Kapitel 5.

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Unser Professor redete schneller, als ich schreiben konnte, weshalb ich die Hälfte von dem, was auf mein Blatt stand, nicht entziffern konnte. Er tat mir auch kein Gefallen und redete einfach weiter, richtig in seinem Element. Die griechische Mythologie war interessant, aber ich kam kaum mit.

"Viele von euch kennen wahrscheinlich Hera, die Frau des Zeus, oder haben wenigstens schon mal was von ihr gehört. Kann einer nochmal wiederholen, wer sie ist?", fragte unser Religionsprofessor und ein paar aus dem Hörsaal meldeten sich. Ich wusste die Antwort zwar, tat aber nichts anderes als auf meinem Stift rum zu kauen. Brooke neben mir sagte die Antwort und ich fing an, irgendein Bild zu malen. Meine Gedanken kreisten immer noch um den letzten Abend und es liefen mir mehrere Schauer den Rücken runter.

"Alles gut? Du wirkst, als wärst du ganz woanders.", flüsterte Brooke mir zu und ich winkte ab, obwohl sie richtig lag. "Ach ja, seit wann bist du eigentlich mit Ben zusammen?", fragte sie, während sie das Geplapper des Professors mitschrieb. Ich sah sie mit großen Augen an und als sie mein Starren bemerkte, lächelte sie.

"Woher weißt du davon?", fragte ich leicht verwirrt und runzelte die Stirn. Ich hatte ihr noch nicht von gestern Abend erzählt, also konnte sie es nicht von mir haben. Ben hatte es wahrscheinlich auch nicht verraten und die beiden anderen Involvierten kamen sowieso nicht infrage.

"Nancy hat's getwittert.", kicherte sie, kramte ihr Handy unter dem Tisch raus und zeigte mir den Tweet von meiner verräterischen Mitbewohnerin. Ich vergrub den Kopf in den Händen und stellte mir vor, wie meine Faust ihr vollgeschminktes Gesicht traf. "Also, stimmt das?", riss Brooklyn mich aus meinen Mordfantasien und ich schüttele den Kopf.

"Wir sind nicht zusammen. Ich erkläre es dir später.", flüsterte ich, als der Prof uns einen Blick zuwarf. Den restlichen Kurs über, gab ich es auf, ihm zu folgen, und zeichnete die Blätter voll. Nach gefühlten Jahren entließ er uns endlich und Brooke und ich liefen zur Cafeteria. Ben las gerade ein paar Notizen durch und hob nicht mal den Kopf, als wir uns hinsetzten.

"Dieser Scheiß"- er deutete auf die Zettel vor ihm - "ist genauso unnötig wie das Leben.", beschwerte er sich und ich schüttelte den Kopf.

"Bitte? Weißt du denn nicht mehr, was unser alter Klassenlehrer uns mal gesagt hat? Dass du so glücklich bist, wie du dich entscheidest zu sein?", fragte ich und unterdrückte mein Lachen. Herr Schmidt hatte Ben nach der Schulte extra noch aufgehalten, um ihm den Spruch an den Kopf zu werfen, weil sein Aufsatz über das Leben zu düster war. Das Beste daran war, dass ich den Aufsatz für ihn geschrieben hatte und genau diese Reaktion erwartet hatte.

"Komm, der Typ war halb Hippie, halb Schlaghose. Der hat andauernd solche Sprüche rausgehauen.", verteidigte Ben sich und ich lachte. Brooke stupste mich an und sah mich wieder fragend an, also fing ich an, ihr zu erklären, was gestern passiert war.

"Was ist eigentlich mit Braxton? Wo ist er?", fragte ich, nachdem ich zu Ende erzählt hatte. Sie spitzte die Lippen und neigte leicht den Kopf.

"Braxton ist in seinem Senior Year hier. Ich hatte wirklich gehofft, dass die Brüder dich in Ruhe lassen, aber du machst es nicht unbedingt leichter.", kicherte sie und ich ignorierte den letzten Teil.

"Warte, er ist hier? Wo? Ich will ihn sehen.", sagte ich aufgeregt und meine Augen wurden mit jedem Wort größer. Sie lächelte und nickte.

"Ich bringe dich nach Englisch zu ihm." Ihre Stimme war so ruhig und beruhigend, ganz anders als meine.

"Aber ich habe Englisch erst in einer Stunde.", bemerkte ich und sie stand auf. Ben war schon längst wieder in seine Notizen vertieft und hörte wahrscheinlich gar nicht mehr zu.

It Was SpringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt