• Kapitel 2 •

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Erinnerungen schossen mir in den Kopf. Meine? Von jemand anderem? Ich weiß es nicht.
Ich sah mich und ein anderes kleines Mädchen. Wer sie war? Ich hatte keine Ahnung.
Blondes Haar, grün blaue Augen und ein niedliches, schwarzes Kleid. Alles deutete auf Tod, doch das konnte nicht sein, denn schließlich stand ich dort neben ihr und ich kannte sie schließlich erst seit kurzem. Oder doch nicht?
Wir lachten viel und spielten. Ich sah meine Eltern. Oder die eines anderen.
Immer mehr Erinnerungen bekam ich in meinem Kopf zu sehen. Mir wurde das zu viel. Was war nun die Realität? Das, oder die Dinge an die ich mich von selbst erinnerte? Ich wusste es nicht mehr.
Dann kam es. Ich sah wie Liah gestorben war. Zwei Autos. Kolladierten. Daneben noch ein weiteres Mädchen, doch nicht ich? Wer war sie? Wer saß dort neben Liah? Ich hatte keine Ahnung. Ich erkannte sie nicht.
Beide mussten sofort tot gewesen sein. Wenigstens musste sie nicht lange leiden.
Aber es tat weh. Tief in meinem Herzen tat es weh und ich konnte förmlich das Stechen genau an diesem Ort spüren.
Noch immer steckte ich in diesen Erinnerungen fest. Ich hatte genug. Ich wollte wieder in die echte Welt.
Mir flossen Tränen die Wangen entlang, welche dann langsam und vereinzelt auf den Boden tropften.
Als es dann zu Ende war, sinkte ich auf den Boden und weinte. Ich versuchte mir jeglichen Schmerz auszuweinen, doch nichts half in diesem Moment.
Leben hockte sich zu mir runter und legte seine Hand auf meinen Rücken. Ganz sanft und behutsam. Er legte darauf die andere Hand unter mein Kinn, um meinen Kopf dann sanft hoch zu drücken und in meine nun roten Augen zu schauen.
Seine Augen. Sie schenkten mir Wärme und den Hald. Hald, den ich gerade brauchte.
Er wischte mir die Tränen aus den Augen, worauf er mich in den Arm nahm, um mich zu beruhigen.
Ich? Ich brauchte kurz einen Moment, um zu realisieren, was hier gerade passierte.
"Wir haben dich vermisst, Mandy."
Flüsterte er in mein Ohr. Ich wollte ihn weg drücken, doch ich tat es nicht. Ich konnte nicht. Ich legte meinen Kopf sanft auf seine Schulter und schlung meine Arme um ihn. Ich wollte ihn nicht mehr los lassen. Nicht in diesem Moment.
Irgendwann spürte ich, wie Tod nun auch hinter mir stand und langsam eine Hand auf meinen Rücken legte, um mich sanft zu streicheln.
Kurz darauf beruhigte ich mich auch wieder. Plötzlich und abrupt.
Nun löste ich mich auch wieder von Leben und ging ein paar Schritte von ihnen weg. Ich brauchte kurz meinen Freiraum. Ich musste meine Gedanken gerade sortieren.
"Wieso war ich nicht hier? Wieso konnte ich mich an all das nicht erinnern?"
Meine Stimme klang sanft. Sanfter und leiser, als ich es eigentlich wollte. Doch ich konnte es nun auch nicht mehr ändern.
"Mama und Papa mussten dich weg schicken, weil man sonst einen von uns beiden getötet hätte, da nur einer der Tod werden konnte. Sie hatten sich für mich entschieden, weil...du...zu viele Gefühle hattest..."
Ja, Gefühle hatte ich. Da musste ich Tod recht geben. So einen "Job" hätte ich nicht ausgehalten. Sie scheinbar schon. Irgendwie...gruselig.
Langsam nährte ich mich wieder der weißen Treppe, doch Tod schnippte mit den Fingern einmal und sie verschwand. Direkt vor meinen Augen. Genau in dem Moment, als ich fast einen Schritt weiter gegangen wäre. Mir stockte der Atem. Was sollte das hier?! Ich wollte wieder in mein anderes Leben. In das Leben, indem Liah noch lebte. Indem ich noch wusste, was ich wollte und war. Indem ich nicht die Schwester von Tod war. Das alles hier ist mir zu merkwürdig.
Leben kam wieder einmal auf mich zu und nahm mein Handgelenk.
"Mandy, du kannst hier nicht mehr weg. Du musst Tod helfen all die Menschen ihre Wege zu zeigen. Bleib hier. Bei uns. Bitte. Wir wollen dich zu nichts zwingen"
Niemals, bleibe ich bei denen. Ich versuchte mich aus dem festen Griff von Leben zu befreien, doch ich schaffte es nicht. Mit meiner anderen Hand wollte ich gerade ausholen, um ihn zu schlagen, doch dann hielt er auch diesen Arm fest
"Beruhig dich! Alles wird wieder gut! Aber nur wenn du bei uns bleibst."
Nichts wird gut. Nich für mich, doch auf einmal hörte ich Tod einen Ryhthmus klatschen.
Was das werden sollte? Keine Ahnung. Kurz darauf erfuhr ich es. Ein pochender Schmerz kam in meinen Kopf. Zu stark, als das ich ihm stand halten konnte. Somit fiel ich um. Nach vorne. Direkt in die Arme von Leben.

"Bist du vollkommen wahnsinnig geworden?!"
"Ich hatte keine andere Wahl, das hast du doch wohl selbst gesehen!"
"Nun wird sie uns doch nie wieder vertrauen! Du solltest doch ihre Schwester spielen!"
"Ich weiß, aber sie wäre niemals hier geblieben!"
"Doch, du hättest nur abwarten müssen! Ich hatte alles unter Kontrolle!"
"Nein hattest du nicht!"
"Sie leise, du hast alles vermasselt. Alles. Was machen wir jetzt mit ihr?"
Was? Träumte ich dieses Gesrpäch zwischen Tod und Leben?
Sie sollte meine Schwester spielen?
Ich dachte ich wäre ihre?
Wo ich war? Keine Ahnung.
Es war zu dunkel, um das zu sagen.
Doch ich hätte weg rennen sollen. Das war meine Chance. Meine Einzige...

Leben und TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt