Kapitel 22.

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 Heath war der erste, der sich in Bewegung setzte. Wir anderen wussten noch nicht, was zu tun war. Beat stützte mich, wofür ich mehr als nur dankbar war. Heath drehte sich zu mir um und sein Ausdruck veränderte sich schlagartig, als hätte er davor noch nicht bemerkt, wie sehr der Tag mich zugerichtet hatte. Er streckte eine Hand nach mir aus und ich wäre ausgewichen, hätte ich noch die Kraft dafür. "Hör zu, lass es mich erklären." Ich sah ihm immer noch regungslos in die Augen. Es gab so viele Arten wie ich reagieren konnte, aber keine schien die passende zu sein.

 "Heath, hast du... Ist Mira das Mädchen, von dem du gesprochen hast?", meldete sich Sam zu Wort. Zuerst wollte ich ihr den Kopf einschlagen, dafür, dass sie sich traute jetzt etwas zu sagen. Aber dann verstand ich, was sie eigentlich gesagt hatte. Mein Blick blieb auf Heath, der langsam nickte. Mein Herz beruhigte sich ein wenig, raste aber weiter als ich seine Knöchel sah. Sie waren sorgfältig mit einer Bandage verbunden und ich nahm langsam seine Hand in meine.

 "Was ist passiert?", fragte ich ihn mit leiser Stimme und legte die Stirn in Falten. Egal wie wütend ich war, wie verletzt, gedemütigt, erschöpft, ich wollte dennoch nicht, dass er Schmerzen hatte. Sein Blick veränderte sich aufs Neue, jetzt sah er viel sanfter aus. Er blieb still, während ich ihn fragend anschaute.

 "Unser großer Bruder hat sich geprügelt, nachdem er wiedergekommen war. Er hat sich ein paar Verletzungen zugezogen und Sam war die einzige Medizinstudentin, die um diese Uhrzeit noch bereit war ein Finger zu krümmen, also haben wir sie hierhergeholt. Nachdem sie fertig war, hatte ihr T-Shirt ein paar Blutflecken, also haben wir ihr ein anderes gegeben.", erklärte Scott, als keiner ein Laut von sich gab. Ich ließ Heath's Hand wieder los und sah immer noch verwirrt in die Runde.

 "Ich... sollte lieber gehen.", sagte ich und drehte mich weg. Ich wusste nicht, was ich mir dabei erhofft hatte, aber ich war mir sicher, dass ich es nicht bis zur Tür schaffen würde. Natürlich hatte ich recht, nur hatte ich keine Ahnung ob das gut oder schlecht war. Heath ließ sofort von mir los, als ich unter seiner Berührung zusammenzuckte und offen gesagt noch schwächer wurde als ohnehin schon.

 "Nein, ich gehe.", mischte sich Sam ein. Anders als bei mir rührte sich keiner der Jungs als sie ihre Sachen zusammenpackte und auf die Tür zumarschierte. Ich sah ihr für eine Sekunde in die Augen und bereute es sofort. Ihre blauen Kulleraugen waren rot und tränengefüllt, sodass ich mich von den Brüdern abwandte und auf sie zuging, bevor sie verschwinden konnte.

 "Es tut mir leid.", war das einzige das ich rausbekam, und das meinte ich auch so. Ich konnte mir vorstellen, wie sie sich gerade fühlte. Ich hatte mich doch genauso gefühlt. Es war ein schreckliches Gefühl Heath zu verlieren, das wusste ich. Aber entweder sie oder ich, und die Antwort fiel mir leider leichter als einem guten Menschen.

 "Er hat mir von dir erzählt, du hast ihn verdient. Mehr als jeder andere." Nein, eigentlich nicht. Hatte jemand überhaupt Heath verdient? Ihn und all die Sachen die er jedem antat? Warum stritten wir überhaupt über ihn? Egal wie sinnvoll und erwachsen es wäre, aufzugeben, ich wollte nicht. Sam drehte sich weg und verschwand. Die Tür fiel ins Schloss und ich sah das weiße Holz für eine Weile an. Wie konnte sie so stark sein und gehen? Das würde ich nie schaffen. Ich drehte mich langsam zurück und sah für eine Weile Heath's Hand an. Blut schimmerte durch den locker angelegten Verband, wahrscheinlich auch nur weil er nicht aufhörte an ihm zu spielen. Ich kriegte Bauchschmerzen von dem Anblick und könnte regelrecht auf meine Knie fallen und ihn anflehen damit aufzuhören. Jedoch war mein Gesicht wahrscheinlich schmerzverzerrter als seins.

 Die Stille wurde durch das Klingeln meines Handy's unterbrochen. Erst wollte ich es ignorieren, aber vielleicht war das keine so gute Idee. Meine Eltern hatten mich im Auto schon tausende Male angerufen, aber ich war nicht rangegangen. Jedoch befürchtete ich, dass ich mit meinem Glück spielte. Normalerweise ständen die Beiden schon vor meiner Tür. Ich holte mein Handy raus und drehte mich von der Gruppe weg. Vor all den anderen wollte ich nicht rangehen, also schrieb ich meiner Mom nur eine Nachricht, dass es mir gut ginge und ich sie zurückrufen würde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 05, 2018 ⏰

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