Die wenigen Tage, die blieben, rasten.
Natürlich.Isabella hatte es sich fest vorgenommen und sie konnte es auch weitestgehend vor Elouise verbergen, aber dennoch kam sie nicht umhin immer wieder zu weinen.
Wie jeden der vergangenen Tage lag sie neben ihrer Liebsten in ihrem Himmelbett und war vor dieser erwacht. Sie betrachtete die schlafende Schönheit und strich ihr hin und wieder durch die hellbraunen Wellen.
"Wach auf, Louis. Ich möchte nochmal deine wunderschönen Augen sehen." Ein Lächeln stahl sich auf die rosigen Lippen. Sie war wach.
Natürlich.Elouise schüttelte sachte den Kopf.
"Oh, komm schon. Ich möchte deine Augen sehen." Sie lachte. Nicht dieses aufgesetzte, was sie allen anderen zeigte, sondern dieses warme, tiefe, melodische Lachen. Ihre Nase kräuselte sich dann ganz leicht und sie zeigte ihre makellosen Zähne.
"Ich will nicht!", beschwerte sie sich bockig.
"Dann ist die Nacht zu Ende", fügte sie noch hinzu. Ihr Lächeln wurde matt.
"Nein, nein, nein. Hör auf. Wir haben doch gesagt, wir verschwenden unsere Zeit nicht daran traurig zu sein." In Elouise Augen standen Tränen. Genauso wie in ihren eigenen.
Natürlich.Der Anderen Vorhaltungen machen, aber selbst drohte sie jeden Augenblick die Kontrolle zu verlieren.
Elouise lächelte wieder. Ehrlich. Wodurch Isabella den Gefühlsausbruch nochmal herunter schlucken konnte.
"Bella?"
"Mh?" Endlich gab sie den Blick auf ihre schönen, bernsteinfarbenen Augen Preis.
"Bereust du irgendwas, Bella?", fragte Elouise ernst. Isabella zog eine Augenbraue hoch und ließ einige Herzschläge vergehen ehe sie antwortete.
"Eine Sache gibt es da durchaus." Elouise schaute ganz kurz bedrückt zur Seite, als versetze ihr das Gesagte einen Stich. Der Blondschopf nahm ihre Hand und lächelte ihr aufmunternd zu.
"Ich bereue es, dass ich dich von deinem Versprechen entbunden habe", erklärte sie sanft und gab der anderen einen Handkuss. Sie lächelten einander traurig an, denn sie wussten beide, dass dieses Versprechen an der Situation nichts hätte verändern können.
Natürlich.Aber irgendwie war es ein tröstender Gedanke. Die Geschehnisse selbst ein wenig in ihre Bahnen gelenkt zu haben. Ein kleines bisschen Mitspracherecht gehabt zu haben. Auch wenn in die falsche Richtung. Auch wenn das eine Lüge war.
Natürlich.Die Zeit ihrer Zweisamkeit raste weiter dahin. Rann ihnen wie Sand zwischen den Fingern davon.
Isabella bat ihre Liebste darum noch bis zu den Stadtmauern mit in der Kutsche fahren zu dürfen, aber sie schüttelte nur mit dem Kopf.
Sie wollte sich in ihrem goldenen Zimmer von ihr verabschieden. Wo sie alleine waren und umgeben von ihrer Liebe.
Lange noch schaute der Blondschopf auf die Straßenecke hinter der Elouise, in ihrer Kutsche, aus ihrer Sicht verschwunden war. Sie stand so lange da, dass sie sich immer wieder einbildete die Kutsche zurück um die Ecke biegen zu sehen. Auf sie zu rasend. Mit einer lächelnden Elouise darin, die winkend aus dem Fenster strahlte. Doch dies geschah nie.
Natürlich.
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Maskenball
Historical FictionElousie reist seit ihrer frühesten Kindheit jedes Jahr mit ihren Eltern nach Venedig. Bei ihrem ersten Besuch in der Stadt der Kanäle lernte sie Isabella kennen, deren Eltern immer zu dieser Zeit einen weit bekannten Maskenball veranstalten. Die bei...