Kapitel 4 - Queen Bee

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Meister Fu

Interessiert beobachtete ich das Mädchen. Ladybug hatte mir von ihr erzählt: Chloé Bourgeois, ein unreifes, egoistisches Biest, das rücksichtslos seinen Willen durchsetzte. Als der Junge mir erzählt hatte, ihm sei das Miraculous abhanden gekommen, hatte ich die energetische Spur bis hierhin verfolgen können. Nun stand ich auf dem Balkon des Le Grand Paris und sah Chloé beim Streiten mit Pollen zu. »Sie ist nicht die richtige.«, sagte Wayzz neben mir und ich nickte. »Du hast Recht. Nehmen wir es ihr wieder ab-« Ich keuchte auf, als eine vertraute Stimme durch meinen Kopf geisterte. »Ah, Guten Tag, Meister. Wir haben lange nicht mehr gesprochen, nicht wahr?« Wayzz sah mich entsetzt an, als mein Kwami hatte auch er die Mädchenstimme gehört. »Du willst reden?«, antwortete ich telepathisch. »Vor neun Jahren hast du dich noch vehement dagegen gewehrt.« »Nun, ich bin älter geworden. Reifer. Ich brauche deine Hilfe nicht mehr, um zu bekommen was ich will.« Da war etwas in ihrer Stimme, das mir gar nicht gefiel. Eine eiskalte Überlegenheit, die klar machte, dass sie nicht auf mich hören würde. »Warum meldest du dich dann bei mir, wenn nicht, um dir meinen Rat einzuholen?« Sie lachte ein perlendes Lachen, das ihn an alte Zeiten erinnerte. »Um dir zu drohen, natürlich. Wie du sicher gesehen hast, trage ich das Siegel der Könige. Wusstest du, dass es eine Organisation gibt, die die Träger der Miraculous beobachtet? Sie haben euch im Visier, nicht nur dich und deinen hübschen Lehrling, auch Ladybug und Cat Noir. Ein subtiler Tipp von mir, und sie greifen an. Sie haben mittel und Wege, auch das stärkste Miraculous zu stehlen, und nach dem, was ich gesehen habe, können sie noch viel mehr. Sie können die Kwamis kontrollieren, aber mein Siegel? Das bleibt für sie ein Rätsel. Im Ausgleich für meine Unterstützung bei einem anderen Projekt würden sie mir sicher ein oder zwei Miraculous überlassen.« Ich ließ mir den Schock über die Gelassenheit, mit der sie sprach nicht anmerken. »Meine Helden werden mit jeder Bedrohung fertig, auch mit dir und deinen neuen Freunden.« »Wirklich? Du machst mich neugierig, alter Mann. Ich würde das liebend gerne testen.« Ich fuhr zusammen. »Tu ihnen nichts an. Du bist keine Verbrecherin, noch ist es nicht zu spät.« »Es ist seit neun Jahren zu spät. Und es ist gemein von dir, mir diesen Spaß zu verbieten! Ich werde mich doch nur etwas mit ihm unterhalten... Vielleicht mag mich dein Drachen-Junge ja?« »Bei Miraculous-Trägern wirkt das Siegel nicht! Versuch es erst gar nicht.« »Ach, du bist so ein Spielverderber. Das Siegel der Könige ist eine beeindruckende Kraft, nicht? Jetzt bin ich eine Königin, wie es mir vorherbestimmt ist. Und Dragon wird das als erstes zu spüren bekommen!« Das letzte sagte sie mit einer solchen Kraft, das es mir förmlich wehtat. Dann verschwand ihre Präsenz und ich sah Wayzz an. »Du hast es gehört, Pollen kann warten. Wir müssen Dragon warnen!«

