„Ryanne."
Ich beschleunigte meine Schritte und ging immer schneller die mit Holz getäfelten Gänge entlang, mein Atem ging keuchend während ich vorwärts stolperte.
„Du kannst nicht davonrennen." Die Stimme jagte mir einen Schauder den Rücken hinunter und brachte mich dazu, zu rennen.
„Ich kann es versuchen", presste ich hervor und spürte, wie mein Gehirn mit immer weniger Blut versorgt wurde je schneller dass ich rannte. Mir wurde schwindelig und ich stolperte, knallte hart gegen eine Wand, stiess mich jedoch sofort wieder davon weg. Pures Adrenalin jagte mich, spornte mich dazu an, zu rennen, mich in Sicherheit zu bringen.
„Na komm schon, Ryanne." Ein gespenstisches Kichern hallte in meinem Kopf wider und ich holte rasselnd Luft während ich mich mit schwitzigen Händen vorwärts kämpfte und versuchte, die Stimme in meinem Kopf auszublenden.
„Nein", hauchte ich und meine Schritte verlangsamten sich. Ich fühlte mich schwach, so als würde ich demnächst zusammenbrechen. „Nein... nein nein nein", flüsterte ich immer wieder, liess mich dann auf die Knie fallen, versuchte meinen Atem zu beruhigen und setzte erneut an. „Du kannst nicht gewinnen."
Zitternd hob ich den Kopf und stierte mein Spiegelbild im leicht beschlagenen Fenster an, die Dunkelheit draussen liess es klar und deutlich hervortreten. Ich sah müde aus. Dunkle Schatten lagen unter meinen Augen und meine Haut wirkte fahl, auch merkte ich, dass ich während den letzten Wochen extrem abgenommen hatte.
Voller Angst starrte ich mich selbst an und mein Herz sprengte beinahe meinen Brustkorb, als mich mein Spiegelbild anlächelte, während ich selbst keine Miene verzog.
Meinem Mund entwich ein leises Wimmern als es mich aus glimmend weissen Augen anstarrte und mich angrinste. „Ich gewinne immer, Ryanne."
Und dann entlud sich der ganze Druck in meiner Brust mit einem Mal, als er in einem einzigen, lauten und klaren Schrei aus meinem Mund entwich.
Schweissgetränkt fuhr ich hoch, immer noch schreiend und als ich blinzelte, löste sich das Bild vor meinen Augen auf.
Mein Schrei wurde leiser, bis er schliesslich in einem schweren Atmen endete und ich sah mich geschockt um, als ich Gemmas Zimmer um mich herum wieder erkannte.
„Ein Traum", flüsterte ich und ich löste langsam meinen Griff um das Kissen, an das ich mich geklammert hatte, „es war bloss ein Traum."
Zitternd entliess ich das Kissen ganz aus meiner Umarmung und setzte mich auf.
Das Blut schoss mir augenblicklich in den Kopf und ich sah an mir herunter. Mein T-Shirt war an der Stelle, an der Harold versucht hatte, mein Herz herauszureissen, blutgetränkt und da mir schwindlig wurde, sah ich schnell wieder hoch.
Ich holte tief Luft, stiess mich von der Bettkante ab und ging hinüber zum Fenster, wo ich mich gegen die Wand lehnte und nach draussen starrte.
Mein Blick wanderte über das Areal der Styles Villa.
Der Wald, der beinahe unmittelbar in der Nähe des Hauses war, wirkte bedrohlich auf mich und die Grasfarne, die sich leicht im Wind hin- und her bogen, waren so lange, als hätte man sie seit Jahrzehnten nicht mehr gemäht, was ja auch in der Tat so war.
Und dann, plötzlich, sah ich aus dem Augenwinkel, wie sich etwas bewegte.
Mein Mund wurde trocken, als ich die Augen zusammenkniff und versuchte, am Rande des Waldes die Ursache der Bewegung, die ich soeben gesehen hatte, zu erkennen, doch ich blieb erfolglos.
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Phantom
Fanfiction[WARNUNG: Diese Geschichte enthält brutale und eventuell verstörende Szenen.] In der Styles Villa soll es spuken. Das erzählt man sich schon seit dem Jahre 1888, nachdem Mr und Mrs Styles Sohn, Harold, von einem Priester wegen seiner übernatürliche...