"Mandy, jetzt wach endlich auf!!"
Das Geschrei der Stimme riss mich aus meinem Schlaf. Wessen Stimme war es? Als ich mich umsah rechnete ich damit Tod, oder gar Leben vor zu finden, doch dem schien nicht so zu sein. Wer da vor mir saß? Ich wusste es. Ich wollte es nur nicht glauben. Oder wollte ich es doch und wusste es nur nicht, da mich Leben und Tod schon so manipuliert haben?
Die Person dort vor mir war niemand anderes als Liah. Liahs Augen starrten direkt in meine. Sie schien besorgt, um mich. Kein Wunder. Die Verbände überall, wahrscheinlich sah ich auch genauso fertig aus, wie mich auch gerade fühlte.
"Kannst du gehen? Wir müssen hier weg!"
Ich konnte nur mit den Schultern zucken. Dann bemerkte ich erst, dass ich nicht mehr gefesselt war. Sofort setzte ich mich auf und strich mir über mein Handgelenk, wo die Fesseln sich in meine Haut eingeschnitten haben. Danach versuchte ich aufzustehen. Dass ich immer noch Schmerzen an meinem Körper hatte, zeigte ich nicht. Ich wollte und konnte es einfach nicht zeigen. Liah sollte sich nicht noch mehr Sorgen machen, als ohne hin schon.
"D-Du lebst?"
"Das gleiche könnte auch ich dich fragen."
Gab sie mit einem leichten Schmunzeln von sich. Doch es wirkte nicht so, als wäre sie glücklich. Aber wie sollte man auch schon glücklich bei solch einer Situation sein? Oder allgemein bei diesen Erlebnissen?
Liah legte einen Arm unter meine Schulter und hielt mich somit fest. So gingen wir dann zur Tür, welche schon aufgebrochen war. Liah musste sie irgendwie aufgemacht haben. Sie und ich gingen gemeinsam die Gänge entlang. Wo wir waren? Ich hatte keine Ahnung. Das Gebäude war riesig und roch sauber. Wir gingen aber immer weiter. So viele Türen an denen wir vorbei gingen. In kein Zimmer konnte man hinein sehen. Ob da noch viele weitere Menschen waren, die auf Hilfe hofften wie ich es tat? Wie lange sie dann wohl schon hier feststeckten und leideten? Wollte ich es überhaupt wissen?
Ich dachte nach. Viel zu viel dachte ich nach. Bis Liah mich wieder mit ihren Worten aus meinem eigenen Gefängnis holte.
"Denkst du, du kannst die Treppen hinunter steigen?"
Ich entgegnete nur mit einem Nicken und hielt mich dann auch schon am Geländer fest, um mit vorsichtigen Schritten hinunter zu gehen. Ich hatte seit nun fast 24 Stunden nichts gegessen, oder gar getrunken und dies machte sich nun bemerkbar. Mein Körper war schwer und Treppen waren um einiges schwerer, als all die Schritte, die wir vorhin noch gehen mussten, gangen. Die Treppen waren eine Qual. Mein Magen fühlte sich so an, als wäre dort nur ein einziges Loch und mein Hals, sowie mein Mund waren so ausgetrocknet, dass es schon schwer war zu schlucken. Meine Lippen waren durch den Mangel an Flüssigkeit rau und waren wahrscheinlich auch kurz davor aufzuplatzen.
Nach einigen Minuten schaffte ich es alle Treppen hinunter zu gehen. Ich schaffte es dieser Qual zu entfliehen. Meine Atmung war schwer und angestrengt, doch ich musste lächeln. In solch einer Situation musste ich lächeln. Es mag suspekt vorkommen, aber ich war stolz auf mich all diese Treppen hinuntergegangen zu sein. Aber man soll sich doch auch über die kleinen Erfolge im Leben erfreuen.
"Okay, komm jetzt, wir haben nicht viel Zeit!"
Kam es von Liah und im nächsten Moment stützte sie mich wieder, um mit mir dann die Gänge entlang rannte.
Langsam erinnerte ich mich wieder. Ich erinnerte mich, wo ich mich gerade befand, was das hier für ein Gebäude war. Ich war schon einmal hier. Doch ich hatte keine positiven Erinnerungen an diesen Ort. Nein, im Gegenteil. Sie waren so grausam, dass mir bei dem Gedanken schlecht wurde und ich kurz eine Pause machen musste.
"L-Liah, sto-op bitte m-mal kurz..."
Stotterte ich leise und sie wurde kurz darauf langsamer und ließ mich los. Sie musste gesehen haben, dass mir nicht wohl wahr. Ich sah es. Es war ihr deutlich in ihr Gesicht geschrieben. Ihre Sorgen. Ihre Sorgen um mich.
Doch ich konnte nicht lange sie anschauen. Im nächsten Moment fiel ich einfach auf meine Knie. Es schmerzte, doch ich konnte nicht mehr stehen.
"Mandy!!!"
Hörte ich Liah noch schreien. Oder laut flüstern, da sie nicht schreien durfte, da uns sonst jemand hören würde. Ich begann nicht mehr richtig sehen zu können und musste mich mit meinen Händen zusätzlich am kalten Stein Boden abstützen, um nicht nach vorne zu kippen.
"Mandy, was ist los?!"
Ich begann nicht mehr richtig zu hören. Alles klang so, als hätte ich Kopfhörer drin und würde die Welt nur noch abgedämpft mitbekommen. Mir wurde schwindelig. Sehr schwindelig. Das Muster im Boden begann sich immer mehr zu verdrehen. Mir wurde immer übler, doch ich konnte mich nicht übergeben, da ich nichts im Magen hatte. Sonst hätte ich dies schon getan. Darauf war ich weg. Wieder einmal bewusstlos.
In dieser Zeit konnte ich nur noch kurz die warmen und zärtlichen Hände von Mandy um mich spüren, welche mich hoch hoben und ihre sanfte, leise Stimme, welche auf mich einredete durchzuhalten und wach zu bleiben. Doch ich? Ich konnte nicht mehr. Meine komplette Kraft schwindete aus meinem schwachen Körper. Alles tat weh. Wirklich alles.
Es war dunkel und ich war allein. Ich konnte mich nicht bewegen. Konnte mich nicht verständigen. Konnte nichts fühlen, oder riechen. Ich konnte gar nichts.
War ich tot? Hatte man mir ein Gift eingeflößt, als ich weg war, was jetzt langsam meinem Körper zu setzte?
Und die entscheidene Frage. Wieso bin ich wieder hier an diesem schrecklichen Ort...?
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Leben und Tod
Mystery / ThrillerWer kennt es nicht? Die typischen Geschichten mit dem Tod. Jemand stirbt und jemand anderes darf diesen dann kennenlernen, bla bla bla. FALSCH!! Diese Geschichte ist anders. Mandy, ein 18 Jahre altes Mädchen, traf auf diesen sogenannten Tod, als sie...