Ich konnte mich nicht daran erinnern, das Badezimmer verlassen zu haben und irgendwann musste ich eingenickt sein, denn als ich aufwachte, lag ich in einem Bett.
Den Raum kannte ich, es war Gemmas Zimmer.
Mein Koffer stand in der Ecke, geschlossen, und auf dem Schminktisch standen einige Dinge.
Eine Haarbürste lag da und eine reich verzierte Schatulle, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.
Ich schwang meine Beine über den Bettrand und ging zum Schminktisch hinüber, um die Dose zu öffnen. Die Innenseite des Deckels war ein Spiegel und ich erhaschte einen kurzen Blick auf mein Spiegelbild, bevor ich den Inhalt betrachtete.
Es war Schmuck.
Mein Schmuck.
Ich schluckte schwer und schloss die Schatulle wieder, bevor ich wieder zum Bett ging und mich da im Schneidersitz hinsetzte.
Den Rest des Tages verbrachte ich damit, den blauen Koffer, der in der Ecke stand, zu ignorieren. Ich wusste genau, weshalb ich ihn nicht öffnete; ich war nicht bereit für das Heimweh, das mich ergreifen würde, sobald ich mir die Gegenstände darin genauer ansehen würde.
Es war bereits später Nachmittag, als meine Gedanken zu Harold schweiften.
Der Kuss.
Ich war mir mittlerweile sicher, dass er mich beeinflusst hatte, damit ich ihn küsste. Es gab keine andere Möglichkeit. Es wäre total absurd, die Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen, dass ich es freiwillig getan hatte.
Dennoch; Harold war geheimnisvoll und ich musste zugeben, dass ich darauf brannte, alles über ihn zu erfahren, was mich an sein Tagebuch erinnerte und in mir den plötzlichen Wunsch, darin zu lesen, erweckte.
Gesagt, getan.
Ich versicherte mich, dass niemand im Raum war, bevor ich das dicke, verstaubte Buch aufschlug und den Eintrag suchte, wo ich zuletzt stehen geblieben war.
Mein Blick glitt suchend über die vergilbten Seiten und mein Finger fuhr den Zeilen entlang, während ich leise vor mich hinmurmelte. Ich runzelte die Stirn, konzentrierte mich auf die Worte, bevor ich den Eintrag fand.
Seit die Sonne untergegangen ist kann ich mich an sekunden- bis minutenlange Abschnitte meines Tages nicht mehr erinnern. Der Wasserkessel liegt am Boden obwohl er noch Sekunden zuvor auf dem Feuer gestanden hat, und ich kann mir weder erklären wie er auf den Boden kam noch kann ich mich entsinnen wie er zu Boden gefallen ist. Seit ich wieder zu Bewusstsein gekommen bin höre ich Stimmen in meinem Kopf. Eine Stimme, sie spricht mit mir.
Sie sagt mir, was ich tun soll, eine Stimme, die ich nie zuvor gehört habe. Die Stimme eines Fremden, die Gedanken eines Fremden. Ich bin komplett alleine in diesem Haus, dessen bin ich mir sicher.
Doch ich bin nicht sicher, ob dies auch der Fall für meinen Körper ist.
Das letzte Wort war unleserlich und einige dicke Tropfen Tinte waren über die Seite verteilt, was den nächsten Eintrag beinahe unleserlich machte.
Ich kann ihn spüren
Die nächsten Worte waren so kursiv, so unsorgfältig geschrieben, dass ich sie nicht lesen konnte und ein langer Strich führte von der linken auf die rechte Seite des Buches, wo ich ein regelrechtes Chaos vorfand.
Ich musste mich anstrengen, um die Wörter, die kreuz und quer über die ganze Seite gekritzelt waren, entziffern zu können, wobei das bei drei viertel der ganzen Buchstaben hoffnungslos war. Auch wenn ich nicht alles lesen konnte, verursachten mir diese, die ich entziffern konnte, eine Gänsehaut.
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Phantom
Fanfiction[WARNUNG: Diese Geschichte enthält brutale und eventuell verstörende Szenen.] In der Styles Villa soll es spuken. Das erzählt man sich schon seit dem Jahre 1888, nachdem Mr und Mrs Styles Sohn, Harold, von einem Priester wegen seiner übernatürliche...