Vorsichtig lunste sie um die Ecke. Ihr Cousin musste doch hier irgendwo sein. Die Suche nach ihm war nervenaufreibend und belastend. Eigentlich hätte sie ihn riechen müssen, doch hier, im Palast von Xadrien, waren so unendlich viele fremde Gerüche, dass sie sich manchmal hier verlief, wenn sie jemanden suchte.
Sie lief den Flur entlang, auf die Tür zum Thronsaal zu. Genervt stieß sie die Tür auf und trat ein. Ihr Onkel lächelte ihr zur Begrüßung entgegen, während ihre Tante, die eben noch aus dem Fenster gesehen hatte, sich umdrehte und fragte:
"Fiona, ist alles in Ordnung?"
"Ja alles bestens. Ich finde Darian nur nicht.", sagte sie und ihr Onkel fing an zu grinsen. Erfand es offenbar amüsant, dass sein Ältester eine Wölfin austricksen konnte.
"Solltest du ihn nicht riechen können?", fragte Nathaniel interessiert."Wie denn? Hier sind so viele verschiedene Gerüche, dass man ganz irre wird, wenn man versucht sich auf eine Spur zu konzentrieren.", antwortete sie und setzte sich auf das Sofa auf dem ihre Tante saß.
Plötzlich flimmerte vor ihr die Luft und Darian erschien lachend im Thronsaal.
Leise knurrte sie und sah ihn böse an.
Soweit sie wusste, hatte er vor kurzem gelernt, sich unsichtbar zu machen."Darian, hör auf zu lachen und geh deine Schwestern suchen. Es ist Zeit für ihren Unterricht und wenn mich nicht alles täuscht, musst du auch noch eine Stunde üben.", sagte die Königin und erhob sich.
Das Lachen in Darians Gesicht verschwand und ihm wich eine entgeisterte Maske, dann drehte er sich um, und machte sich auf die Suche nach den Zwillingen.
Fiona lächelte schadenfroh, solange ihre Eltern mit dem Schiff unterwegs waren, fiel dieser Unterricht für sie aus.
Nathaniel bemerkte ihr Grinsen und erinnterte sie daran, dass ihre unterrichtsfreie Zeit noch höchstens vier Tage anhielt.
Nun erntete er einen entgeisterten Blick und lächelte seinerseits schadenfroh.
Seuftzend ging sie hinaus, wusste aber nicht wohin. In ihr Zimmer wollte sie nicht, allerdings auch nicht im Schloss bleiben. Fiona entschied sich dafür, in die Gärten zu gehen und dort dem hektischen Treiben im Palast etwas zu entkommen.Sie lief durch die Flure und trat schließlich durch die hohe Glastür, die in die Gärten führten. Es war ein großes, eingezäuntes Gebiet mit einigen kleinen Brunnen, schönen Blumenbeeten und einem kleinem Wald in dem man sich mal als Gestaldwandler etwas austoben konnte.
Avina hatte ihr erzählt, dass als sie hier eingezogen waren, die Gärten nur aus wildem Gestrüpp und Hecken bestanden hatten. Damals hatten sie sich richtig angestrengt, um aus diesem wildem Ort, einen Ort zum Wohlfühlen zum machen. Dabei hatten sie alles berücksichtig, was zu Problemen führen könnte. Zum Beispiel hatten sie darauf geachtet, dass die Gärten von einer hohen Mauer umgeben waren, sodass ihre Kinder und jungen Verwandten nicht auf die Idee kamen, ungeschützt in den Wald hinter der Mauer einzudringen, in dem angeblich noch immer Dämonen hausen sollten.Der Krieg war nun etwas über 17 Jahre her und seitdem sind immernoch nicht alle Dämonen ausgerottet worden, die unter Darons Einfluss gestanden hatten. Sie spazierte in ihrem luftigen, grünem Sommerkleid zwischen den Blumenbeeten entlang und hielt auf das Waldstück zu. Sollte sie sich verwandeln und etwas laufen gehen? Sie sah sich um. Keine Menschenseele weit und breit, wenn man die Wachen ignorierte, die überall postiert waren.
Allerdings hatten ihre Eltern ihr davon abgeraten sich hier zu verwandeln. Es gab noch genug Menschen, die einen Gestaltwandler für eine Art Dämon hielten und diese ausrotten wollten. Aber eigentlich galt diese Warnung hauptsächlich für Larwenia, in dem bis vor zwanzig Jahren noch Gestaltwandler offiziel gejagt werden durften. Nun war es verboten, doch es gab immernoch überall diese Menschen, denen das Gesetz gar nichts bedeutete.
Es gab immernoch Überfälle auf Gestaltwandler, doch meist konnten diese schnell geregelt werden.Sie strich sich ihre hellblonden Haare zurück und wandte sich entschlossen vom Wald ab.
Zwar spürte sie den Drang sich zu verwandeln, doch hier tat sie es besser nicht. Zuhause konnte sie es machen, dort kannte sie die Wälder rund, um das Schloss herum und dort würde sie als erstes hingehen, sobald ihre Eltern sie abgeholt hatten.Leise tapste sie in ihr Zimmer zurück und setzte sich auf das Bett.
Plötzlich wurde neben ihr ihr Cousin sichtbar. Sie hätte sich erschrocken, wenn sie ihn nicht schon vorher gerochen hätte."Warum schaust du so betrübt?", fragte er.
Sie schüttelte nur den Kopf und murmelte etwas mit "Heimweh". Sollte er nicht Unterricht haben?
Aber wahrscheinlich war er wieder mit dem Unsichtbarkeitszauber entkommen und die Lehrer verfluchten den Tag, an dem er diesen Zauber gelernt hatte. Er erwiederte nichts darauf und eine Weile saßen sie schweigend da, bis Darian plötzlich etwas einfiel."Ich habe vorhin Onkel Kyle im Thronsaal gesehen. Er wollte etwas mit Mutter und Vater bereden. Es schien ernst zu sein." Neugierig hob sie den Kopf und sah ihn an.
"Weisst du, was sie besprechen wollten?", fragte Fiona, doch ihr Cousin schüttelte nur den Kopf.
"Wir könnten es noch herausfinden.",schlug er mit einem schelmischem Grinsen vor.
"Du kannst dich ja leicht tarnen, doch wie ist es mit mir? Ich kann nicht unsichtbar hinter der Tür stehen und einfach zur Seite gehen, wenn sie sich öffnet. Sie würden mich bemerken."Sein amüsierter Blick sagte ihr, dass er genau wusste, was sie tun konnten, ohne entdeckt zu werden. Er stand auf und hielt ihr die Hand entgegen.
"Kommst du?", fragte er nur und zögernd nahm sie seine Hand und ließ sich hochziehen. Anschließend folgte sie ihm hinunter in die Eingangshalle, von wo aus er den Weg zum Thronsaal einschlug. Fiona beschlich ein mulmiges Gefühl.
"Wenn wir erwischt werden, gebe ich dir die Schuld.", zischte sie, folgte ihm jedoch weiterhin.
"Es wird dich auch nicht vor der Strafe retten, die wir für das Lauschen erhalten werden.", murmelte er und blieb schließlich vor einer Niesche, in der eine Ritterrüstung stand, stehen."Steh Schmiere!", sagte er und begann Magie zu wirken.
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Fiona - Erbin Larwenias
FantasyEinige Jahre sind nun vergangen, seit der Krieg beendet ist und Larwenia und die Nachbarländer in Frieden leben. Nun zieht Larwenia seine Thronerbin heran, die allerdings alles andere im Kopf hat, nur nicht ihre Pflichten als zukünftige Königin. Al...