• Kapitel 6 •

26 8 3
                                    

~Kleine Auszüge aus der Kindheit von Mandy~

"Mandy wir ziehen um! Dein Vater hat endlich einen besseren Job bekommen und nun haben wir uns ein Haus für uns dort in der Nähe gesucht."
Das waren die Worte, die meine Welt zerstörten. Das war es, das mich komplett veränderte. Es war ein Schock, was man mir ansah. Wie alt war ich damals? Ich denke 10 Jahre alt.
Ich wusste noch genau, wie ich damals aus dem Wagen geschaut habe und zu unserem Haus sah. Zu meinem Zuhause. Genau zu dem Zeitpunkt liefen mir ein paar Tränen die Wangen entlang, doch es bemerkte keiner. Es konnte keiner dies bemerken, ich saß schließlich zwischen viel Gepäck. Dabei hasste ich es, wenn man mir meine Freiheit nahm. Naja, ich hasse es immer noch, aber zu dem Zeitpunkt war mir das recht egal. Ich wollte nur dort bleiben, wo ich gewohnt hatte, doch ich wusste, dass es nicht so sein würde. Und genau das tat so weh.
Mein erster Schultag an der neuen Schule. Ich war die "Neue" und genau so wurde ich auch behandelt. Keiner wollte mit mir etwas zu tun haben und so blieb ich fast die komplette Schulzeit alleine. Ja, selbst auf der weiterführenden Schule.
Ich lebte ein Leben ohne Beachtung. Es war ein einsames Leben. Wirklich sehr einsam.
Mit der Zeit wurde mir das zu viel. Ich distanzierte mich von jedem. Selbst vor meinen Eltern. Dies war wahrscheinlich einer der dümmsten Entscheidungen meines Lebens. Aber nun kann ich dies auch nicht mehr ändern.
Ich war alleine. Einsamkeit breitete sich in mir aus, bis es nich komplett ausfüllte. Irgendwann konnte ich nicht mehr und brach fast täglich einmal zusammen. Es war immer wieder auf's Neue eigenartig. Man bekam nichts mit. Erst begann alles sich von außen nach innen zu verdunkeln, bis alles komplett schwarz wurde und dann wachst du um nächsten Moment wieder auf, wobei du dich selbst auf dem Boden, oder gar in einem komplett anderem Raum befindest. Später schaust du auf eine Uhr und siehst wie viele, oder wenige Minuten vergangen sind, obwohl es sich einfach nur nach ein paar Sekunden anfühlte.
Meine Eltern machten dies eine ganze Weile mit, auch wenn ich sehen konnte, dass sie besorgt waren. Sogar sehr. Doch die Einsamkeit war immer noch da und sprechen wollte und konnte ich darüber auch nicht. Es war also egal, ob ich es versuchte, oder nicht. Mein Leben war einfach schon zu Ende. Zumindest für mich.
Irgendwann brach ich wieder zusammen. Diesmal, als wir alle gemeinsam Abendbrot essen sollten. Mein Kopf schlug dabei gegen die Tischkante. Laut meinen Eltern und den Ärzten. Ich war angeblich auch für Stunden weg. Nicht ansprechbar. Komplett abwesend.
Ich hatte in dem Momen keine Ahnung, was auf mich zu kommen würde. Ich war sichtlich irritiert von all dem. Nicht jeder landet gleich in einem Krankenhaus und das ohne zu Wissen, was vorgefallen ist.
Meine Eltern nahmen mich direkt fest in den Armen, obwohl man ihnen wohl sagte, dass sie nicht gleich so aufdringlich reagieren sollten. Mein Kopf tat eh viel zu sehr weh, um alles gleich richtig verarbeiten zu können.
Meine Eltern wurden dann aus meinem Zimmer geschickt, worauf man mir das Geschehen schilderte und mir auch sagte, dass ich eine Gehirnerschütterung, sowie eine große Platzende hätte. Ich war immer mehr irritiert und leicht überfordert. Das Einzige, was dieses Gespräch brachte, war, dass ich noch mehr Schmerzen in meinem Kopf fühlte.
An mehr kann ich mich momentan auch nicht erinnern. Mehr konnte mein Kopf in diesem Moment nicht aufnehmen. Es war einfach alles zu viel. Für mich.
Als es mir dann wieder besser ging, ging das Spielchen wieder weiter. Immer wieder kippte ich um. Meine Eltern mussten einen Rat von dem Arzt bekommen zu haben.
Denn sie schickten mich in eine Klinik. Weiße Wände. Tausende Türen. Gefangen. Genau so, stellte ich mir dies dort so vor.
Als ich davon erfahren hatte, stand ich unter Schock. Dass meine Eltern mir so etwas antun wollten, hätte ich nicht gedacht. Doch da war sie. Die blanke Wahrheit. Und sie tat weh.
Direkt am nächsten Tag musste ich dort hin. In diese Klinik.
Von aussen sah sie schön aus, doch es war wie bei Menschen. Die Schönheit trügt. Sobald du rein gehst, siehst du das wahre Gesicht. Es machte mir Angst. Es sah genauso aus wie ich es mir vorstellte. Ich konnte nicht einmal die letzte Nacht schlafen.
Doch wisst ihr wen ich dort kennenlernte? Genau! Liah.
Liah wurde meine neue beste Freundin. Und auch meine Einzige Freundin. Wir verstanden, nein, verstehen uns sehr gut. Dazu hatte sie so ein ähnliches Problem wie ich. Das Schicksal schlug mir mal nicht ins Gesicht.
Das war aber auch das einzig Gute an dieser Klinik. All das, was sie einem dort antun, hatt und hätte mir keineswegs geholfen. Es verspasste mir eher eine Klinik-Phobie.
Nie wieder wollte ich so viele Türen und solch weiße Räume sehen. Nie wieder in meinem ganzen Leben. Nie wieder.
Liah und ich gaben uns jedoch die Kraft, die wir benötigen. Ich bin froh Liah getroffen zu haben. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich komplett durchgedreht in dieser Klinik.
Besonders diese "Aufpasser". So nannten wir Patienten sie. Auch wenn ich sie lieber "Stalker" nennen würde. Schließlich waren sie überall. Egal wo du warst. Wirklich überall.
Man bekam Angst Zustände und Panik Attacken, dazu bekam ich eine Paranoia auf ziemlich hohem Niveau.
Irgendwann jedoch sagte man uns beiden wir seien "geheilt".

Manche Probleme, die ich davon trage sind immer noch vorhanden.
Und jetzt? Jetzt bin ich wieder hier. Oder? Was ist mit Liah?
Als ich die Augen öffne, strahlt mir ein grelles Licht direkt in mein Gesicht. Ich konnte nichts sehen, aber allgemein war meine Sicht verschwommen. Das Licht verschlimmerte alles.
Wo war ich...?

Leben und TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt