Fiona kuschelte sich enger an die wundervolle Wärmequelle, die ein rhytmisches, ruhiges Pochen von sich gab. Die Kälte, an die sie sich erinnerte, war kräftezehrend und betäubend gewesen, da war diese wohlige Wärme wirklich willkommen. Nur irgendetwas war komisch. Sie konnte sich nicht erinnern, in ihr Bett gegangen zu sein. Auch lag keine Decke auf ihr.
Plötzlich dämmerte es ihr. Sie war gar nicht ins Bett gegangen, sie war auf der Glut in Mors Grube eingeschlafen, die dann aufgekühlt war. Doch wie konnte ihr warm sein? Sie schlug die Augen auf und sah ... nichts. Komplette Dunkelheit. Vorsichtig tastete sie ihre Umgebung ab. Es fühlte sich lebendig an und ... schuppig. Ruckartig setzte sie sich auf und tastete die andere Seite ab.
Es war ledern, so fühlte es sich jedenfalls an.
Das Pochen wurde kräftiger und lauter. Fiona ahnte, wo sie sich befand und bekam es schließlich auch bestätigt. Ein Spalt öffnete sich und wurde größer, bis Mors Gesicht vor dem Spalt schwebte. Frische, kalte Luft wehte zu ihr herein und sie fröstelte kurz. Dieses amüsierte Grinsen hatte wieder sein Gesicht erobert, als er sie sah. Müde erwiederte sie seinen Blick.
"Weshalb bin ich hier?", fragte sie und rieb sich den Sand aus den Augen.
"Weil du dir da drüben die Seele aus dem Leib gezittert hast.", antwortete er und klang, als wäre er schon seit einer ganzen Weile wach. Vorsichtig, um ihn nicht weh zu tun, krabbelte sie aus ihrer warmen Schlafhöhle, richtete sich auf und streckte sich erst einmal. Mor stand ebenfalls auf und streckte seine Flügel von sich. Es knackte ein paar Mal fürchterlich, eh er ein erleichtertes Schnauben ausstieß.
Fiona vertrat sich ein wenig die Füße, eh sie die Wolfsspuren sah.
"Was hatten meine Eltern hier verloren?", fragte sie beunruhigt.
"Sie wollten nur wissen, ob du gesund und in Sicherheit bist. Bei der Gelegenheit habe ich ihnen gleich von dem Dämonen erzählt."
Einen Augenblick sah sie ihn fassungslos an, im nächsten verabschiedete sie sich von ihrer Freiheit. Sie konnte es ihm allerdings nicht verübeln. Ihre Eltern waren König und Königin, sie mussten ja wissen was in ihrem Königreich vor sich ging. Langsam drehte sie sich um und ging zögerlich an den Rand der Grube."Ich begleite dich zum Schloss zurück.", sagte er und während sie zum Wald lief, verwandelte er sind in die etwas beengende menschliche Gestalt. Sie fühlte sich nicht unangenehm an, aber sie war klein und fast nichts zu seiner natürlichen Gestalt. Auch die Kleidung fand er nicht so toll, aber sie schützten ihn etwas vor dem eisigem Wind. Mit grosen Schritten holte er die Prinzessin ein. Eine Weile liefen sie stumm durch den Wald, bis sie plötzlich zu einigen Worten ansetzen wollte, doch sie überlegte es sich nocheinmal kurz.
"Sag ruhig, was du zu sagen hast. Ich reiße dir nicht den Kopf ab, egal was es ist.", erklärte erund stieg über einen Baumstamm.
Sie zögerte kurz."Danke.", kam es ihr schließlich über die Lippen.
"Wofür?", fragte er. Er wollte sehen, ob sie es auch aussprechen würde.
"Dass du mir zweimal das Leben gerettet hast.", sagte sie und sah ihm dabei in die Augen. Er schnaubte amüsiert. Er hätte gedacht, dass sie es indirekt aussprechen würde, doch damit hatte er fast nicht gerechnet.
"Nichts zu danken, Wölfchen."
Verwirrt sah sie ihn an.
"Ich glaube übrigens nicht, dass dieser Dämon hinter deinem Leben her war."
"Was denn sonst?", fragte sie irritiert.
"Es sah eher so aus, als wollte er dich nur fangen. Ein Mordversuch war das nicht. Ich bin in den nächsten Tagen unterwegs, sei also vorsichtig und sieh zu, dass du Dämonen aus dem Weg gehst.", erklärte er und der Waldrand kam in Sicht.
"Wohin gehst du und wann kommst du wieder?", fragte sie leise und hielt den Blick zu Boden gerichtet.
"Ich gehe Nachforschungen anstellen. Es muss einen Weg für die Menschen und Nicht-Magier geben, diese Bestien zu besiegen.", sagte er, ging aber nicht weiter auf ihre Fragen ein, denn in diesem Moment fing er einen Geruch auf.
"Oh nein. Nicht auch noch ein Spitzohr.", seufzte er und suchte die Bäume ab. Schließlich fand er einen von diesen nervtötenden Waldbewohnern in den Bäumen, der mit dem Bogen auf ihn zielte.Nun sah Fiona den Elfen auch. Er trug Kleidung in der Farbe der Baumstämme und fiel dadurch nicht sofort auf. Sie trat einige Schritte auf ihn zu und er lächelte leicht, als er sie sah.
"Hallo Prinzessin. Soll ich dich von diesem Feuerspeiendem Ungeheuer befreien?", fragte er und zwinkerte ihr zu. Mor seufzte genervt auf, wirkte ein wenig Magie und dem Pfeil brach die Spitze ab und vertrocknete in der Hand des Elfen. Finster sah das zu groß geratene Eichhörnchen ihn an.
"Ich geleite die Prinzessin zurück ins Schloss.", sagte er kalt und Mor musste schwer an sich halten, um nicht spöttisch aufzulachen.
"Von mir aus. Ich muss sowieso los, sobald wir den Wald verlassen haben, also wirst du mich wahrscheinlich noch einige Minuten ertragen müssen." Nun war der Elf an der Reihe genervt aufzuseufzen. Fiona sah zwischen den beiden hin und her.
"Gehe ich richtig von der Annahme aus, dass ihr beiden euch nicht kennt?", fragte sie kühl aber neugierig. Sie beide nickten.
"Und da hasst ihr euch sofort?" Wieder nickten sie beide und Mor konnte sich ein spöttisches Lächeln nicht verkneifen. Fiona schnaubte halb verwirrt, halb belustigt. Sie gingen weiter und am Waldrand verabschiedete er sich von Fiona."Nun Prinzessin, es war mir eine Ehre, euch beschützen zu dürfen, doch nun muss ich los.", sagte er, nahm ihre Hand und drückte leicht seine Lippen auf ihren Handrücken.
Verwirrt blinzelte sie, als er sich umdrehte und den Wald ansteuerte. Mor hörte noch, wie der Elf missbilligend knurrte und ging leise kichernd zu seinem Lager zurück.Fiona sah ihm wie erstarrt nach. Sein Umhang wehte ein letztes Mal, als er hinter einem Baum verschwand.
"Komm Fiona.", sagte Laniel aufatmend und steckte seinen Bogen weg. Er lief stumm neben ihr her, als sie die Straße zum Schloss hinaufliefen.
"Weshalb habt ihr euch sofort mit Worten bekriegt?", fragte Fiona neugierig aber in ihrer Stimme lag etwas forderndes.
Laniel seufzte, bevor er anfing zu sprechen."Elfen und Drachen haben sich vor vielen Jahrhunderten einmal bekriegt und dieser Krieg gerät bis heute nicht in Vergessenheit, da sich beide Arten zu dieser Zeit beinah ausgelöscht hätten, was sie sich bis heute nicht verziehen hatten. Auch heute kommt es noch zu kleineren Kämpfen, welche aber sofort wieder beendet werden können, bevor jemand ums Leben kommt.", erklärte er und starrte stur gerade aus.
"Was war der Auslöser zu einem solchen Krieg. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass sich zwei Arten, die so mächtig sind, sich an den Rand des Aussterbens gebracht haben."
Laniel lachte kurz auf.
"Es gibt eine Sache auf der Welt, die mächtig genug ist, ganze Kriege auszulösen. Der Clanführer und der Elfenkönig hatten sich in eine menschliche Frau verliebt. Allerdings konnte sich diese nicht entscheiden, weshalb beide ihre Stärke beweisen wollten und Krieg führten.
Am Ende waren der Clanführer und der Elfenkönig tot und nur die Frau lebte noch. Schließlich starb sie an Altersschwäche.", sagte er, begleitet von einem trockenen Lachen.
Sie liefen durch das Tor und Laniel verabschiedete sich von ihr und lief zu den Stallungen, während Fiona geradewegs in das Schloss lief.
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Fiona - Erbin Larwenias
FantasyEinige Jahre sind nun vergangen, seit der Krieg beendet ist und Larwenia und die Nachbarländer in Frieden leben. Nun zieht Larwenia seine Thronerbin heran, die allerdings alles andere im Kopf hat, nur nicht ihre Pflichten als zukünftige Königin. Al...