• Kapitel 7 •

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Das Licht. Grell. Erst nach einiger Zeit erkannte ich wieder langsam meine Umgebung. Ein weißer Nachttischschrank lag direkt neben mir, ich hörte das ständige Piepen einer Maschine an der ich angeschlossen war.
Piep. Piep. Piep. Piep...
Mit der Zeit bemerkte ich, dass ich in einem Bett lag. Zugedeckt. Alles in diesem Raum war weiß. Egal was man anschaute. Weiß.
Piep. Piep. Piep. Piep...
Ich schaute mich nach der Maschine um, die dieses nervtötende Geräusch abgab. Erst dann verstand ich, wo ich war. Ich lag in einem Krankenhaus.
Mein Blick fiel dann wieder auf den kleinen Tisch neben mir. Ein Brief war dort. Ich nahm diesen dann langsam in meine Hand und laß, was auf dem Umschlag stand.
Für meine geliebte Mandy...
Ich öffnete darauf den Umschlag. Es war die Handschrift meiner Mutter. Verdammt. Wie lange liege ich hier schon? Der Brief ist eine Woche alt. Das passt doch alles nicht mehr zusammen...
Guten Morgen, Mittag, oder Abend, mein Schatz.
Es tut uns schrecklich leid, dass wir dich dort hingeschickt hatten. Es war nicht unsere Absicht dich so zu zerstören. Ich...wir wünschen uns, dass wir diesen Fehler nie begannen hätten. Wie schrecklich es für dich doch gewesen sein muss.
Wovon redet sie? Die Schule? Natürlich war es manchmal nicht leicht, doch so ein Drama müsste man nun auch nicht daraus machen. Oder meinte sie doch was anderes...?
Wir hoffen dir geht es bald wieder besser. Die Ärzte kümmern sich schon um dich. Du wirst sicher bald wieder gesund sein.
Sie werden uns Bescheid geben, wenn du wieder aufwachst, doch könnte dies eine Weile dauern. Schließlich haben die Menschen immer noch keine Teleportation erfunden.
Pass auf dich auf, Schatz.
Tod und Leben werden auf dich aufpassen.
Was?! Tod und Leben sollten auf mich aufpassen?!
Ich schaute mich panisch um.
Piep piep piep piep piep piep piep piep....
Selbst mein Herzschlag beschleunigte sich plötzlich. Ich hätte Angst. Schnell flog mein Blick über den ganzen Raum. Stühle, Fenster, Pflanzen. Keine Spur von Leben, oder Tod. Oder allgemein einer lebendigen Person.
Schnell griff ich wieder nach dem Brief und laß noch ein weiteres Mal die Stelle.
Tony und Liah werden auf dich aufpassen.
Ich stieß kurz erleichtert einen Seufzer aus.
Piep. Piep. Piep. Piep...
Mein Herzschlag beruhigte sich wieder und ich schloss meine beiden Augen, während ich mich langsam in das bequeme Kissen sinken ließ. Doch plötzlich riss ich meine Augen wieder auf.
Liah und Tony? Wer war Tony? Einer aus meinem Jahrgang? Ich konnte mich an keinen Tony erinnern. Oder? Doch! Da gab es einen. Doch ich hatte kein Einziges Wort mit ihm gewechselt. Dachte ich.
Ich lag grübelnd in meinem Bett. In diesem Krankenhausbett. Keine Menschensseele war hier. Oder auf den Gängen. Es war so still, dass ich beinah durchdrehte.
Piep piep piep piep piep piep...
Ich bekam Angst. Große Angst. Diese Stille drückte einfach auf meine Brust. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu kriegen. Genau in dem Moment riss jemand die Tür auf. Ein Mann in einem weißen Kittel trat in mein Zimmer. Natürlich drehte ich sofort meinen Kopf in seine Richtung. Breite Schultern, drei Tage Bart, leichte Bräune, schwarzes Haar. Ein Traumtyp, wenn man es so nennen wollte. Doch beruhigt hatte mich sein plötzliches Erscheinen keineswegs. Er stürmte schnell zu mir, wegen meiner Panik-Attacke.
"Hör meiner Stimme zu, Mandy. Lausche ihr hinterher. Alles wird gut."
Er griff kurz nach meinem Handgelenk. Das Piepen wurde nur noch schneller. Nachdem, was Leben mir angetan hatte, hatte ich Angst berührt zu werden. Sofort ließ er mein Handgelenk loß, doch meine Angst blieb bestehen.
"Ahm mich nach!"
Sagte er schnell, worauf er tief einatmete und wieder ausatmete. Ich versuchte es, doch es klappte nicht. Das Gefühl zu ersticken war zun stark vorhanden, als dass ich nun so ruhig atmen könnte.
"Okay, das machst du gut, lass mich dir weiter helfen."
Erst jetzt fiel mir auf, wie tief seine Stimme war. Angenehm. Man könnte dieser Stimme stundenlang zuhören, ohne sich zu langweilen, egal um welches Thema es gehen würde. Doch in diesem Moment war das egal. Meine Attacke machte mir zu schaffen.
Er nahm auf einmal meine beiden Hände, zog mich dann sanft hoch, wobei er mich so hielt, dass ich kerzengerade in meinem Bett saß. Sanft strich er über meine beiden Hände. Erst bekam ich dadurch noch mehr Panik, doch dann wurde ich immer ruhiger, bis ich schließlich wieder in einem normalen Zustand war und er mich wieder in das Bett legte. Ganz sacht und vorischtig.
"Wie fühlst du dich?"
Wie es mir geht? Was sollte diese Frage bitte? Ich hatte gerade eine Attacke! Wie geht es wohl einem nach so etwas. Nicht besonders gut.
Und das musste er wohl auch in meinen Augen gesehen haben, denn er nickte dann nur und sprach weiter.
"Ich werde gleich deine Eltern verständigen, dass du wach bist. Keine Sorge, deine Freundin und dein Freund werden gleich wieder da sein."
Im nächsten Moment ging die Tür auf und ein mir bekanntes Gesicht erschien. Liah. Das daneben musste Tony sein. Bei ihm brauchte ich eine Weile, ehe ich mir wieder sicher sein konnte, dass ich ihn kannte.
Beide Gesichter waren überrascht, dass ich die Augen offen hatte und sie anschaute. Beide weinten fast gleichzeitig. Beide. Das war was mich irritierte. Beide weinten. Bei Liah konnte ich es nich verstehen, schließlich war ich ihre Freundin. Doch bei Tony? Ich hatte keine Ahnung wieso er weinte.
Liah lief neben mein Bett und weinte einfach weiter, während Tony sich über mich beugte und mich fest in den Arm nahm. Sofort schoss mein Puls in die Höhe. Schnell war die Umarmung wieder vorbei und sein Blick war verwundert. Meiner irritiert.
"Mandy, was ist los? Wieso schaust du mich so irritiert an?. Ich bin es! Tony! Dein Freund..."
Ich hatte einen Freund? Was? Nein. Das konnte nicht sein. Ich hatte keine Erinnerungen an ein Liebesleben. Was soll das?! Ich hatte Angst und überfordert.
Ich sah immer wieder zwischen dem Arzt, Liah und Tony her. Zwischen dem Arzt, meiner besten Freundin und meinem festen Freund, an den ich keine einzige Erinnerung hatte.
Meine Sicht verschwomm wieder. Mein Puls stieg erneut an. Der Arzt beugte sich wieder über mich.
"Mandy, nein! Bleib wach! Wir dürfen dich nicht wieder verlieren. Komm schon."
Was? Ich sah nur noch ganz leicht wie Tony den Kopf dem Boden zuwand. Der Arzt sprach weiter.
"Mandy, verlier nicht das Bewusstsein. Verdammt. Tony bitte geh kurz an die Seite!"
Tony ging langsam und mit gesenktem Kopf aus meinem Sichtfeld. Mein Körper begann sich schwer zu fühlen. Zu schwer. Meine Augen fielen mir zu und dann spürte ich nur noch einen leichten Stich in meinem Arm.
Piep piep. Piep piep. Piep piep...
"Verdammt..."

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