Chloé

»Du hast mir nichts zu sagen, Pollen! Ich komme alleine klar.«
»Du machst mich wahnsinnig! Du lebst wie eine Königin, aber du benimmst dich nicht so!«
Sie deutete auf das luxuriöse Zimmer.
»Du hast doch alles! Warum bist du nicht netter zu den Menschen?«
»Weil die Menschen auch nicht nett zu mir sind! Und wenn, dann verschwinden sie eines Tages! Sieh mich nicht so an, ich werde mich ganz sicher niemals bei irgendjemandem für irgendetwas entschuldigen, also geh zurück in dein Kästchen und flieg zu einer anderen Königin.«
Sie stutzte.
»Du willst keine Superheldin werden?«
»Nein! Wie du selbst gesagt hast, bin ich niemand, der freundlich zu allen ist und stark aber fair regiert oder sonst so ein Quatsch. Also zisch ab.«
Sie legte den Kopf schief.
»Du... Du glaubst, du bist nicht gut genug.«
»Was? Nein! Ach, vergiss es! Ich habe keinen Bock auf Superkräfte.«
Ihre blauen Augen musterten mich nachdenklich, sie wirkten viel zu alt und weise für ihren niedlichen Kopf.
»Ich glaube, du hast vielleicht doch das Talent dazu. Willst du nicht wenigstens einmal versuchen, dich zu verwandeln? Wenn du ein durch und durch schlechter Mensch bist, wird es nicht funktionieren.«
Der Gedanke, so zu sein wie Ladybug, war eigentlich ganz verlockend... Aber wenn es nicht klappte? Wenn ich... Einfach nicht gut genug war? Dann würde Pollen wieder verschwinden und ich kannte den Grund, für all die Verluste in meinem Leben. Ich war es nicht Wert, Freunde zu haben, Familie zu haben. Die Bösen endeten immer allein. Ein neuer Gedanke keimte plötzlich in mir auf.
»Warum bist du hier? Also, warum bist du überhaupt bei jemandem? Dragon kommt doch gut allein zurecht.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, tut er nicht. Wir haben ein ernstes Problem und er braucht Hilfe.«
Dragon... Der feurige Junge in Rot mit den meerblauen Augen. Etwas an ihm hatte mich fasziniert. Aber er mochte mich nicht, das war offensichtlich. Zu allen war er lässig und hilfsbereit, nur bei mir wurde er höhnisch. Aber... Wenn ich jemand anderes wäre... Jemand neues... Pollen sah auf und zuckte zusammen. »Oh Nein!«
»Was ist passiert?«
»Gefahr! Wayzz, ein anderes Kwami, sagt, Dragon ist in Gefahr. Er braucht sofort unsere Hilfe!«
Ich sprang entschlossen auf.
»Was soll ich tun?« »In der Schatulle liegt eine Haarspange, das Bienen-Miraculous. Wenn du dich verwandelst wird sie golden und das Bienensymbol wird sichtbar, im Normalzustand ist sie einfach schwarz. Deine Waffen sind drei Drohnen, die nur auf deine Befehle hören. Wenn du in Gefahr gerätst, musst du deine Besondere Fähigkeit einsetzen, dann erhältst du für fünf Minuten die Kraft, zu regenerieren.« »Ambrosia? Ist das nicht dieses Götter-Zeug?«, fragte ich während ich mir den Kamm einsetzte, zwischen Kopf und Pferdeschwanz. »Es ist unter anderem als Nahrung der Götter bekannt, ja. In der Mythologie verleiht es Unsterblichkeit, aber es hält in Wirklichkeit nur wenige Minuten.«, sagte Pollen lächelnd. »Oh, wenn du deine Superkraft benutzt hast bleiben dir noch fünf Minuten bis zur Rückverwandlung. Niemand darf dich sehen, auch nicht Dragon.« Ich ließ die Hände sinken und sah Pollen in die Augen. »Noch etwas, was ich wissen sollte?« »Ja. Deine Gegnerin hat kein Miraculous, ihre Kräfte können ihr nicht genommen werden. Aber ich werde dir helfen, ihr den Thron streitig zu machen. Ich glaube an dich!« Ihr Blick war absolut ernst und ich müsste schlucken. Sonst wurde doch nie etwas von mir erwartet... Was, wenn ich scheiterte? Ich schüttelte den Kopf. Dragon. An ihn musste ich jetzt denken. »Na dann los. Pollen, verwandle mich!« Sie strahlte mich an, dann verschwamm sie und wurde in meine Haarspange gezogen. Goldenes Licht flammte auf und löschte meine Zweifel aus, es war, als würde ich mich auflösen und neu zusammensetzen. Ich strich mit dem Zeigefinger über mein Miraculous und ein goldener Schimmer blieb an mir haften, ich musste lächeln. Wie von selbst fuhr ich mir mit dem Licht über die Augen und eine schwarz-gelbe Maske bildete sich über meiner Augenpartie. Meine Kleidung verwandelte sich in ein gelbes Kostüm mit schwarzen Streifen und eine kleine runde Tasche erschien an meiner Hüfte. Pollen führte meine Bewegungen, es war, als würden wir ein uraltes, magisches Ritual durchführen. Mit dem Rest des goldenen Lichts an meiner Fingerspitze zog ich eine glühende Spur durch die Luft, aus der sich ein langes, goldenes Zepter bildete. Beherzt griff ich danach und schwang es durch die Luft, hielt es gen Himmel. Damit schloss die Verwandlung ab und Chloé war verschwunden. Ich war jetzt Jemand anderes. Ich war jetzt Queen Bee.

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Yessssss, jetzt geht's los! Was denkt ihr bis jetzt so über die Story? Vielleicht hätte ich mir den Prolog aufsparen sollen, ich habe den Überraschungsmoment vergeudet. Aber ich dachte mir, dass es sowieso recht offensichtlich ist, wer hinter Auphelia steckt, also Ganz oder Gar nicht! Schreibt mir eure Meinung gerne in die Kommentare, ich freue mich immer. Au revoir!

Eure Geeeny

Miraculous 3.2 - AupheliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt