20. Kapitel. der Aufbruch.

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Am frühen Morgen wurde die junge Wölfin sanft von ihrer Mutter geweckt. Genervt schlug sie die Augen auf und sah ihrer Mutter in die blaugoldenen Augen.

"Steh so langsam auf! Wir brechen früh nach Hagenfels auf.", sagt sie und verließ den Raum.
Fiona drehte sich noch einmal um und schloss die Augen. Müde wälzte sie sich in ihrem warmen, weichem Bett herum. Sie würden den ganzen Tag durchreiten müssen, um am Abend in Hagenfels anzukommen. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf und blitzschnell schoss sie aus ihrem Bett und zog dich an.

Die Wölfin rannte die Treppen hinunter, hielt dabei den kleinen roten Stein fest umklammert und hinunter auf den Hof

Ihre Pferde standen schon bereit an einem Pfosten vor den Stall angebunden.
Die Wachen riefen ihr etwas zu, doch sie ignorierte es und rannte geradewegs in den Wald. Sie musste sich von Mor verabschieden, bevor sie nach Hagenfels aufbrachen.
Etwas atemlos kam sie an der Glutgrube an und verschaffte sich einen Überblick. Die Grube war leer. Keine Glut glimmte und kein Rauch stieg auf, die verrieten, dass sich ein Drache in dieser Nacht dort aufgehalten hätte. Blanke Enttäuschung ergriff sie und langsam wich sie zurück
Sein Geruch war bereits am verfliegen und ein Vogel flog schnell über die niedergebrannte Fläche. Sie ließ ihre Schultern hängen und ging langsam zurück zum Schloss.
Laniel empfing sie am Waldrand und betrachtete aufmerksam ihr Gesicht.
Ihre Miene verschloss sich und nahm einen kalten Ausdruck an.

"Der Drache ist weg, Prinzessin.", sagte er kühl und sachlich. Es schien fast, als würde er sich darüber freuen.
"Ich habe gesehen, wie er vom Ball aus, Richtung Nordosten geflogen ist. Er wird nicht wiederkommen."
Nicht nur, dass Mor sich ohne sich wirklich zu verabschieden, aus dem Staub gemacht hatte, sondern auch Laniels Worte taten weh. Wütend warf sie ihm einen Blick zu, der ihm deutete, dass er still bleiben sollte. Er nickte und begleitete sie, wie ein Schatten, zurück zum Palast. Missgelaunt ging sie zu ihrer Familie, die bereits am Frühstückstisch saß und grimmig dreinblickten.
Nathaniel und Avina würden mit ihnen aufbrechen, allerdings zogen sie nach Xadrien, während Fiona mit ihrer Mutter, Darian, den Zwillingen, Laniel, Raphael und Matthis nach Hagenfels ritten. Ihre Familie achtete gar nicht wirklich auf sie, sondern jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, während sie schweigend ihr Frühstück verzehrten.
Ruhig setzte sich Fiona neben ihre Mutter und begann zu essen.

Schließlich ergriff Selina das Wort.
"Ich kann nicht schon wieder gehen. Nicht schon wieder. Dieses Mal schaffe ich das nicht." Ihr Ton war flehend und gleichzeitig unnachgiebig.
"Selina, wir haben das schon einhundert Mal besprochen. Es ist das Beste.", erwiderte ihr Vater.
Auch wenn sie nicht direkt sagten, worum es ging, wussten alle am Tisch, was das Thema war. Ihre Reise nach Hagenfels. Fiona wusste, dass ihre Mutter hier nicht weg wollte und damit ihren Vater mit den Sorgen allein lassen. Ihre Mutter sah flehend zu ihrem Vater, während er sich erschöpft auf dem Tisch abstützte.
"Selina, du gehst! Ich will kein Risiko eingehen und dich oder die Kinder diesen Dämonen und Drachen aussetzen." Sein Ton war scharf und erschreckend dominant. Ihre Mutter stand auf.
"Wenn ich schon nicht hierbleiben darf, dann soll Fiona hierbleiben, um dich zu unterstützen. Sie wird eines Tages Königin sein und bei diesem Krieg kann sie lernen. Fakt ist, du wirst auf keinen Fall allein hier zurückbleiben.", fauchte sie und wandte sich zur Tür.
"Und wenn du jetzt 'Nein' sagst, sorge ich dafür, dass du nicht allein bleibst. Wenn schon nicht ich, dann sie." Damit ging sie hinaus. Alle Blicke ruhten nun auf ihrem Vater, der nun sein Gesicht in den Händen verbarg und erschöpft nach Luft rang.
Fionas Magen zog sich zusammen. Durfte sie hier bleiben? Sie hatte keine Ahnung wie sich ihr Vater entscheiden würde, bis er frustriert auf den Tisch schlug, sodass das Geschirr klapperte.
"Na schön! Fiona du bleibst hier, alle anderen packen ihre Sachen zusammen.", damit stand er auf und folgte ihrer Mutter nach draußen.
Schockiert sahen sie ihm nach, dann drehte sich Darian grinsend zu ihr, nickte, während sich die Zwillinge protestierend an ihre Eltern wandten.

"Das ist doch total unfair.", rief Joselyn.
"Wieso müssen wir noch weiter in den Norden und sie darf hierbleiben?" Melody verschränkte die Arme vor der Brust. Avina warf ihr seuftzend einen Blick zu, lächelte leicht und ging mit den Zwillingen nach draußen, wo sie ihnen alles nochmal erklärte.
Plötzlich öffnete sich die Tür und schlug mit einem Knall gegen die Wand und Grim stürmte herein.

"Prinzessin, ich habe gehört, dass du hierbleibst? Meinen Glückwunsch zu deinem erstem Krieg.", rief der Tiger und lief zu Nathaniel und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ihr Onkel wurde blass und sah Grim an.
"Bist du sicher?"
"Eben kam ein Brief von Kyle. Ich kenne seine Schrift und der Brief riecht nach ihm. Ich bin mir sicher."
Nathaniel stand hektisch auf und wandte sich kurz an Darian.

"Du bleibst auch hier. Deine Mutter ist zwar gegen diesen Vorschlag aber du sollst hier etwas lernen, so wenig es mir gefällt. Es ist auf jeden Fall besser als dich daheim in Xadrien lernen zu lassen. Richtet nicht allzu viel Schaden an, klar?" Mit Letzterem wandte er sich auch an Fiona, dann lief er mit großem Schritten hinaus.
Fiona sah zu ihrem Cousin.
"Tja sieht wohl so aus, als wären wir jetzt in einen Krieg verwickelt.", sagte er grinsend und sie gingen hinaus, um sich auf den Abschied vorzubereiten. So wie es aussah, würden Nathaniel und Avina früher gehen als geplant.

Fiona trat zu ihrer Mutter und nahm sie fest in den Arm. Ihre Wangen waren nass von ihren Tränen, doch Fiona war das im Moment egal. Sie würde ihre Mutter für einige Zeit nicht wiedersehen und das machte ihnen beiden zu schaffen.
"Sei brav und höre auf deinen Vater. Er weiß, was er tut. Sei vorsichtig, es kann passieren, dass sich Spione am Hof aufhalten. Das Risiko ist zwar hier geringer als in Xadrien, aber vertraue besser niemandem.", sagte ihre Mutter und schniefte. Fiona konnte nur nicken als sie sich langsam von ihr löste. Der Kloß in ihrem Hals war zu groß um etwas sagen zu können. Nun wandte sich ihre Mutter an den König.
"Pass gut auf euch auf. Raphael kommt zu euch, sobald das Kind da ist und keine unmittelbare Gefahr in Hagenfels ist. Versucht das alles möglichst heil zu überstehen. Ich will euch schließlich wiedersehen." Sie lächelte tapfer, doch als ihr Vater sie in den Arm nahm, brach sie erneut in Tränen aus.
"Pass auch auf dich auf und bring dich nicht unnötig in Schwierigkeiten.", flüsterte ihr Vater mit rauer Stimme, als er sich von ihr löste.
Sie waren an der Schlucht bei Sidian angekommen und standen an der Gondel. Raphael und Matthis waren schon mit ihren Pferden auf der anderen Seite, während Laniel mit seinem Pferd und denen der Zwillinge in der Gondel zu kämpfen schien. Die drei Tiere schienen nervös durch das Ruckeln der Gondel zu sein, doch Laniel schaffte es nach einer Weile, die beiden Tiere unter Kontrolle zu bekommen.

Nun war die Zeit gekommen, an der sie sich endgültig von ihrer Mutter und ihren Cousinen verabschieden musste. Sie drückte sie noch einmal fest an sich, bevor sie in die Gondel stiegen und sich das Teil in Bewegung setzte. Die Zwillinge drückten sich verweint an Selina, die die Zügel ihres Pferdes hielt und mit tränenverschleiertem Blick zu ihnen zurücksah.
Schon der überstürzte Aufbruch von Avina und Nathaniel war erdrückend gewesen, besonders für die Mädchen, aber dieser verunsicherte die beiden noch mehr. Er nahm ihnen sämtliche Sicherheit und drückte die beiden in ein unbekanntes Gebiet.

Selina wandte sich schließlich ab, als die Gondel die andere Seite erreichte und stieg aus, die verunsicherten Zwillinge immernoch nah bei sich.
Schließlich stiegen sie alle auf ihre Pferde und ritten weiter Richtung Norden.

"Fiona? Kommst du?", ertönte die ruhige Stimme ihres Vaters.
Sie riss ihren Blick von dem Ort los an dem ihre Mutter hinter einer Ecke verschwunden war und wandte sich ihrer Schimmelstute zu, die sie tröstend mit der Nase anstupste.
Sie stieg auf und sie ritten zum Schloss zurück.

Fiona - Erbin LarweniasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt