" Diese Nachricht schockierte mich vollkommen. So sehr, dass mir nicht einmal ihre Besonderheit auffiel. „ Fällt dir was auf, Gent?", wollte Merlek deshalb wissen. „ Ähm...warum ist er denn verrückt geworden? Seit wann verkaufen wir sowas?" Alle Händler von Salta schworen einen heiligen Schwur, der besagte, dass sie keine besonders gefährlichen Drogen verkaufen oder schmuggeln durften. Und eine solche Droge war eindeutig gefährlich. „ Das ist es ja!", warf Gustaln ein. „ Das waren keine Saltaner! Das ergibt keinerlei Sinn, allein schon, weil Corsin einer unserer besten Kunden ist! Außerdem passt es nicht zu unserer Neutralität. Aber das ist nicht der einzige Grund warum ich komme." Schnell zog er einen Zettel aus seinem Umhang. „ Hier, lies." Ich tat es, und schaute auf das dunkle, von Wasserspritzern fleckige Papier. „ An alle Saltaner, die in der Lage sind ein Schwert zu halten und zu führen. Hiermit verkünde ich die Nachricht, dass wir Freiwillige suchen, die uns bei der bevorstehenden Seeschlacht unterstützen. Jeder registrierte Teilnehmer bekommt einen Straferlass für sämtliche Straftaten, außerdem eine beträchtliche Belohnung. Eigene Kapitäne, die ihre Schiffe entweder für Kampfhandlungen oder spätere Bergungsmissionen zur Verfügung stellen, bekommen eine zusätzliche Belohnung. Die dreißig Besten dürfen auf meinem Flaggschiff kämpfen, was ihnen ebenfalls eine zusätzliche Belohnung sichert, außerdem sind militärische Ränge möglich. Mit Unterschrift: Resulot Retlin, König von Salta.", las ich vor, dann verzog ich nachdenklich das Gesicht. In Landschlachten war ich wirklich nicht zu gebrauchen, aber auf dem Meer sah das schon ganz anders aus. Das Kämpfen auf wackligen Schiffen war seit jeher ein Kinderspiel, und auch das Meer war eine meiner Stärken. „ Wir sind dabei.", sagte Merlek sofort, und boxte Gustaln spielerisch gegen die Schulter. Da musste ich grinsen. „ Ich habe jedenfalls noch nie gesehen, dass Patriotismus so viel bringt! Ich bin dabei!" Wie sich im Nachhinein herausstellte, war das eine schlechte Idee.
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Die Chroniken von Mareter
FantastikInmitten des Meeres liegt Mareter, ein Reich, bestehend aus zehn Inseln. Es ist geprägt vom ewigen Krieg, Jeder gegen Jeden. Jeder der Inselherrscher will die anderen zehn erobern, und zum „Isla Imperator" werden. Zwischen diesen Intrigen und Schlac...