Kapitel 1.

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"Wow. Ich meine, wow. Wir haben so lange auf das hier hingearbeitet. Die ganze Mühe, all die Jahre über, und sie macht sich jetzt wirklich bezahlt. Es ist so... so enttäuschend. Was soll denn der Scheiß?", meckerte Ben neben mir und ich verdrehte spielerisch die Augen, während ich versuchte das Gleichgewicht zu halten. Die beiden überdimensionalen Taschen auf meinen Schultern, die zudem unterschiedlich schwer waren, verlangten meine ganze Konzentration.

"Ja... Warum nochmal mussten wir auf dieses College?" Ich sah mir das alte Gebäude an. Der Campus war überfüllt von Studenten und Neuankömmlinge, die sich schwer von ihren Eltern verabschiedeten, bis hin zu welchen, die mit einem siegessicheren Grinsen und Reisetaschen ihr neues Zimmer im Wohnheim aufsuchten. Ich unterdrückte das ungute Gefühl, als hätte ich es nicht mal bemerkt. Ben trug nur ein Karton mit irgendwelchem Krempel, während ich immer noch versuchte selbst beim starken Wind nicht umzukippen.

"Wir gehen jetzt auf dieses College, weil du nicht zu weit weg von Zuhause sein wolltest, und wir uns nichts anderes leisten können.", erklärte er und lächelte, während er immer noch das Gebäude begutachtete. Ich wollte mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen, aber das hätte fatale Folgen.

"Erstens, nicht wir können es uns nicht leisten, sondern unsere Eltern. Wir können uns nicht einmal ein Bürger aus dem Stand dort drüben leisten." Ich nickte zu der kleinen Bude und mein bester Freund folgte meinem Blick, bevor er einen Schmollmund zog.

"Ich sagte doch, ich habe das Portmonee im Auto vergessen.", murmelte er dann und ich lachte kopfschüttelnd.

"Zweitens, nicht ich war die, die sich nicht von ihren Eltern verabschieden konnte, sondern du, du Muttersöhnchen." Er schlug mir auf die Schulter und ich kippte zur Seite, aber bevor ich Begegnung mit dem Boden machen konnte, tauchte Adeline neben mir auf und stützte mich. Ich dankte ihr schnell und Ben nahm mir eine Tasche ab, die er sich lässig über die Schulter warf.

"Na ja, einer von uns konnte sich nicht verabschieden. Das ändert nichts daran, dass wir jetzt hier sind. Kommt schon, lass uns die Schlüssel für die Zimmer holen." Er lief voraus und Adeline und ich watschelten ihm hinterher. Sie sah so aufgeregt aus, aber anders hätte ich es auch nicht erwartet. Es war immerhin der erste Tag am College.

"Ben, wo sind eigentlich deine ganzen Sachen?", fragte Addie ihn, als wir den Campus durchquerten. Ich sah mir die Menschen um mich herum genau an, als bestände die Chance, dass einer von ihnen mich angreifen könnte. Es war alles komplett neu und zugegeben, ich hatte etwas Angst.

"Mira's Mom bringt sie her.", antwortete er und ich runzelte die Stirn, während ich es schwer hatte, mitzukommen. Vielleicht konnte er ja mit der Reisetasche gut umgehen, aber selbst eine Tasche war fast größer als mein ganzer Körper. Ich hatte mehr Zeug als erwartet und fragte mich, wo ich das alles hintun sollte.

"Warum hat mir keiner davon gesagt?", fragte ich Ben und er zuckte die Schultern, während er die Tür zum Hauptgebäude aufdrückte und uns passieren ließ.

"Oh... das sollte eigentlich eine Überraschung werden. Auf jeden Fall kommt sie morgen vorbei, um dich zu besuchen und um mir die Sachen zu bringen. Tu einfach überrascht." Ich seufzte und schüttelte den Kopf über seine enorm ausgeprägte Faulheit, die mitten aus dem nichts aufgetaucht war. Er war in letzter Zeit nur im Haus und hatte wahrscheinlich schon über drei Fußballspiele verpasst. Darüber musste ich ihn auch noch befragen.

"Mir gefällt deine neue Frisur. Sie ist so süß.", sagte Adeline, die neben mir her stolperte. Unsicher lächelte ich. Meine Mom hatte mir gesagt, dass ich für den perfekten Neustart auch eine perfekte neue Frisur brauchte. Ich hatte mich dazu überreden lassen, die Haare zu schneiden, aber viel mehr wollte ich nicht ändern.

It Was SpringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt