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„Ryanne, richtig?"

Ich zuckte zusammen. Justines nun kalte Augen waren auf mich gerichtet und ich nickte langsam. Sie stützte sich immer noch mit ihren Händen am Brunnenrand ab und als ich die Schmuckstücke an ihren Fingern sah, fiel es mir wieder ein.

Sie war Harolds Verlobte.

War sie es, die mir all diese Nachrichten hinterlassen hatte? Wollte sie mich davor bewahren, dieselben Fehler wie sie zu begehen?

„Ihr müsst Harold wirklich eine Menge bedeuten wenn Ihr immer noch am Leben seid." Ihr Grinsen wirkte nicht echt.

Ich zuckte bloss mit den Schultern und mein Griff um das Messer verstärkte sich, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass die Klinge gegen einen Geist nicht viel ausrichten konnte.

Justine schüttelte den Kopf. „Harold hat mir alles genommen. Mein Leben, meine Zukunft. Meine wahre grosse Liebe."

Ich konnte mein Herz schon beinahe nicht mehr spüren, so schnell klopfte es und ich merkte, wie ich zu schwitzen begann.

Justine wandte den Kopf und sah mich an. „Ich verabscheue ihn", sagte sie geflissentlich.

„Das kann ich versteh-"

Ich schnappte erschrocken nach Luft, als Justines Umrisse verschwammen und ich zu Boden geworfen wurde. Das Messer fiel aus meinem Gürtel, als ich in Richtung Brunnen geschleift wurde und sich immer wiederholende Wörter aus meinem Mund kamen.

„Nein, bitte." Mein ganzer Körper zitterte und ich musste den Drang zu schreien unterdrücken, während das harte Gras meine Haut wund scheuerte als Justine mich zum Brunnen schleifte.

Ich wurde hochgehoben und mir wurde einen Augenblick schwarz vor Augen, als mein Schädel gegen die harte Brunnenwand knallte und ich aufschrie.

Der Schmerz hallte in meinem Kopf wider und mein Blickfeld pendelte sich nur langsam ein, und als das geschehen wurde sah ich Justine, die mich mit Leichtigkeit hoch hob. Sie presste mich, ihre Hand an meinem Hals, hinunter auf den kalten Rand des Brunnens. Ihre Haut war eisig kalt, genauso wie ihre Augen und ihre Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als sie sah, wie ich verzweifelt nach Luft schnappte und strampelte. Mein Körper zitterte ohne Unterbruch und ein schwaches, kehliges Geräusch entwich meinem Mund.

„Lass mich bitte los. Ich habe dir nichts getan", flüsterte ich und Justine lachte, dann verstärkte sich ihr Griff um meinen Kragen und ich schnappte erschrocken nach Luft, als ich sah, dass sie mein Messer in der Hand hielt. Innerhalb von Sekunden hatte es seinen Weg an meine Kehle gefunden und ich atmete flach.

Mein Herz schlug schwächer denn je und ich hatte Angst, dass es womöglich stehen bleiben würde, obwohl es mir in diesem Moment gerade recht gekommen wäre.

„Ich will meine Rache, Ryanne."

„Und warum machst du das nicht mit Harold selbst aus?", fragte ich mit zitternder Stimme.

„Weil ich ihm nichts anhaben kann. Er ist zu stark. Euch dagegen", sie drückte mich auf den kalten Brunnenrand hinunter und ihre roten Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als mein Wimmern lauter wurde, „kann ich jeden erdenklichen Schmerz zufügen."

„Das wird Harold nicht kümmern", stiess ich hervor.

Justine legte den Kopf in den Nacken und lachte. So laut, dass es in meinem Kopf widerhallte und mir einen Schauder den Rücken hinabjagte.

„Ihr seid so töricht." Ihr Lachen wurde leiser und schliesslich sah sie mich nur gütig lächelnd an, schüttelte den Kopf. „Natürlich wird es ihn kümmern.

PhantomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt