• Kapitel 4 •

52 8 16
                                    

Mein Körper zitterte. Ich wollte weg. Was ich da sah fand ich kein bisschen gut. Nein. Es machte mir Angst. Er macht mir Angst. Eine so große Angst, dass ich sie nicht einmal beschreiben kann. Nicht mit Wörtern. Einfach mit nichts. Man muss selbst in dieser Lage sein, doch das wünsche ich keinem. Nicht einmal denen, die es eventuell verdient haben.
Er drehte sich um und sah mir einfach in das Gesicht, wobei sein eigenes mit einem breiten Grinsen geziert war. Und in seiner Hand war etwas, was mir Schmerzen zufügen wird. Kein Messer. Keine Pistole. Es war ein Gürteil. Nein, nicht irgendein Gürtel. Es war sein Gürtel.
Ich versuchte mich los zu reißen, doch die Fesseln schneiden nur in mein Handgelenk ein. Ich hatte keine Chance. Nicht mehr.
Ich verfluchte jede meine Entscheidungen, die ich getroffen hatte. Angefangen mit der Feier. Wären wir dort nicht hingegangen, dann wäre das alles hier nicht geschehen. Dann wäre alles besser. Oder vielleicht doch nicht? Wäre Liah dann auf eine andere Art gestorben? Wäre ich dann doch wieder hier? All diese Fragen können nicht beantwortet werden, da keiner die Antwort auf diese weiß. Keiner. Wirklich keiner. Man kann Vermutungen anstellen, doch niemand kann es mir zu hundert Prozent sagen.
Langsam kam er auf mich zu. Mein Herz schlug schon so schnell, dass es mir schwer fiel normal zu atmen. Oder allgemein zu atmen. Alles war so schwer in dem Moment, da meine Angst mich komplett ausfüllte. Ich fühlte nichts mehr. Außer diese Angst.
Seine Schritten schallten durch den Raum. Schreien konnte ich nicht. Und schon im nächsten Moment spüre ich den Schlag. Es brennt. Es brennt sehr. Obwohl ich meine Kleidung noch anhabe, doch dann sehe ich es. An der Stelle, wo der Gürtel hart aufkam, ist meine Kleidung gerissen. Es blutet. Aber nur leicht. Doch ich weiß, dass er sich damit nicht zu Frieden geben wird.
Ein weiterer Schlag fiel. Der Schmerz durchzuckte meinen Körper noch ein weiteres Mal. Stark. Langanhaltend. Ich wollte die Tränen zurückhalten, doch ich konnte es nicht mehr. Die Schmerzen und die Angst war zu groß.
Immer wieder spürte ich die Schläge auf meinem Körper, bis mein Bauch und meine Brust mit Wunden überseht war.
Das alles schmerzte. Manche Wunden bluteten doller, manche weniger, doch alles tat weh.
"Das war ein schönes Spiel, nicht wahr? Weine nicht. Dein Gesicht sieht viel hübscher aus, wenn du lächelst."
In solch einer Verfassung sollte ich lächeln? Ich war und bin keine Masochistin. Ich mochte Schmerz nicht. Nein, ich mag Schmerz nicht.
Meine Tränen flossen immer weiter. Pausenlos. Langsam meine Wange entlang, um auf das Bettlacken zu tropfen.
Er beugte sich über mich und legte seine Hand auf meine Wange. Mein Herz raste. Leben machte mir Angst. Tod auch. All das machte mir Angst. Mit seinem Daumen strich er mir die Wange entlang, um meine Tränen ein Ende zu bereiten, doch ich weinte viel zu stark, als dass ein Wischen diese weg machen könnte.
Mit einem Seufzen stand er auf und ging aus dem Zimmer. Ich war alleine. Alleine in diesem Raum. Alleine hier gefesselt. Alleine. Komplett alleine.
Noch einmal versuchte ich mich zu befreien. Vergeblich. Es tat nur weh. Alles tat mir weh. Jeder Atemzug bereitete mir Schmerzen, da sich mein Brustkorb hebte. Ich weinte dadurch nur noch mehr.
Später hörte ich wieder Schritte. Sollte ich Hoffnung haben, dass dort jemand ist, der mich rettet? Oder sollte ich Angst haben, da mich noch ein viel schlimmeres Schicksal erwarten könnte? Beides war falsch.
Leben kam wieder herein. Mit einem Koffer in der linken Hand. Diesen stellte er auf das Bett. Ich starrte den Koffer an. Nein! Ich durchbohrte ihn förmlich mit meinem Blick.
Er öffnete diesen Koffer und zu sehen waren keine Waffen. Nichts gefährliches. Meine Angst bleib trotzdem bestehen. Er holte langsam Verbände und eine Flasche raus. Diese Fläche öffnete er und kippte mir den Inhalt auf die Wunden. Ich schrie auf. Aber nur innerlich. Ich konnte es immer noch nicht. Der Inhalt brannte in meinen Wunden, doch dann hob er meinen Körper leicht an und begann meine Wunden zu verbinden. Er. Wieso tat er dies nun? Er hatte mir dies doch angetan und nun verband er es wieder. Logik? Für mich war da keine. Ich war verwirrt, doch meine Tränen hörten langsam auf zu fließen, doch das Lacken war nass. Zumindest die Stellen neben mir. Als er fertig war, schloss er den Koffer wieder und verließ ohne auch nur ein Wort zu sagen den Raum.
Mir tat alles weh. Ich war müde. Müde und kaputt. Meine Augen waren nur noch leicht offen, da ich einfach nicht mehr konnte. Doch ich wollte nicht einschlafen. Was, wenn dann etwss passiert? Was, wenn ich dann wo anders hingebracht werde? Was, wenn sie darauf nur gewartet haben? Aber ich konnte es nicht mehr kontrollieren. Meine Augenlider waren so schwer. Zu schwer, als dass ich sie noch halten könnte und so schlossen sie sich von selbst, ohne dass ich etwas dagegen tun könnte. Meine Müdigkeit überkam mich. Leider. Ich schlief ein, jedoch nicht sehr friedlich, sondern ängstlich und unruhig.
Was dabei geschah? Ich wusste es nicht. Wusste nicht, was mich danach erwarten würde. Wusste nicht, ob ich hätte weg rennen können. Wusste nicht, ob wer da war. Ich wusste nichts. Ich schlief nur. Gefesselt an das Bett von Leben und Tod. Tod. Was machte Tod eigentlich? Dies wusste ich genauso wenig. Diese Unwissenheit. War sie gut? Oder war sie doch schlecht? Wollte ich es wissen? Ja, das wollte ich. Ich wollte am liebsten wissen, ob es sich lohnt, dass hier durch zu stehen, doch hatte ich überhaupt eine andere wahl? Schließlich konnte ich mich kaum, bis gar nicht bewegen. Alles nur, wegen den beiden. Alles nur, wegen meinem blinden Vertrauen. Hätte nicht ich dort am Steuer sitzen können und sterben? Doch hätte Liah dann alles durchmachen müssen? Das hätte ich nicht gewollt. Mit diesem Gedanken hätte ich nicht einmal leben können. Doch auch so kann ich nicht leben. Nicht in dieser ständigen Angst.
Das konnte man nicht leben nennen. Ich wollte frei sein. Glücklich sein.
Doch das war nicht möglich.
Was mich nach meinem Schlaf erwartete? Etwas, womit ich nicht rechnete. Es war zu absurd und eigenartig....
"Wach auf...Wach auf...wach auf..."

Leben und TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt